Lenninger Tal

Der Traum vom grünen Haus

Interview Mit Holz zum ökologisch nachhaltigen Eigenheim

Mit Holz schreitet der Bau schnell voran.Foto: Daniela Haußmann
Mit Holz schreitet der Bau schnell voran.Foto: Daniela Haußmann

Region. Der Bausektor verschlingt Unmengen von Rohstoffen. Ressourcenschonung, Klima- und Umweltschutz sollten deshalb laut Andreas Banzhaf bei der Realisierung von Bauvorhaben eine große Rolle spielen.

Herr Banzhaf, bauen mit Holz – Top oder Flop?

Andreas Banzhaf: Anders als Gesteinsmaterial, das für die Bauindustrie in Steinbrüchen, Sand- und Kiesgruben unwiederbringlich und unter enormem Landschaftsverbrauch abgebaut wird, wächst Holz nach. Für den Baustoff Holz spricht zudem die Tatsache, dass Bäume für ihr Wachstum Kohlenstoff benötigen. Den gewinnen Sie durch Umwandlung von CO2 in Kohlenstoff und Sauerstoff, die sogenannte Photosynthese. In einem Kubikmeter Holz steckt deshalb rund eine Tonne CO2. Ein Holzhaus trägt deshalb keinen CO2-Rucksack, sondern liefert sogar einen Bonus.

Nachhaltig baut aber nur, wer heute schon an die Wiederverwertung nach dem Abbruch denkt. Wie sieht das bei Holz aus?

Banzhaf: Holz ist der natürlichste Baustoff überhaupt. Während bei Konstruktionen aus anderen Rohstoffen das ökologische Problem der Entsorgung auftaucht, können Produkte aus Holz klimaneutral als Brennstoff genutzt werden. Holzfaserdämmungen oder Balken lassen sich, in Abhängigkeit von ihrem Zustand, wiederverwenden, oder zu einem anderen Holzprodukt weiterverarbeiten. Holz ist im Grunde zu 100 Prozent recyclingfähig. Es hilft also, knappen Deponieraum zu sparen.

In punkto Klimaschutz stehen die Städte vor großen Herausforderungen. Bietet der Holzbau eine Lösung?

Banzhaf: Neue Bauprojekte werden heute häufig im Siedlungsgebiet und nicht mehr auf der grünen Wiese realisiert. Deshalb profitieren vor allem Städte vom Baustoff Holz. Er bringt wenig Gewicht mit. Im Vergleich zu anderen Baustoffen, kann mit einer Lkw-Ladung ein größeres Volumen an verwertbarem Material bewegt werden. Die Gesamtzahl der Frachtladungen fällt bei Holz also geringer aus. Jeder Transport, der eingespart wird, entlastet das Verkehrsaufkommen. Das reduziert nicht nur den Kraftstoffverbrauch, sondern auch den CO2-Ausstoß und die Feinstaubbelastung. Als größter Bauträger überhaupt, sollte die öffentliche Hand deshalb bei der Wahl der Holzbauweise mit gutem Beispiel vorangehen.

Wie ist es um die Nachfrage bestellt?

Banzhaf: Obwohl die Menschheit seit Jahrhunderten mit Holz baut, zögern viele Architekten, Ingenieure und Bauherren, auf den nachwachsenden Rohstoff zurückzugreifen. Es fehlen schlichtweg Fachleute, die sich im Holzbau auskennen. Stattdessen dominieren oft Vorbehalte in Bezug auf Brand- und Schallschutz. Trotz aller guten Vorsätze Klima- und Umweltschutz betreiben zu wollen, wird häufig doch massiv gebaut. Und das, obwohl die Vorurteile beim Brandschutz nicht den Tatsachen entsprechen und sich optimale Schalldämmung durch intelligente Konstruktionen erzielen lässt.

Sie sprechen von Vorbehalten. Ist im Holzhaus der Wurm drin?

Banzhaf: Auch so ein Klischee, das sich hartnäckig hält. Modernes Bauholz wird einer Hitzebehandlung unterzogen, bei der unter anderem Holzschädlinge absterben. Außerdem senkt die Trocknung den Feuchtigkeitsgehalt des Materials auf zehn bis 13 Prozent ab. Die normgerechte Verwendung von Holz beugt einem Neubefall vor.Daniela Haußmann

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