Lenninger Tal

Die Laster lassen das Tal nicht los

Baustelle Die Zahl ist immens: Bis zu 500 Lkw fahren pro Tag zusätzlich durchs Lenninger Tal wegen des Albvorlandtunnels. Bürgermeister Schlecht wünscht sich von der Bahn eine Infoveranstaltung für Bürger. Von Iris Häfner

Schon jetzt sind viele Schwerlasttransporter in den Lenninger Ortsteilen unterwegs. Foto: Carsten Riedl
Schon jetzt sind viele Schwerlasttransporter in den Lenninger Ortsteilen unterwegs. Foto: Carsten Riedl

Die ICE-Baustelle beschäftigt das gesamte Lenninger Tal. Jetzt hat sich Lenningens Bürgermeister Michael Schlecht in einem offiziellen Schreiben an die Bahn gewandt, in dem er deutliche Worte findet. Bekanntlich wird der Voralbtunnel auf Höhe der Kirchheimer Firma Leicht auf Naberner beziehungsweise Dettinger Markung gebohrt. Dadurch fällt ziemlich viel Erdaushub an, die Bahn rechnet mit bis zu 500 Lkw täglich - Leerfahrten sind bei dieser Zahl mitgerechnet.

„Bislang ging die Gemeinde Lenningen aufgrund der wenigen uns überlassenen Informationen davon aus, dass die Transportwege von der Baustelle größtenteils über die Autobahnzufahren auf die A 8 führen“, lässt Michael Schlecht in dem Schreiben an das DB Projektmanagement Stuttgart-Ulm verlauten. Dass der eine oder andere Schwerlaster die Baustelle in Richtung Steinbruch Moeck an der Grabenstetter Steige verlässt, war allen Anrainern der B 465 bewusst. „Diesen Umstand müssen wir wohl hinnehmen, auch wenn die damit einhergehende Erhöhung der Lärmbelastungen den Zielen und Erfordernissen unseres behördlichen Lärmaktionsplans widerspricht“, erklärt der Bürgermeister.

Betroffen davon ist vor allem auch die Stadt Owen. Mitten im Ort befindet sich die Kreuzung Richtung Beuren. Die Laster fahren dann entweder Richtung Lenningen zum Steinbruch Moeck oder nach Erkenbrechtsweiler zum Schotterwerk Bauer. Irritiert zeigt sich Michael Schlecht vor allem darüber, dass er nur über die Presse von den neuen „Mehrheitsverhältnissen“ der Fahrwege erfahren hat. Überraschend ist das aus seiner Sicht umso mehr, da die Bahn noch vergangenes Jahr da­rauf hingewiesen hatte, dass es ihr gelungen sei, die Transportwege von der Baustelle direkt auf die A 8 über die Autobahnzufahrten zu führen. Ausnahme stelle lediglich die Fahrtrichtung Stuttgart dar. Somit sei aus Sicht der Bahn das Ziel erreicht, innerörtlichen Verkehr zu vermeiden. „Gilt das nicht auch für Lenningen?“, fragt Michael Schlecht. Er geht davon aus, dass es ein Konzept zu den anzufahrenden Steinbrüchen und den damit verbundenen Schwerlasttransporten gibt. Aus diesem Grund wünscht sich der Schultes eine Bürgerinformationsveranstaltung ähnlich der, wie sie im Januar in Dettingen in der Schlossberghalle stattgefunden hat.

„Ich darf in diesem Zusammenhang zusätzlich zur bereits genannten Zunahme der Lärm- und Schmutzbelastungen auf die durch weitere Fahrten zunehmenden Feinstaub- und damit Gesundheitsbelastung hinweisen“, heißt es in dem Schreiben. Ferner verweist er auf die besondere Struktur der Gemeinde. Vier Ortsteile werden von der Bundesstraße durchschnitten, müssen von Schul- und Kindergartenkindern überquert werden. „Schon allein aus diesem Grund erscheint es uns zwingend geboten, nur die unbedingt erforderliche Zahl der Fahrten durchs Lenninger Tal fahren zu lassen“, fordert Michael Schlecht. Autobahn-Mautgebühren lässt er in diesem Zusammenhang nicht gelten. Den Bürgern, egal ob in Lenningen oder Owen, sei nicht zu vermitteln - geschweige denn zuzumuten -, dass sie erneut die Hauptlast des Schwerlastverkehrs tragen sollen. Schleierhaft ist Michael Schlecht zudem, „wie die bereits aktuell unverhältnismäßig stark vom Schwerlastverkehr belastete B 465 zusätzlichen Verkehr verkraften soll“. Seine Bitte an die Bahn: Einblick in das Entsorgungskonzept und Aufklärung über den aktuellen Sachstand. Seine Hoffnung: dass der Großteil der Bauaushubfahrten nicht über die B 465 führt - und die Bahn das so bestätigt.

Zudem will sich die Gemeinde Lenningen an Baden-Württembergs Verkehrsminister Hermann und Regierungspräsident Reimer wenden. Schließlich sei Lenningen in der Vergangenheit zugesichert und versichert worden, die B 465 durch das Lenninger Tal könne zwar als eine der Abtransportstrecken nicht ausgeschlossen werden, „es würde aber nicht zu einer mehrheitlichen Nutzung dieser Strecke zum Zwecke des Abtransports kommen“.