Lenninger Tal

Dezentrale Standorte angeschoben

Die Gemeinde Lenningen treibt Flächen in Unterlenningen, Gutenberg und Schopfloch voran

Um Flüchtlinge integrieren zu können, setzt Lenningen auf kleine Standorte bei der Flüchtlingsunterbringung. Drei Areale werden auf den Weg gebracht.

Am Fuß der Gutenberger Steige könnte Lenningen künftig Flüchtlinge unterbringen. Dazu braucht es jedoch erst einen Bebauungsplan
Am Fuß der Gutenberger Steige könnte Lenningen künftig Flüchtlinge unterbringen. Dazu braucht es jedoch erst einen Bebauungsplan.Foto: Carsten Riedl

Lenningen. „Wir sind nicht scharf auf Neubauten“, betont Lenningens Bürgermeister Michael Schlecht. „Aber die Resonanz in der Bevölkerung auf unsere Aufrufe ist äußerst bescheiden.“ Seit Monaten sucht die Gemeinde händeringend nach Wohnungen für die sogenannte Anschlussunterbringung von Flüchtlingen. Jedes Einfamilien- oder Doppelhaus, das die Kommune zu vernünftigen Konditionen kaufen könne, sei ihm lieber als neue Gebäude, die man unter Umständen nach ein paar Jahren wieder abreißen müsse, so der Rathauschef.

Mangels Alternativen ebnet die Gemeinde nun den Weg, um unter anderem in Unterlenningen, Gutenberg und Schopfloch Wohnraum für Flüchtlinge zu schaffen. Favorisiert werden kleinere Einheiten mit maximal 30 Plätzen, die die Integration erleichtern. Um bauen zu können, müssen für die drei Standorte Bebauungspläne geändert beziehungsweise aufgestellt werden.

In Unterlenningen hat sich die Gemeinde für eine Ackerfläche zwischen Bahnlinie und Eisenbahnstraße entschieden. Der einstige Plan, dort einen Parkplatz für ein intensiver genutztes Freizeitgelände „Im Buch“ zu bauen, ist hinfällig. Nun werden die Voraussetzungen dafür geschaffen, dass auf dem Grünstreifen ein Doppelhaus errichtet werden kann. Notwendig ist dafür eine Änderung des Bebauungsplans „Letten-Wuhl“. „Wir wollen hier keine Container aufstellen, sondern reden über ein Doppelhaus, das später noch vermietet werden kann“, sagt Lenningens Bürgermeister Michael Schlecht. Die angrenzende Bahnlinie macht eine Lärmanalyse notwendig. Zum Thema Artenschutz hat die Gemeinde bereits Untersuchungen vorgenommen.

Nicht um eine klassische Wohnbebauung geht es hingegen beim Vorhaben für die Anschlussunterbringung in Gutenberg. Am Fuß der Steige hat die Gemeinde im Gebiet „Ulmer Straße“ das ehemalige Areal der Firmen Schmid und Jauss ausgeguckt. Weil Wohnen und Gewerbe in dem Bereich bisher nicht durchmischt sind, muss es für eine Unterbringung von Flüchtlingen als „Sondergebiet“ ausgewiesen werden. Vor einer späteren anderweitigen Nutzung wäre es nötig, den Gebietscharakter entsprechend zu ändern. Um auf den drei Grundstücken Wohnraum für Flüchtlinge schaffen zu können, braucht es im Rahmen der Aufstellung eines Bebauungsplans einen Umweltbericht. „Sollte sich also he­rausstellen, dass es dort Haselmäuse gibt, haben wir ein Problem“, so Schlecht.

In Schopfloch möchte die Gemeinde nördlich des Gewerbegebiets Härtwasen auf zwei Grundstücken einen Standort für eine Flüchtlingsunterkunft auf den Weg bringen. Gemäß dem Flächennutzungsplan handelt es sich um ein Areal, das lediglich von Betrieben genutzt werden kann. Weil im Rahmen der vorläufigen Unterbringung vorübergehend auch in Gewerbegebieten Unterkünfte für Asylbewerber erstellt oder bezogen werden dürfen, setzt die Gemeinde darauf, dass dies auch im Rahmen der Anschlussunterbringung zulässig ist. Wie Schlecht erklärt, ermöglicht der Bebauungsplan nicht nur das Unterbringen von Asylbewerbern, sondern auch das Ausdehnen des Gewerbes im Härtwasen. Um den Bebauungsplan aufstellen zu können, ist ebenfalls eine Umweltprüfung nötig.

„Wir müssen sicher nicht alle Standorte umsetzen, aber wir wollen vorbereitet sein“, so der Rathauschef. „Zu gegebener Zeit entscheiden wir, wo wir welche Einheiten machen.“ Er plädiert auch dafür, nicht jede Unterkunft komplett zu belegen.

Für das Gebiet „Letten-Wuhl“ in Unterlenningen fasste der Gemeinderat den Aufstellungsbeschluss zur zweiten Änderung des Bebauungsplans, und er votierte für das Aufstellen der beiden Bebauungspläne „Obere Burgäcker-Erweiterung“ im Schopflocher Härtwasen und „Ulmer Straße“ in Gutenberg.

Weitere Optionen

Alternativen: Im Frühjahr waren auch das „Leki-Areal“ in Brucken, das Rathaus in Hochwang und ein Grundstück in Schlattstall für die Anschlussunterbringung von Flüchtlingen ins Auge gefasst worden. Mit dem Eigentümer des „Leki-Areals“ verhandelt die Gemeinde Lenningen noch, für die Sanierung des Hochwanger Rathauses müssen die Kosten noch geschätzt werden, und das in Schlattstall favorisierte Gelände wurde inzwischen als Bauplatz an Privatleute verkauft, weil die Flüchtlingsunterbringung zu teuer gewesen wäre. Zahlen: Derzeit werden die Zahlen für die Anschlussunterbringung etwas nach unten korrigiert. Bislang ging man in Lenningen davon aus, im kommenden Jahr Wohnraum für 75 bis 90 Menschen schaffen zu müssen. Aktuell nimmt Schlecht an, dass 2017 genau wie dieses Jahr 46 Menschen eine Unterkunft brauchen.ank