Lenninger Tal
Die „Alte Backstube“ heizt ein

Gastronomie Hannes Runknagel und Alexander Reuß haben in Erkenbrechtsweiler mithilfe von Leader eine Bäckerei umgebaut. Geplant sind kulinarische Events. Von Anke Kirsammer

Der Endspurt ist eingeläutet: Am 3. Dezember öffnet die „Alte Backstube“ in Erkenbrechtsweiler offiziell. Jeden Freitag um 17 Uhr startet in der Kirchstraße 5 eine After-Work-Party, oder „Noch-Am-Gschäfd-Fescht“, so heißt es auf der Homepage waschecht älblerisch. 15 Monate lang haben Hannes Runknagel und Alexander Reuß gewerkelt und die einstige Bäckerei umgemodelt. Urgemütlich und doch modern – so lässt sich die Einrichtung umschreiben. Sämtliche Möbel sind Unikate aus massivem Eichenholz. Die „Alte Backstube“ gehört zu den Vorzeigeprojekten von „Leader Mittlere Alb“. Noch sind keine Zuschüsse geflossen, doch rechnet Hannes Runknagel damit, dass 40 Prozent der „förderfähigen Umbaukosten“, wie es im Bürokratendeutsch heißt, übernommen werden.

Bislang wurde nur Essen zum Mitnehmen angeboten. „Das läuft super“, sagt der 43-Jährige. „Wir sind jedes Mal ausverkauft.“ Weil der Brotbackofen dringeblieben ist, können an einem Abend auch mal 400 halbe Hähnchen gebrutzelt werden. Haxen, Pulled Pork, Wild – einmal im Monat soll es samstags künftig Events mit derlei Leckereien geben. – „Essen, die nur richtig gut werden, wenn man viel davon macht“, sagt Hannes Runknagel. Weder er noch Alexander Reuß kommen aus der Gastronomie. Vielmehr bezeichnen sich der Elektroniker und der Mann mit kaufmännischem Hintergrund als ambitionierte Hobbyköche. Gut bürgerliches, deftiges Essen ist ihr Ding. „Da kennen wir uns aus und sind ziemlich kreativ.“

Regional heißt das Zauberwort. Das Fleisch stammt von umliegenden Metzgereien, Kartoffeln und Eier von Höfen um die Ecke. Bier beziehen sie von einer kleinen Brauerei aus dem Raum Tübingen. Der Wein kommt ebenfalls aus der Region. Der Tradition des Hauses gemäß werden natürlich auch Brot, Knauzen, Zwiebel- und Scherrkuchen selbst gebacken. Apropos Tradition: In den 50er Jahren traf man sich „im Weiler“ in der Kirchstraße zum Tanzen. Eine Bildergalerie zeugt von den Zeiten des Tanzcafés. Heute wie damals soll die „Alte Backstube“ das Dorfleben bereichern.     

Bei der wöchentlichen After-Work-Party werden hinsichtlich des Essens sprichwörtlich kleinere Brötchen gebacken. Das Rezept für den geselligen Start ins Wochenende sind feine Speisen und Cocktails. „Die Leute warten auf was“, so der Eindruck von Hannes Runknagel, der froh ist, dass es – sofern es die Coronalage – erlaubt, jetzt endlich richtig losgeht. Der „Notfallplan“ ist , vorerst eben weiter auf „To-go“ zu setzen. Stehen keine eigenen Veranstaltungen an, kann die „Alte Backstube“ auch gemietet werden. Sie eignet sich für Hochzeiten, Geburtstage und andere Feiern. 50 Leute haben in dem Innenraum Platz, zu dem auch zwei Lounges, eine Bar und ein gemütlicher Holzofen gehören. Im Sommer kommt noch ein Außenbereich hinzu.

Untergebracht haben Hannes Runknagel und Alexander Reuß in dem Gebäude neben einer Mietwohnung auch ein Gästezimmer für zwei Personen und eine Ferienwohnung für vier Personen. Auch dafür gab es Geld über „Leader“. Schlemmen, feiern, mieten, übernachten – so lautet der Slogan der „Alten Backstube“. Das Konzept könnte aufgehen.  

Nähere Informationen gibt es im Internet unter www.diealtebackstube.de

Lenningen will bei „Leader“ mitmachen

Lenningen. Der Kelten-Erlebnis-Pfad am Burrenhof, die „Alte Backstube“ und das Backhaus in Erkenbrechtsweiler – all das sind Projekte, die von „Leader Mittlere Alb“ gefördert wurden. Bislang sind 20 Kommunen aus vier Kreisen Mitglied. Nun soll die Förderkulisse erweitert werden. Beitreten möchte auch die Gemeinde Lenningen. Bürgermeister Michael Schlecht warb dafür: „Wir haben zwar kein konkretes Projekt auf dem Zettel. Im einen oder anderen Ortsteil sieht der Rathauschef durch einen Beitritt aber Chancen bezüglich der Gastronomie oder des Einzelhandels.

Bei „Leader“ handelt es sich um ein Förderprogramm der EU zur Entwicklung des ländlichen Raums. Auch das Land beteiligt sich an der Finanzierung der Projekte. In der Aktionsgruppe Mittlere Alb sind 20 Kommunen aus vier Landkreisen Mitglied. Hinzu kommen sollen nun weitere fünf Kommunen. Seit 2015 wurden 56 Projekte mit gut 4,4 Millionen Euro bezuschusst. Gestärkt wurden damit etwa die regionale Wirtschaft, das soziale und kulturelle Leben und die interkommunale Zusammenarbeit. Zu den Antragstellern gehören öffentliche Einrichtungen genauso wie Vereine, Privatpersonen und Firmen.

Ziel für die nächsten sieben Jahre ist, die Region weiterzuentwickeln, indem Leader Mittlere Alb fortgeführt wird. „Es besteht noch ein großes Potenzial an Themen und Projekten, die gefördert werden können“, heißt es dazu in dem Papier, mit dem sich die Aktionsgruppe für den neuen Förderzeitraum bewirbt. Weil sich das Verständnis des ländlichen Raums verändert hätte, sehen die Verantwortlichen neue Aufgaben: Dazu gehören der Wohnungsmarkt, Klimaschutz sowie Gesundheit und Mobilität. „Wir laden die Kommunen und die Bürger ein, sich einzubringen“, so die Regionalmanagerin Elisabeth Markwardt im Gemeinderat. „Sie haben Ideen, wir fördern.“

Gemeinderätin Alice Kurz lobte das sehr umfassende, direkt greifbare Konzept. Auf ihre Frage, ob auch schulische Angebote förderfähig sind, nannte die Leader-Fachfrau beispielhaft ein Projekt in Trochtelfingen. Dort haben verschiedene Akteure gemeinsam eine Kletterwand eingebaut. Einschränkend sagte Elisabeth Markwardt: „Prinzipiell ausgeschlossen sind Pflichtaufgaben.“ Auch Michaela Gernert ist überzeugt, dass die Kommune von einem Beitritt profitiert. Bevor „Tante M“ in Schopfloch eröffnet wurde und man in der Ortschaft kurz vor der Gründung einer Genossenschaft stand, habe sie bedauert, dass Lenningen nicht Mitglied ist. Der Beitrag, den die Gemeinde leisten muss, liegt bei jährlich 4600 Euro. Einstimmig bekundete der Rat die Absicht, Leader Mittlere Alb beizutreten. Anke Kirsammer