Lenninger Tal

Die Kinder rücken ins Zentrum

Betreuung Der Lenninger Gemeinderat bringt den Bau eines großen Kindergartens auf den Weg. Unterkommen soll in dem 6,5 Millionen Euro teuren Gebäude auch der Grundschulhort. Von Anke Kirsammer

Die Grundstücke unterhalb des Schulhofs der Oberlenninger Grundschule hat die Gemeinde in den vergangenen Jahren nach und nach a
Die Grundstücke unterhalb des Schulhofs der Oberlenninger Grundschule hat die Gemeinde in den vergangenen Jahren nach und nach aufgekauft. In diesem Bereich soll eine ­Kindertagesstätte für sechs Gruppen samt Hort gebaut werden. Foto: Jean-Luc Jacques

Dass es für die Kinderbetreuung in Lenningen den großen Wurf braucht, ist schon lange klar. Nun hat der Gemeinderat entschieden, dass in der Oberlenninger Ortsmitte eine stattliche Einrichtung gebaut werden soll. Im Raum stehen 6,5 Millionen Euro - so viel Geld hat Lenningen noch nie für ein Projekt ausgegeben. „Da darf man nicht zucken. Für so eine Maßnahme haben wir ja auch unsere Rücklagen angespart. Dennoch wird es ein Kraftakt“, sagte Bürgermeister Michael Schlecht. Es gehe um eine Verbesserung für Familien. „Wir müssen sehen, dass wir einen Sprung nach vorne machen.“ Weil dringend Betreuungsplätze benötigt werden, hatte die Gemeinde in den vergangenen Jahren Kindergärten immer wieder erweitert. Volle Einrichtungen im Tal zwingen Familien, ihre Kinder teils in andere Ortsteile zu fahren.

Angesiedelt werden soll das neue Gebäude unterhalb der Grundschule. Die Grundstücke hat die Gemeinde in den vergangenen Jahren bereits aufgekauft. Angedacht ist vonseiten der Verwaltung eine Kindertagesstätte mit sechs Gruppen. Die beiden Gruppen aus dem Kindergarten Tobelstraße und die Kleingruppe des Kindergartens Regenbogen sollen dorthin umziehen. Drei weitere Gruppen würden mit dem Bau geschaffen. „Wir brauchen vor allem Ganztagsplätze. Dort haben wir einen erheblichen Nachholbedarf“, so Michael Schlecht. Ebenfalls in dem Gebäude unterkommen soll der Hort mit künftig rund 75 Plätzen. Er ist derzeit in der Grundschule untergebracht. „Die Schule platzt aus allen Nähten“, erklärte der Rathauschef. Aufgrund der steigenden Kinderzahlen rechnet er mit einer durchgängigen Zweizügigkeit. Um auf dem Arbeitsmarkt zu punkten, könnte sich Michael Schlecht vorstellen, eine kleine Mitarbeiterwohnung in den Neubau zu integrieren.

Mit einem Wettbewerb will der Bürgermeister eine größtmögliche Anzahl an Vorschlägen bekommen. Das erfordere schon die Bausumme. Derlei Überlegungen hatte die Bürgerliche Wählervereinigung unter anderem wegen der hohen Kosten in der Haushaltsdebatte im Februar hinterfragt. Jetzt trug die größte Gruppierung den Beschluss mit. Nicht nur Gemeinderat Armin Diez erhofft sich durch den Wettbewerb einen „Mehrwert“. Er bat jedoch, das Mitarbeiter-Appartement zu überdenken. Die Wohnung im Kindergarten Gutenberg beispielsweise habe nie eine Erzieherin genutzt. Karl Boßler regte an, über den Bau eines gesonderten Gebäudes in dem Areal mit mehreren Wohnungen nachzudenken. Falk Kazmaier verspricht sich von dem Wettbewerb vor allem auch Ideen für die Erschließung. Die Verkehrssituation an der Schule sei jetzt schon chaotisch. „Wir brauchen dafür ein schlüssiges Konzept“, unterstrich Falk Kazmaier. Das erhofft sich auch Michael Schlecht. In die Überlegungen einbeziehen könne man eventuell auch den Bereich B 465/Hohe Steige. Mehrere Gemeinderäte pochten auf ein Mitspracherecht bei der Gestaltung des Neubaus. „Dass wir das Vorhaben nur abnicken sollen, gefällt mir nicht“, sagte Kurt Hiller. Dabei bezog er sich auf ein Schreiben der Architektin und Stadtplanerin Petra Zeese, die bereits verschiedene Wettbewerbe in der Gemeinde betreut hatte. Das sah Michael Schlecht genauso: „Wir müssen in der Hand haben, in welche Richtung es geht.“ Verankert wurde in dem Beschluss, dass neben Fachleuten ausreichend Gemeinderäte in der Wettbewerbs-Jury sitzen.

Die Gemeinde erwartet Fördergelder für Wettbewerb und Neubau

Die Gesamtkosten in Höhe von 6,5 Millionen Euro splitten sich gemäß der Kostenschätzung auf in 3,9 Millionen Euro für die Kindertageseinrichtung und 1,1 Millionen Euro für den Hort. Die beiden Beträge beinhalten jeweils keine Baunebenkosten.

Das Projekt liegt in der Landessanierungsmaßnahme „Ortsmitte Oberlenningen“. Deshalb rechnet Bürgermeister Michael Schlecht damit, dass es für 30 Prozent der Baukosten eine Förderung gibt. Die Kosten für den Wettbewerb betragen voraussichtlich 120 000 Euro. Auch dafür gibt es Fördergeld. Der Eigenanteil liegt bei rund 48 000 Euro.

An dem Wettbewerb sollen mindestens zehn Büros teilnehmen. Die Zahl hängt davon ab, wie viele und welche Büros sich auf das vorgeschaltete EU-weite Bewerbungsverfahren melden. Der Gemeinderat entscheidet dann über die Zahl der am Wettbewerb beteiligten Büros. Das Ende des Wettbewerbs ist auf Januar 2021 terminiert. Der weitere Plan sieht derzeit vor, dass die Kita 2023 eingeweiht werden kann. „Das ist aber nur realistisch, wenn alles gut läuft“, so Schlecht. Er geht jedoch davon aus, dass es bei einem Bauvorhaben in dieser Größe zu Verzögerungen kommen wird.

Der Kindi Tobelstraße - der erste Kindergarten in Oberlenningen, der vor über 90 Jahren gebaut worden war - wird mit der neuen Kita aufgegeben. Denkmal-, Arten- und Brandschutz vereiteln eine Sanierung beziehungsweise eine künftige Nutzung durch zwei Gruppen.ank