Lenninger Tal

Die Artenvielfalt erhalten

Wiesenmeisterschaft im Biosphärengebiet: Auch Landwirte aus der Region rund um die Teck zählen zu den Siegern

Zehn Jahre nach der ersten Wiesenmeisterschaft auf der Schwäbischen Alb fand in ­diesem Jahr eine zweite ­Wiesenmeisterschaft im ­Biosphärengebiet Schwäbische Alb statt. Rund 40 Flächen wurden von Landwirten aus den ­Kreisen Esslingen, Reutlingen und ­Alb-Donau angemeldet.

Die Artenvielfalt erhalten
Die Artenvielfalt erhalten

Lenningen/Owen. Die vom Biosphärengebiet Schwäbische Alb geförderte Wiesenmeisterschaft wurde vom Verein Blumenwiesen-Alb in Zusammenarbeit mit den Kreisbauernverbänden Esslingen, Reutlingen und Ulm-Ehingen, den Landschaftserhaltungsverbänden Alb-Donau-Kreis und Reutlingen, dem Landkreis Esslingen und dem LAZBW Aulendorf durchgeführt. Die Projektkoordination oblag dem Institut für Agrarökologie und Biodiversität (IFAB). Ziel der Meisterschaft ist es, die Leistungen der Landwirte und Bewirtschafter zum Erhalt der Artenvielfalt auf Wiesen und Weiden zu würdigen.

Die von den Landwirten angemeldeten Flächen wurden Mitte bis Ende Mai eingestuft. Daraus ergab sich eine Wiesen-Vorauswahl. Die Spitzenreiter wurde dann im Juni von der achtköpfigen Jury beurteilt. Mit viel Sachverstand wurden die Wiesen begutachtet. Die Besichtigungsroute verlief von Pfullingen über Neuffen, Beuren, Owen, das Lenninger Tal hinauf, dann über die Alb nach Schelklingen und über Erbstetten und Granheim bis nach Bremelau.

Es gibt jeweils drei Preise in den drei Kategorien artenreiche Magerwiesen, artenreiche Fettwiesen und artenreicher Gesamtbetrieb sowie einen Sonderpreis für eine artenreiche Weide, die aufgrund ihrer Bewirtschaftung nicht mit den Mähwiesen vergleichbar ist. Wer welchen Platz belegt, wird auf dem Kartoffelfest in Sankt Johann am Mittwoch, 9. September, bekannt gegeben.

Die Sieger kommen auch aus der Teckregion, zum Beispiel Sven Hild vom Jushof in Neuffen und Michael Kuch vom Sulzburghof in Unterlenningen. Kuchs Betrieb ist vielseitig aufgebaut, neben der Landwirtschaft, mit 145 Hektar Fläche, 50 Stück Milchvieh, Kartoffelanbau und einigem Streuobst, gehört zur Kuch GbR eine Direktvermarktung mit Hofladen, Café und Bäckerei. Abgesehen von den eigenen Backwaren, Kartoffeln, dem Apfelsaft und der Milch wird auch ein Mittagstisch angeboten. Kuch bewirtschaftet 100 Hektar Grünland, davon sind 18 Hektar FFH-Fläche (Flora-Fauna-Habitat). Die für die Wiesenmeisterschaft angemeldeten artenreichen Flächen dienen den Rindern als Weide. Die Gewinnerfläche wird zwei Mal im Jahr abgeweidet und ist typisch im Bestand ausgeprägt – durch die Trittstellen und die örtliche Düngergabe der Kühe ergibt sich ein kleinräumiges Mosaik. Flockenblumen, Witwenblumen, Primeln, Milchkräuter und weitere Blumenarten lassen sich hier finden.

Zu den Siegern zählt auch Christoph Röhner aus Gutenberg, der einen Betrieb mit 105 Hektar im Nebenerwerb bewirtschaftet. Von den 100 Hektar Grünland sind etwa 40 Hektar Weideland und etwa 60  Hektar Mähflächen für Heu, Öhmd und Silage. Röhner hält Schafe, etwa 300 Merino-Muttertiere sowie 70 ­Zeburinder und setzt diese zur Landschaftspflege ein. Zudem wird die Landschaft auch manuell und mit Spezialmaschinen gepflegt. Weitere Betriebszweige sind die Brennholzverarbeitung sowie die Vermarktung der Wurst von Schaf und Zebu beziehungsweise des

„Wir machen eigentlich gar nichts – die Arten kommen von selbst“

Lamm- und Zebufleischs. Auf den Wiesen von Christoph Röhner wird man von so einem bunten Blütenmeer umgeben, dass man gar nicht weiß, wo man als erstes genauer hinschauen soll.

Ein weiterer Sieger: Jörg Schmid aus Owen. Nicht nur die Jury der Wiesenmeisterschaft interessiert sich für seine Fläche. Auch die Universität Hohenheim untersucht die Bestandszusammensetzung bei unterschiedlicher Bewirtschaftung. An seiner Bewirtschaftung muss der Vollerwerbslandwirt aber gar nichts ändern: Unter Berücksichtigung des Standorts wird ein guter Futterwert erzielt, während gleichzeitig der ökologische Wert sehr hoch ist. „Wir machen eigentlich gar nichts, die Arten kommen von selbst“, sagt Jörg Schmid bescheiden. Ohne die traditionelle sanfte Düngung mit Schaf-Festmist und eine späte Mahd sähe die Wiese aber sicherlich ganz anders aus.

Zum Betrieb gehören 137 Hektar, wovon 40 Hektar als Mähweiden genutzt werden, 67 Hektar als Schafweiden mit vier Weidegängen pro Jahr. Auch 7,5 Hektar FFH-Flächen (Flora-Fauna-Habitat-Wiesen) werden von Schmid bewirtschaftet, wobei es, wenn es nach ihm ginge, gerne mehr sein dürften. Die 550 Merino-Mutterschafe und 100 Burenziegen dienen der Landschaftspflege; diese Arbeit wird durch eine maschinelle Pflege ergänzt. Verarbeitet werden nur die Lämmer und Ziegenkitze – neben Wurst, Salami oder Fleisch kann man sich auch bei der „Mauldasch to go“ oder dem „Teckburger“ von dem Geschmack überzeugen. pm

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