Am Donnerstag, 12. August, wäre Adolf Leuze 90 Jahre alt geworden. „Wir wollen zeigen, welche Spuren er während seines Lebens hinterlassen hat – und welche Spuren er mit seiner Stiftung begründet hat. Über seinen Tod hinaus ist sein Wirken nicht nur in unserer Stadt spürbar“, sagt Owens Bürgermeisterin Verena Grötzinger. Nicht nur sie schätzt den am 14. April 2014 verstorbenen Unternehmer, viele Owener fühlen sich auch heute noch mit ihm verbunden.
„Adolf Leuze war ein echter Menschenfreund, was in seiner Stiftungssatzung deutlich zum Ausdruck kommt. Auf seine gesellschaftliche Stellung hat er keinen großen Wert gelegt, die Nächstenliebe hat ihn geprägt“, charakterisiert ihn Jochen Bressmer, Vorstand der Adolf Leuze Stiftung. Diesem Geist fühle sich der Stiftungsrat verpflichtet, dementsprechend sei dies auch in der Satzung verankert. „Gutes tun zu dürfen mit fremden Geld – das ist eine tolle Sache. Was ich mache, ist kein typischer Managerjob. Wir wählen satzungskonform im Sinne von Adolf Leuze die Projekte aus“, beschreibt Jochen Bressmer seine Arbeit und bedauert, den Stifter nicht persönlich gekannt zu haben. „Adolf Leuze war ein naturliebender Mensch. Die Mittel aus seiner Stiftung sollen deshalb zum Wohl von Mensch, Tier und Natur eingesetzt werden. Wir überlegen bei jedem Projekt immer: Was würde Herr Leuze dazu sagen?“, erzählt der Vorstand. Wertvolle Hinweise steuere Claudia Schlachtberger, Assistentin der Stiftung, bei.
Als Vision der Stiftung nennt Jochen Bressmer gleich mehrere Beispiele: Die Lebens- und Lernbedingungen für Kinder und Jugendliche verbessern, die Alten- und Seniorenhilfe fördern, Tier- und Naturschutzmaßnahmen unterstützen sowie Forschungs- und Wissenschaftsprojekte fördern. „Auch wenn wir eine verhältnismäßig kleine Stiftung sind, sind wir durchaus aktionsfähig“, sagt der Vorstand selbstbewusst.
„Einen Mehrwert für die Menschen über die Stiftung hinaus zu schaffen, lag Adolf Leuze am Herzen. Dazu zählte auch der Naturschutz und die Sicherung der Kulturlandschaft“, sagt Verena Grötzinger. So ist beispielsweise ein Biotop im Ameisenwinkel ihm zu verdanken. „Wir haben die Sprachförderung in unserer Grundschule früh etabliert, auch die Museumspädagogik lag Adolf Leuze am Herzen, ebenso der his-
torische Stadtrundgang, denn sein besonderes Interesse galt der Geschichte. Deshalb war ihm auch das Geschichtshaus wichtig und er hat uns dabei unterstützt“, erzählt die Stadtchefin. Dort können beispielsweise die Geschichtsdetektive mit der Schule auf Spurensuche gehen.
Zu seinem 80. Geburtstag wollte der Jubilar keine Geschenke, stattdessen richtete er einen Fonds ein, der Familien, Kinder und Jugendliche unterstützt, die sich in einer sozial schwachen Position befinden. „Manchmal haben Familien Schwierigkeiten, das Essensgeld für die Mensa aufzubringen – oder sie können sich das Schullandheim oder den Musikunterricht für ein begabtes Kind nicht leisten. Da springt der Fonds als Alltagshelfer ein. Vielen Familien konnten wir so schon eine große Freude machen“, nennt Verena Grötzinger konkrete Beispiele. Unterrichts- und Elternbegleitung durch eine Sozialpädagogin wird dank Adolf Leuze ebenfalls finanziert. Die Lehrer können die Honorarkraft situationsbedingt anfordern. „Es ist quasi Schulsozialarbeit light“, beschreibt es Verena Grötzinger. Außerdem sind viele Angebote in Schule und Kindergärten möglich: zum Beispiel neue Küche und Evolutionspädagogik. Anlässlich seines 90. Geburtstages konnte die Stiftung diesem Hilfsfonds eine ansehnliche Summe zuführen.
