Lenninger Tal

Die Alb setzt auf eine Karte

Tourismus „Alb Inclusive“ ist bei der „AlbCard“ durchaus wörtlich zu nehmen: Wer sie hat, kann mehr als 125 Attraktionen auf der Schwäbischen Alb umsonst nutzen. Er muss nur mindestens einmal übernachten. Von Thomas Zapp

Vom Reussenstein ergeben sich tolle Ausblicke. Foto: Carsten Riedl
Vom Reussenstein ergeben sich tolle Ausblicke. Foto: Carsten Riedl

Der Boßler flößt mir einigermaßen Respekt ein, aber Guide Andreas Böhringer hat keine Zeit für Zweifel. „Wir schalten den Turbo ein und lassen es richtig krachen“, sagt der Inhaber des Gruibinger Touren-Anbieters „con-la-natura“. Das „Centurio“-E-Bike hat glücklicherweise eine „Turbo-Einstellung“, mit der auch der untrainierte Radfahrer den Anstieg auf 800 Höhenmeter weitgehend unbeschadet überstehen kann. „Man muss sich nicht quälen, kann es aber“, erklärt Böhringer, der in seiner Freizeit selbst Mountainbike-Rennen fährt. Für diesen Fall hat das Pedelec den Eco-Modus, bei dem der Eigenanteil an der Fortbewegung deutlich höher liegt. Die Qualen an- oder abstellen und dabei auf einem 2300-Euro-Bike das saftige Grün des Alb-Plateaus genießen, das ist regionale Urlaubs-Qualität. Und das Beste daran: Ich bekomme sie umsonst.

Denn für die Reportage wurde mir die „AlbCard“ zur Verfügung gestellt. Der Werbeslogan „Alb Inclusive“ für das Heftchen mit Faltplan ist durchaus wörtlich zu nehmen. 125 Attraktionen auf der Schwäbischen Alb können Besucher mit ihr gratis nutzen, inklusive An- und Abfahrt mit Bus oder Bahn. Einzige Voraussetzung: Man muss in einem von 130 teilnehmenden Hotels, Gasthöfen oder Ferienwohnungen nächtigen. „Schon ab einer Übernachtung bekommt der Gast die ,AlbCard‘“, sagt Hanna Müller vom Schwäbischen Tourismusverband.

„Das ist ein super Angebot, nur kennt es dummerweise kein Mensch“, bemängelt Peter Böhringer. Das deckt sich mit den Erfahrungen eine knappe Stunde zuvor auf der Sommerrodelbahn in Donnstetten. Dort klappt der Ticket-Erwerb auch mit der Handy-Anwendung an der Kasse zwar problemlos. Aber bei Hinweisen oder Werbetafeln vor Ort für dieses tolle Angebot heißt es: Fehlanzeige. Familie Esposito aus Ludwigsburg hat einen Tagesausflug nach Donnstetten unternommen und war tags zuvor im Urwelt-Museum Holzmaden. Hätten sie zwischendurch bei einem teilnehmenden Hotel oder Gasthof übernachtet, könnten sie und ihre Kinder die Dinos und den Sommerschlitten umsonst genießen. „Davon haben wir noch nie etwas gehört“, sagt Mutter Dalia Esposito, die das Angebot interessant findet.

Die Idee hinter der „AlbCard“ ist relativ einfach: Die teilnehmenden Übernachtungsbetriebe zahlen einen Anteil an den Tourismusverband. Der schüttet dann anteilig die Gelder an die Anbieter der Attraktionen aus. Im Falle von Peter Böhringer sind das 50 Prozent. „Immer noch besser die Hälfte von etwas als gar nichts“, sagt der unterhaltsame Tourenguide, der auch passionierter Taucher und Rallye-Fahrer ist. Bislang ist er aber eher von den Initiativen enttäuscht. „Es sollte schon früher Geld für den heimischen Tourismus geben. Aber als die Wirtschaft brummte, ist das wieder in Vergessenheit geraten“, sagt er. Jetzt gäbe es wieder eine neue Chance: Der heimische Tourismus kommt in Mode, und die Verbände nehmen Geld in die Hand. Doch Anbieter wie „con-la-natura“ können nicht richtig davon profitieren. Denn Böhringers Hauptkunden sind Firmen, die für ihre Mitarbeiter Touren als „Team-Building“ anbieten oder auch auswärtige Firmen, die in Stuttgart auf Messebesuch sind und ihr Freizeitprogramm gestalten wollen. „Die sind gerade auf Null gefallen“, sagt Böhringer, der dadurch auf zehn Prozent seines normalen Umsatzes kommt. Dabei hatte sich das Jahr so gut angelassen, die Buchungen waren top.

Umso wichtiger ist es, dass fleißig geworben wird. Denn es gibt allein auf der zweistündigen Mini-Tour wahnsinnig viel zu sehen. „Als der Tacho 61 zeigt, ziehe ich doch mal die Bremsen. Das „Centurio“-E-Bike reagiert beruhigenderweise sofort. Zwischen dem Boßler auf 800 Meter Höhe und der Burgruine Reußenstein auf 760 Metern gibt es einige Zwischen-Abfahrten, die es in sich haben. Dann geht es ins Tal zum Fils-Ursprung und weiter von Wiesensteig unter der spektakulären ICE-Baustelle nach Mühlhausen im Täle zurück zum Ausgangspunkt. Die Glückshormone gibt es zur erfrischenden Fruchtschorle noch gratis dazu. Die gehören wahrscheinlich ebenfalls zu den alb-inklusiven Leistungen der Alb-Card.

Infos zu den Leistungen und Rabatten der „AlbCard“ gibt es auf www.schwaebischealb.de/albcard

Rasante Abfahrt in Donstetten: Foto: Carsten Riedl
Rasante Abfahrt in Donstetten: Foto: Carsten Riedl