Lenninger Tal

Die Bundeswehr macht Musik

Konzert Die Big Band der Bundeswehr und die Sängerin Bwalya Sorgec begeistern rund 600 Zuschauer in der Owener Teckhalle. Der Erlös kommt dem Katastrophenschutzzentrum zugute. Von Daniela Haußmann

Bwalya Sorgec erhebt die Stimme.
Bwalya Sorgec erhebt die Stimme.

Jubelrufe und tosender Beifall - die Owener Teckhalle bebt von der ersten Konzertminute an. Pop, Rock, Swing, Jazz, Soul, Funk - die Big Band der Bundeswehr beweist vor einem 600-köpfigen Publikum, dass völlig unterschiedliche Musikgenres wunderbar miteinander harmonieren können. Nach 2001 und 2007 gastiert das Ausnahmeorchester bereits zum dritten Mal in der 3 500-Einwohner-Gemeinde unter der Teck. Schon beim ersten Stück, „Birth of a Band“ von Quincy Jones, deutet sich an, dass dieser Abend etwas ganz Besonderes wird. Im klassischen Big Band-Stil und mit überwältigenden Soloeinlagen, die für Überraschungsmomente und Gänsehaut sorgen, begeistern die Künstler junge und ältere Musikliebhaber.

Musikalische Leckerbissen wie James Browns „It‘s a man’s world“ oder das selbst von Radiostationen viel zu selten gespielte Stück „History Repeating“, das Shirley Bassey in den Neunzigerjahren zusammen mit der britischen Big Beat-Gruppe Propellerheads aufnahm, sorgen in der Teckhalle für Begeisterung und wippende Füße. Sängerin Bwalya Sorgec verleiht mit ihrer exotischen und kraftvollen Stimme, die durch ein unverwechselbares Timbre besticht, jedem dieser Stücke eine durchdringende und tragende Note. Applaus bleibt dabei nicht nur nach, sondern auch während jeder einzelnen Darbietung der aus Sambia stammenden Afrikanerin nicht aus.

Unter der Leitung von Oberstleutnant Timor Chadik schlägt die 24 Musiker umfassende Big Band der Bundeswehr im Verlauf des zweistündigen Konzerts aber auch sanfte Töne an. So beispielsweise bei dem von Bassist Rainer Peters komponierten Stück „A Thousand Times You“. Die Swing-Standards „Take the ‚A‘-Train“ oder „Satin Doll“ - beides Kompositionen von Duke Ellington - zeigten, dass die Band mit ihren fein aufeinander abgestimmten Bläsersätzen unter den Orchestern dieses Genres ganz weit vorne mitspielen.

Die Big Band der Bundeswehr die seit ihrer Gründung 1971 ganzjährig durchs Bundesgebiet tourt, wurde vom damaligen Bundesverteidigungsminister Helmut Schmidt ins Leben gerufen. Er wünschte sich laut Oberst Johannes Langendorf einen modernen Sound für eine moderne Armee. In den zurückliegenden 45 Jahren sind dem Bandmanager zufolge rund 20 Millionen Euro an Eintrittsgeldern eingespielt worden, die allesamt einem wohltätigen Zweck zugute kamen.

Die Einnahmen des von der DRK-Bereitschaft Lenninger Tal organisierten Konzerts fließen deshalb laut Hans-Jürgen Jung in den Unterhalt des von der Hilfsorganisation betriebenen Katastrophenschutzzentrums in Owen. „Die Band spielt ohne Gage. Lediglich Kost und Logis muss der Veranstalter tragen“, so der DRK-Bereitschaftsleiter. „Allerdings müssen drei Voraussetzungen erfüllt sein: Die Zusammenarbeit muss funktionieren, die Veranstaltung muss karitativ ausgerichtet und die Halle voll sein.“

Die Bandmitglieder sind laut Johannes Langendorf Militärangehörige. „Sie müssen all das lernen, was jeder andere Soldat in der Bundeswehr können muss. Sie nehmen auch regelmäßig an Übungen teil“, berichtet der Manager. „Der einzige Unterschied besteht darin, dass sie Berufsmusiker sind und innerhalb der Bundeswehr ihrer großen Leidenschaft nachgehen können.“

Für die 85-jährige Ilse Wall und die vier Jahre ältere Lore Häfele sind die Konzerte der Big Band immer wieder ein Genuss. „Die Musikrichtungen sind zwar nicht auf unsere Altersgruppe ausgerichtet“, meint Häfele. „Aber es ist einfach absolut toll, was da auf höchstem Niveau geboten wird.“ Ilse Wall begeistern, wie schon bei vorangegangenen Auftritten in Owen, vor allem die Soloeinlagen und die Tatsache, dass „ein derart hochkarätiges Konzert in einem so kleinen Ort stattfinden kann“.

Johannes Langendorf berichtet, dass immer mehr Bundeswehrstandorte geschlossen werden. „Trotzdem möchten wir Präsenz in der Fläche zeigen, auch in einer Gemeinde wie Owen“, sagt der Manager und betont: „Ich kann jeden nur dazu ermutigen, über unsere Homepage mit uns Kontakt aufzunehmen. Vielleicht kommt ja ein Auftritt zustande.“ Die rund 600 Zuschauer jedenfalls fiebern schon jetzt einem musikalischen Wiedersehen am Fuße der Teck entgegen.

Die Bandmitglieder sind alles Militärangehörige. Fotos: Markus Brändli
Die Bandmitglieder sind alles Militärangehörige. Fotos: Markus Brändli