„Das Bürgerbusle war mir eine Herzensangelegenheit. Auch das haben wir dank der Stiftung anschaffen können. Wir stellen es kosten- und mietfrei ,Unser Netz‘ zur Verfügung. So können auch die Senioren am Leben weiterhin teilhaben, wenn wir sie zum Fest auf den Maienwasen, zum Seniorennachmittag oder zum Einkaufen hin- und zurückfahren“, sagt Verena Grötzinger. Anhand dieser Fülle werde deutlich, dass Adolf Leuze Themen der Ortsgemeinschaft ebenso wichtig waren wie Tradition und Zukunftsthemen. „Adolf Leuze ist die Galionsfigur, hinter die wir uns stellen“, fasst es Jochen Bressmer für die Stiftung zusammen.
Der Menschen- und Naturfreund
Adolf Leuze machte 1950 das Abitur und studierte danach Betriebswirtschaft. In das 1861 gegründete Familienunternehmen Leuze Textil trat er 1958 und 1991 in den Verwaltungsrat der zwischenzeitlich gegründeten Leuze Gruppe ein. Dort war er bis zu seinem Tod tätig.
Bereits 1999 gründete er die Adolf Leuze Stiftung.Sie unterstützte in Owen den Umbau des bestehendes Notariatsgebäudes. „Ohne die Stiftung hätten wir uns mit der Umsetzung der Ganztagesbetreuung schwergetan“, sagt Verena Grötzinger. Im Rahmen der „Verlässlichen Grundschule“ wurde damit Raum geschaffen sowohl für die Schulkindbetreuung als auch für eine Mensa.
Das neu geschaffene Gebäude wurde in „Adolf-Leuze-Haus“ umbenannt. Schülerinnen, Schüler und Erzieherinnen fühlen sich in dieser neuen „Schatzkiste“ sehr wohl. Ein angeschlossener Freispielbereich lädt die Kinder zudem ein, sich an der frischen Luft auszutoben. „Die Adolf Leuze Stiftung freut sich über die gelungene Umsetzung der in ihrer Satzung verankerten Förderung der Jugendhilfe, Bildung und Erziehung“, erklärt Jochen Bressmer nicht ohne Stolz.
Auch die Schulen in Neuffen unterstützt die Stiftung bei der neuen Mensa, der Digitalisierung und den neuen Medien. In den Genuss der Mittel kam auch das „Haus Aichele – Therapeutische Hilfe für Kind und Familie“ in Beuren. „Wir unterstützen die psychotherapeutische Institution mit Einzelprojekten. Aktuell steht eine Gebäudesanierung an“, erläutert Jochen Bressmer.
Im Corona-Jahr 2020 half die Stiftung auch überregional. Insgesamt wurden 21 humanitäre Aktionen unterstützt. Der Stuttgarter Verein „Trott-war“ kam ebenso in den Genuss von Stiftungsgeldern wie Caritas, Diakonie, Deutsches Rotes Kreuz, Stiftung Tragwerk, Behinderten-Förderung-Linsenhofen und Erlacher Höhe – ein diakonisches Sozialunternehmen – sowie andere soziale Einrichtungen. Der Schwäbische Albverein wird in Projekten der Kultur- und Landschaftspflege unterstützt, das Römerkastell in Köngen ist ein Beispiel für die Arbeit. „An der Universität Tübingen unterstützen wir an einigen Instituten die Forschung und Entwicklung, insbesondere die Krebsforschung liegt uns am Herzen“, führt Jochen Bressmer aus. ih