Lenninger Tal

Die Energiewende wieder anschubsen

Klimawandel Ins Stocken geraten ist die Umsetzung der erneuerbaren Energien. Dem will Umweltminister Franz Untersteller entgegenwirken und möglichst viele Menschen zum Mitmachen bewegen. Von Iris Häfner

Minister Franz Untersteller (dritter von rechts) im Gespräch mit Bettina Schmauder, dazwischen Tim Schmauder. Dann folgen von re
Minister Franz Untersteller (dritter von rechts) im Gespräch mit Bettina Schmauder, dazwischen Tim Schmauder. Dann folgen von rechts: Frank Nothwang, Karl Zimmermann, Owens Bürgermeisterin Verena Grötzinger und Claudia Nothwang. Foto: Markus Brändli

Aus seinem Ärger über das Ergebnis des Klimapakets der Berliner Koalition machte Baden-Württembergs Umweltminister Franz Untersteller keinen Hehl. Im Rahmen der Energiewendetage besuchte er verschiedene Veranstaltungen im Ländle. Unter anderem machte er Station bei der Firma Elektro Nothwang in Owen, die rund um die Themen Photovoltaik und Batteriespeichersysteme informierte. „Ich habe wenig Gutes vom Klimapaket gehört. Von Solarstrom steht nichts drin, das Thema ist weiterhin tot“, bedauerte er. Verwundert zeigte er sich auch über die Einigung bei der CO2-Steuer, die für die nächsten Jahre gerade mal drei Cent mehr an der Tankstelle ausmacht. „Zwischen 8 und 12 Uhr erlebe ich diese Preisschwankung auch. Bloß um niemanden weh zu tun, gibt man ein marktwirtschaftliches Instrument aus der Hand - das macht mich richtig wütend“, nahm er kein Blatt vor den Mund.

Das taten auch die Besucher nicht, die sich bei strahlendem Sonnenschein im Hof und in den Räumen der Firma Nothwang einfanden und die Gunst der Stunde nutzten, dem Minister Fragen zu stellen und Kritik loszuwerden. Vor allem das Thema Speicheranlagen sorgte für Diskussionsstoff. Wer vor Jahren mit Fördergeldern Photovoltaikmodule auf seinem Dach installiert hat, dessen Anlage ist jetzt mehr oder weniger amortisiert. Eine Folgeförderung für Stromspeicher wäre da jetzt aus ihrer Sicht wünschenswert. Dem widerspricht der Minister. „Die Stromproduzenten bekommen den Börsenpreis von fünf Cent. Die brauchen nichts anderes“, sagte er klipp und klar. Es gehe nicht um Dauerförderung, sondern darum, etwas anzustoßen.

Deshalb hat er im vergangenen Jahr das Förderprogramm „Netzdienliche Photovoltaik-Batteriespeicher“ auf die Beine gestellt, das „gelaufen ist wie geschnitten Brot“. Konkret unterstützte das Land die Investition in den Batteriespeicher in Kombination mit neuen Photovoltaikanlagen. Trotz mehrmaliger Aufstockung auf zehn Millionen Euro waren die Mittel nach 17 Monaten ausgeschöpft. „Mit einem Plus von 44 Megawatt peak Photovoltaik-Leistung und 30 Megawattstunden Speicherkapazität haben wir unser Ziel erreicht“, freut sich Untersteller, ebenso über die Tatsache, dass die Bayern das Projekt nachmachen wollen. Außerdem geht er davon aus, dass die Speichergeräte immer günstiger werden.

Der Minister wollte an den Energiewendetagen mit möglichst vielen Menschen ins Gespräch kommen. Aus seiner Sicht geht es darum, wie jeder Einzelne einen Beitrag zum Klimaschutz leis­ten kann, aber auch allgemein um die Themen erneuerbare Energien, Energieeffizienz oder Energiesparen. „Hier haben die Bürger die Möglichkeit, sich zu informieren: wenn ein Heizungsaustausch ansteht, beispielsweise überlegen, die Anlage aufs Dach installieren zu lassen - oder wenn es darum geht, eine Ladestation fürs Elektroauto im Haus einzubauen“, nannte der Minister Beispiele.

Mit einer Auswahl an Elektrofahrrädern war das Kirchheimer Autohaus Schmauder und Rau nach Owen gekommen. Auf Drängen von Karl Zimmermann, CDU-Kollege im Landtag aus dem hiesigen Wahlkreis, wagte sich Franz Untersteller aufs Rad, verzichtete aber großzügig auf eine Ehrenrunde im engen Hof.