Lenninger Tal

Die Bahn stellt die Weichen

Bruckener Übergänge sollen sicherer werden – Bislang blieb es bei Blechschäden

Schon mehrfach gab es in Brucken Karambolagen auf den Schienen. Nun möchte die Bahn die Gefahrenpunkte mit unterschiedlichen Ideen beseitigen.

Bislang der einzige beschrankte Bahnübergang in Brucken. Tücken birgt das Sträßchen, das parallel zu den Gleisen verläuft. Um di
Bislang der einzige beschrankte Bahnübergang in Brucken. Tücken birgt das Sträßchen, das parallel zu den Gleisen verläuft. Um die Zufahrt zu entschärfen, favorisiert die DB Netz AG eine rückwärtige Erschließung der Gebäude. Foto: Jean-Luc Jacques

Lenningen. Weil dreimal bereits Fahrzeuge die Bahn zum Tanz aufgefordert haben, wie Lenningens Bürgermeister Michael Schlecht es salopp umschrieb, schleichen die Züge durch Brucken. Doch bezieht sich das lediglich auf die Geschwindigkeit. Mehrfaches Pfeifen kündigt die Ankunft der Teckbahn in dem Lenninger Ortsteil lautstark an – insbesondere frühmorgens und spätabends eine Belastung für die Anwohner. Nun stellt die Bahn die Weichen: Die Übergänge sollen umgemodelt und dadurch sicherer beziehungsweise geschlossen werden.

Für Fahrzeuge ganz wegfallen soll nach dem Willen der DB Netz AG der Bahnübergang an der Haltestation in Brucken. Der schmale Weg dient ausschließlich dem landwirtschaftlichen Verkehr. Herannahende Züge sind erst spät erkennbar, und der Übergang würde zum Hindernis, sollte der Bahnsteig einmal behindertengerecht umgebaut werden.

Wer von Brucken auf sein Stückle jenseits der Bahnlinie will, soll künftig den bereits bestehenden Übergang direkt hinter der Bebauung am Radweg Richtung Owen nutzen. Derzeit ein unscheinbarer Wiesenweg und lediglich mit Andreaskreuzen gekennzeichnet, würde der Bahnübergang mit Halbschranken sowie einer Lichtzeichenanlage versehen und so verbreitert, dass sich ein Auto und ein Lastwagen begegnen können. Schleppkurven auf beiden Seiten sollen die Zufahrt zu dem Überweg vereinfachen.

Weitaus kniffliger stellt sich die Situation innerörtlich am Y-Bahnübergang an Kanal- und Steigstraße dar. Insbesondere Müllfahrzeuge haben hier Mühe, in den engen Gassen zu rangieren, ohne dabei die Gleise zu berühren. Die nun favorisierte Lösung basiert ebenfalls auf Schleppkurven, einer verbreiterten Fahrbahn, einem kleinen Wendehammer am oberen Ende der Steigstraße und Halbschranken. „Ziel ist, dass Müllfahrzeuge den Übergang nur vorwärts befahren“, so Martin Schweda, Mitarbeiter der DB Netz AG. Eine He­rausforderung werde sein, den Knoten umzubauen und weder die Bahnstrecke noch Straßen zu sperren.

Seine Tücken hat derzeit auch der Bahnübergang an der B 465 am Ortsausgang von Brucken Richtung Unterlenningen. „Vorsicht Zug, bitte nicht rückwärts in die Bundesstraße einfahren“, prangt als entsprechender Warnhinweis an den Parkplätzen des dortigen Blumenladens. Nähert sich die Bahn, werden Kunden oder ausfahrende Anlieger derzeit lediglich durch ein Andreaskreuz und rotes Licht gewarnt. Eine Verlegung der Gleise, der Bundesstraße oder der Bau einer Eisenbahnüberführung, so lauteten Varianten, die jeweils über eine Million Euro verschlungen hätten, um die Zufahrt zu entschärfen. Weiter verfolgt wird von den Planern nun eine mit 416 000 Euro vergleichsweise günstige Lösung. Sie beinhaltet eine rückwärtige Erschließung der Grundstücke über die Wehrstraße und würde auch das Anlegen von Parkplätzen für das Blumengeschäft ermöglichen.

Bei einer Drittelfinanzierung wird bei einer Umsetzung teilweise auch die Gemeinde als Straßenbaulastträger finanziell beteiligt. Abzüglich einer Finanzhilfe über das Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz hätte sie insgesamt mit Kosten von gut 200 000 Euro zu rechnen. Vor 2018 müssen die Gelder voraussichtlich aber nicht bereitgestellt werden. Martin Schweda geht davon aus, dass das Planrechtsverfahren erst 2017 eröffnet wird und sich im günstigsten Fall über ein Jahr erstreckt. Erst dann könnten die Umbauarbeiten beginnen.

Noch hat der Lenninger Gemeinderat von den Vorzugsvarianten der Bahn nur Kenntnis genommen, in der Beratung aber das Signal gegeben, dass die Richtung stimmt. Denn nicht nur Bürgermeister Michael Schlecht wünscht sich, dass endlich Schluss ist mit dem Pfeifkonzert in Brucken. Die DB wird die Entwurfsplanung nun auf der vorgestellten Grundlage vorantreiben. Zeitnah sollen darüber hinaus Gespräche mit den betroffenen Grundstückseigentümern geführt werden, da teilweise mit privaten Flächen geplant wird. Vorgesehen ist auch eine Bürgerinformation. Erst wenn sie über die Bühne ist, soll die Bahn vom Gemeinderat grünes Licht bekommen – eine Voraussetzung für das Planfeststellungsverfahren.