Lenninger Tal

Die Alb ist nicht der Europapark

Wer sicher ans Ziel kommen will, sollte Ausflüge in die Natur vorausschauend planen

Für Wanderer, Radfahrer und Kletterer ist die Schwäbische Alb ein beliebtes Ausflugsziel. Um den Abstecher ins Grüne ungetrübt genießen zu können, gilt es, einige Regeln zu beachten. Die Zahl der Zwischenfälle hat sich laut der DRK Bergwacht Württemberg, Bereitschaft Stuttgart, im Vergleich zum Vorjahr schon jetzt verdoppelt.

Edgar Balzer (auf dem Autodach zu sehen), Sandra Rausch (stehend in der Fahrzeugtüre), Tobias Pfefferkorn (kniend im Vordergrund
Edgar Balzer (auf dem Autodach zu sehen), Sandra Rausch (stehend in der Fahrzeugtüre), Tobias Pfefferkorn (kniend im Vordergrund rechts außen), Moritz Zeiger (kniend im Vordergrund in der Mitte), Christian Müller (links außen vor dem Fahrzeug stehend) und ihre Kameraden von der DRK Bergwacht Württemberg, Bereitschaft Stuttgart, leisten bei Notlagen zusammen mit der Bereitschaft Esslingen an Wochenenden wichtige Hilfe. Fotos: Daniela Haußmann

Lenningen. Rund 23 Unfälle ereigneten sich im Jahr 2014 im Landkreis Esslingen beim Freizeitvergnügen im unwegsamen Gelände. Das aktuelle Einsatzjahr der Bergwachten ist noch nicht zu Ende, und schon jetzt mussten die Kameraden im Kreis zu 44 Zwischenfällen ausrücken, um Wanderern und Freizeitsportlern in Not zu helfen. „Immer mehr Menschen zieht es zur Naherholung oder für Kurzurlaube in die Natur“, berichtet Edgar Balzer. „Gleichzeitig nimmt die Zahl neuer Sportarten zu. So ergeben sich mehr Situationen, in denen Hilfeleistungen erforderlich sind.“

Wer Touren auf der Schwäbischen Alb unternimmt, sollte Streckenverläufe und Etappenziele gut planen, wie der Leiter der Bereitschaft Stuttgart, die in Schopfloch sitzt, betont. Dank virtueller Karten und GPS sei es einfach geworden, reizvolle Ziele in der Natur zu lokalisieren und die Routen, die zu ihnen führen, zusammenzustellen. „Doch die wenigsten machen sich bei den Planungen Gedanken darüber, ob die Tour ihrer körperlichen Fitness angepasst ist“, so Sandra Rausch. „Wichtig wäre, an Etappenziele, an Pausen zu denken, und die Strecke so zu planen, dass sie beispielsweise an Gasthöfen vorbeiführt, in denen gegessen und getrunken werden kann.“

In vielen Fällen würden Menschen bei den Einsätzen, zu denen Rausch und ihre ehrenamtlichen Bergwachtkollegen gerufen werden, an erster Stelle um etwas zu trinken zu bitten. Es ist klar ein Zeichen dafür, dass die meisten ihren Flüssigkeitshaushalt nicht genau im Blick haben. „Die Schwäbische Alb ist eben nicht der Europapark“, sagt Edgar Balzer. „Wer hier seine Freizeit verbringt, sollte genügend Proviant und Sonnencreme einpacken, Wanderschuhe anstatt Sandalen tragen und eine lange Hose, wenn man sich vor Zecken schützen will.“

Empfehlenswert ist laut Moritz Zeiger, jemanden über die Freizeitaktivität im Grünen zu informieren. Wichtig sei dabei, den Streckenverlauf und die Dauer des Ausflugs zu benennen. Angehörige könnten so im Ernstfall Hilfskräfte verständigen und wertvolle Angaben machen, die das Finden erleichtern. „Wanderer sollten sich merken, wo sie ihr Auto geparkt haben und in welche Himmelsrichtung sie aufgebrochen sind“, erklärt Zeiger. „Das hilft, die Suche einzugrenzen.“

Kurzsichtig handelt, wer sich nur auf das Smartphone oder das GPS verlässt, da auf der Alb Funklöcher nicht ungewöhnlich sind. „Zusätzlich eine Wanderkarte mitzunehmen ist deshalb hilfreich“, so Edgar Balzer. „Es ist auch kein Fehler, die an Wanderparkplätzen vorhandenen Schilder mit Karten abzufotografieren, um die Orientierung nicht zu verlieren.“ Wer im Notfall die 112 wählt, wird zuallererst nach seinem Standort gefragt. Ob kleine Kratzer, blutende Schürfwunden oder andere Verletzungen: Erste-Hilfe-Sets können gute Dienste leisten, wenn es darum geht, wieder auf die Beine zu kommen. „Leider haben nicht viele dieses Set dabei, das Pflaster, Verbandsmull, Kompressen, Einweghandschuhe, Reinigungstücher und eine Rettungsdecke enthält“, berichtet Moritz Zeiger, der jedem Wanderer und Freizeitsportler dazu rät, ein solches Set stets im Rucksack dabei zu haben.

Immer wieder kommt es laut Sand­ra Rausch vor, dass sich Kletteranfänger an den Felswänden auf der Alb versuchen und sich dabei verletzen oder im schlimmsten Fall abstürzen. „Wer glaubt, dass das Klettern nur im Hochgebirge anspruchsvoll und gefährlich ist, täuscht sich“, sagt Rausch. „Auch die Felswände an der Schwäbischen Alb haben es in sich.“ Wer sie erklimmen will, sollte einen fortgeschrittenen, erfahrenen Kletterer mitnehmen. „Das Klettern in der Halle ist nicht mit dem am Fels vergleichbar“, gibt Sandra Rausch zu bedenken.