Lenninger Tal

Die Fehlalarme häufen sich wieder

Höllochstraße Küchendämpfe in der Flüchtlingsunterkunft rufen die Lenninger Feuerwehr regelmäßig auf den Plan. Der Kommandant verspricht sich Abhilfe durch Dunstabzugshauben und dichte Abluftkanäle. Von Anke Kirsammer

Zweimal täglich muss die Lenninger Feuerwehr derzeit mitunter zu Fehlalarmen ausrücken, weil die Rauchmelder in der Flüchtlingsunterkunft in der Oberlenninger Höllochstraße anschlagen. Für Jochen Mendl, Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr, Abteilung Lenningen, liegen die Ursachen auf der Hand: Nach wie vor weise das ehemalige Bürogebäude bauliche Mängel auf. Auf sie führt er 14 der insgesamt 17 Feuerwehreinsätze zurück, die seit dem Bezug des Gebäudes vor einem halben Jahr notwendig waren. Lediglich drei „blinde“ Alarme hätten die Bewohner „mutwillig“ provoziert. Waren die Einsätze technisch bedingt, muss die Basis Bau GmbH als Hausbesitzerin finanziell dafür aufkommen. Ist das Nutzerverhalten schuld, bezahlt der Landkreis Esslingen die Unkosten.

Bereits kurz nach dem Einzug der Flüchtlinge in das ehemalige Bürogebäude im Januar wurde die Feuerwehr regelmäßig auf den Plan gerufen. Die hauptsächlichen Ursachen damals: Küchendämpfe zogen aufgrund von Mauerdurchbrüchen in abgehängte Decken im Flur. Daraufhin schlugen dort angebrachte Rauchmelder an. Mangels Dunstabzugshauben öffneten die Bewohner beim Kochen Fenster und Türen. „Die technischen Mängel wurden schnellstmöglich beseitigt“, erklärt der Pressesprecher des Landratsamts, Peter Keck. Dazu gehörte das Umrüsten von Türen und das Beseitigen der Durchbrüche. Eine Öffnung müsse noch geschlossen werden.

Kein Dunstabzug

Seitdem nun weitere Flüchtlinge in das Gebäude eingezogen sind, wird auch in einer bisher ungenutzten Küche im Erdgeschoss gekocht, weiß Jochen Mendl. „Sie hat zwar einen Dunstabzug, aber die Rohre im Abluftkanal, der Richtung Dach führt, sind so lumpig verlegt, dass sich die Dämpfe durch die Zwischendecken einen Weg suchen“, erläutert er. In den beiden anderen Küchen existierten nach wie vor keine Dunstabzugshauben. „Dass die Bewohner die Türen offen lassen, ist doch klar, wenn auf vier bis sechs Herden gleichzeitig gekocht wird. Das würden wir doch genauso machen“, so der Chef der Abteilung.

Bei einem Vor-Ort-Termin vergangene Woche mit Vertretern der Lenninger Verwaltung, der Feuerwehr, des Landratsamts und der Firma, die die Brandmeldeanlage installiert hat, wies Jochen Mendl erneut auf die Notwendigkeit von Anlagen hin, die den Dunst in den Küchen absaugen. Bürgermeister Michael Schlecht stellt sich hinter die Forderung: „Echte Besserung wird es wohl nur durch geeigenete Abluftmöglichkeiten geben.“ Da die Gemeinde aber weder Eigentümerin noch Betreiberin des Gebäudes sei, blieben ihre Möglichkeiten begrenzt.

Neue Bewohner

„Wir haben seit geraumer Zeit eine neue Bewohnergruppe“, so lautet demgegenüber das Hauptargument von Peter Keck. Die Mitarbeiter der Arbeiterwohlfahrt (AWO) seien angehalten, auf die Flüchtlinge einzuwirken. So müssten sie lernen, dass sie die Türen während des Kochens schließen müssen, damit keine Dämpfe in die Flure entweichen.

Den Asylsuchenden das Kochen zu untersagen und ihnen stattdessen ihr Essen anzuliefern, hält der Pressesprecher für keine gute Idee. „Durch die Selbstversorgung bekommen sie eine Tagesstrukur“, sagt er. Außerdem sei es schwierig, für so viele unterschiedliche ethnische Gruppen Essen bereitzustellen. „Da sind Konflikte programmiert.“

Halten die Fehlalarme an, fürchtet Jochen Mendl, dass die Moral der Lenninger Feuerwehrtruppe leidet. „Wir müssen die Alarmierungen aber ernst nehmen.“ Auch das Verständnis der Arbeitgeber werde aufs Spiel gesetzt. Mit 40 Einsätzen insgesamt sei die Wehr dieses Jahr gefordert wie nie zuvor, betont der Kommandant.

17 Einsätze hatte die Feuerwehr bereits wegen „blinder“ Alarme im Asylbewerberheim in Oberlenningen. Foto: Jean-Luc Jacques
17 Einsätze hatte die Feuerwehr bereits wegen „blinder“ Alarme im Asylbewerberheim in Oberlenningen. Foto: Jean-Luc Jacques