Lenninger Tal
Die Mensen leiden unter Corona

Schule Das „Esseckle“ am Lenninger Schulzentrum sucht händeringend nach Ehrenamtlichen. Auch an der „Lugeria“ im LUG und an der „essbar“ am Schlossgymnasium fehlen Helfer. Von Anke Kirsammer

Schülerinnen und Schülern ein leckeres und gesundes Mittagessen bieten. Das war der Grund, warum am Lenninger Schulzentrum 2007 eine Mensa installiert wurde. Das Ziel ist heute das gleiche, doch finden sich immer weniger Ehrenamtliche, die bereit sind, alle vier Wochen Gemüse zu schnippeln und sich an den Herd zu stellen. „In guten Zeiten hatten wir 120 Köchinnen“, erinnert sich Antje Schumann. „Es ist richtig gut angelaufen und hat den Leuten Spaß gemacht.“ Die hauptamtliche Kraft ist von Beginn an dabei. Sie hat die anfängliche Euphorie erlebt, aber auch, wie es immer schwieriger wurde, Eltern für die Mitarbeit zu gewinnen. Im Moment stehen nur noch 28 Helferinnen zur Verfügung. Zu wenig, um von Montag bis Donnerstag ein schmackhaftes Essen für rund 50 Kinder auf den Tisch zu bringen.

„Pro Schuljahr bekommen wir nur zwei oder drei neue Ehrenamtliche dazu“, sagt Mensaleiterin Heike Haag-Meyer. Das kann den Wegfall derjenigen nicht kompensieren, die aufhören, weil ihre Kinder die Schule verlassen. „Es gab viele, die schon zehn Jahre dabei waren“, erzählt sie und äußert Verständnis, „dass irgendwann Schluss“ ist.

 

Durch längere Pausen ging bei manchen sicher auch die Bindung verloren.
Claudia Gerlach-Reck
Das „Lugeria“-Vorstandsmitglied erklärt den Schwund Ehrenamtlicher unter anderem mit den Schulschließungen.
 

Wie in vielen anderen Bereichen hat Corona auch beim Wegbrechen der Ehrenamtlichen im Lenninger „Esseckle“ wie ein Brandbeschleuniger gewirkt. In der pandemie-bedingten langen Schließzeit sieht Heike Haag-Meyer den Hauptgrund dafür, dass es jetzt an Helfern mangelt. Viele Ehrenamtliche hätten ihre Arbeitszeiten aufgestockt oder fürchteten sich vor einer Ansteckung. Vor Corona standen noch mehr als 80 Namen auf der Helferliste – fast dreimal so viele wie derzeit. Von denen, die sich engagieren, können sich einige einmal im Monat nur zwei oder drei Stunden einbringen. Weil helfende Hände fehlen, kommt das Team besonders über Mittag während der Essensausgabe ins Schwimmen. Dabei kann jeder mit anpacken, wo er mag. Ob es darum geht, den Salat vorzubereiten, den Nachtisch anzurühren oder die Soße zu würzen. „Die Kochgruppen bestimmen selbst, was es gibt“, betont die Chefin der Mensa, die Wert auf regionale Zutaten legt. Den Speiseplan dominieren Gerichte, die Kinder gerne essen: Auf den Tisch kommen beispielsweise Fleischküchle, Spaghetti, Gyros, Maultaschen, panierte Schnitzel oder Linsen mit Spätzle.

Jetzt wird auf neuen Schwung im neuen Schuljahr gesetzt. „Es ist schön, wenn jemand den ganzen Tag helfen kann“, sagt Heike Haag-Meyer. Bedarf ist besonders zur Mittagszeit. „Auch flexible Leute, die als Springer eingesetzt werden können, sind uns eine Hilfe.“

An den Mensen der Kirchheimer Gymnasien, an denen ebenfalls unter Anleitung Hauptamtlicher frisch gekocht wird, fehlen zum Schulstart auch Ehrenamtliche. „Wir haben durch das Abi jedes Jahr Abgänge und das Problem, dass wir neue Leute brauchen“, sagt Claudia Gerlach-Reck, Vorstandsmitglied im Verein „Lugeria“. Er ist für den Betrieb der Mensa am Ludwig-Uhland-Gymnasium zuständig. Auch sie sieht einen gewissen Zusammenhang mit Corona: „Wir spüren mehr Zurückhaltung im Ehrenamt.“ Mehr Köchinnen und Köche hätten unterjährig aufgehört als sonst. Berufliche Veränderung spiele eine Rolle, andere sorgten sich vor einer Infektion. „Durch längere Pausen wegen der Schulschließungen ging sicher bei manchen auch die Bindung verloren“, gibt Claudia Gerlach-Reck zu bedenken. Koche man regelmäßig, sehe man die Notwendigkeit, dabeizubleiben. Derzeit hat die Lugeria rund 125 Köchinnen. Für den Vollbetrieb braucht es 150. 110 Frauen backen derzeit Kuchen. Benötigt werden jedoch 125.

Am Schlossgymnasium muss für die rund 20 Abgänger, die am Schuljahresende die Kochschürze an den Nagel gehängt haben, Ersatz gesucht werden. „Aktuell haben wir 80 Kuchenbäckerinnen und 132 Köchinnen und Köche“, sagt der Vorsitzende des Vereins „essbar – Mensa im Schloss“, Jens Graner. „Der Schwund war etwas größer als in den Vorjahren. Es war ein starker Jahrgang, was die kochenden Familienmitglieder angeht.“

Intensiv wird die Werbetrommel für die Mitarbeit in den Mensen am Schloss und am LUG unter anderem an den Infotagen im Frühjahr und an der Einschulung gerührt. Gute Erfahrungen hat Graner damit gemacht, zu benennen, an welchen Tagen Köchinnen und Köche fehlen. „Je konkreter Sie es machen, desto eher finden sie jemanden“, so seine Erfahrung.

 

Helferinnen und Helfer können sich melden

Wer in einer der drei Mensen in der Regel einmal im Monat kochen möchte, muss keine Kinder an den jeweiligen Schulen haben. Willkommen sind auch Großeltern oder Menschen, die Spaß am Kochen beziehungsweise an der Mithilfe in der Küche haben.

Das „Esseckle“ am Oberlenninger Schulzentrum ist per E-Mail erreichbar unter esseckle@lenningen.org.

Die „Lugeria“ des Kirchheimer Ludwig-Uhland-Gymnasiums kann angeschrieben werden unter
mail@lugeria.de.

Infos zur „essbar“ des Kirchheimer Schlossgymnasiums gibt es im Internet unter essbar-mensaimschloss.de. Rückfragen beantworten Jens Graner oder andere Ausschusskollegen. ank