Lenninger Tal

„Die Strafen müssen erhöht werden“

Initiative Lenningens Bürgermeister Michael Schlecht begrüßt den Zusammenschluss gegen Motorradlärm. Forderungen wie das Verbot von Klappenauspuffanlagen ließen sich kurzfristig erfüllen. Von Anke Kirsammer

Des einen Freud, der anderen Leid. Mit ihrem Hobby verursachen Motorradfahrer auch Lärm.Foto: Daniela Haußmann
Des einen Freud, der anderen Leid. Mit ihrem Hobby verursachen Motorradfahrer auch Lärm.Foto: Daniela Haußmann

Lenningen ist auf Initiative von Bürgermeister Michael Schlecht dabei: Gemeinsam mit Owen und 28 anderen Kommunen und dem Land geht die Gemeinde gegen Krach durch Motorräder vor (siehe nebenstehenden Text). Der Teckbote hat mit dem Rathauschef gesprochen.

 

Was halten Sie von dem Zusammenschluss?

Michael Schlecht: Mit dem Zusammenschluss gibt es die Möglichkeit, dass durch die Bündelung der Kräfte das Problem des Motorradlärms gemeinsam angegangen wird. So können wir das Thema in die breite Öffentlichkeit tragen und einfordern, dass die Zuständigen handeln.

Ist die Berufung des Lärmschutzbeauftragten sinnvoll?

Schlecht: Grundsätzlich ist das natürlich richtig. Entscheidend ist aber, inwieweit er von der Landesregierung Handlungsbefugnis bekommen hat. Der Beauftragte nutzt wenig, wenn er nur zu Treffen und zu Podiumsdiskussionen einladen darf, seine Vorschläge aber nicht zu Gesetzgebungen und Verwaltungshandlungen führt.

Wie war die Gesprächsatmosphäre?

Sie war gut und konstruktiv, auch wenn ich mir gewünscht hätte, dass der Lärmschutzbeauftragte und das Verkehrsministerium die Besprechung mit konkreteren Ansätzen vorbereitet hätten. Es ging sehr um die Situationsbeschreibung durch die Kommunen und deren Forderungen und darum, wofür das Land nicht zuständig ist.

Ist Motorradlärm nicht nur ein Problem an einigen Hotspots?

Es hat sich gezeigt, dass der Teil der Motorradfahrer, die ihre Maschinen aggressiv und mit viel Lärm fahren, in ganz Baden-Württemberg unterwegs ist und nicht nur an einigen Hotspots, wie den Schwarzwaldhöhen oder an und auf der Schwäbischen Alb. Die landesweite Initiative will nicht das Motorradfahren grundsätzlich ausschließen. Klar wurde aber auch, dass sich die „Rider“, die mit ihrer Fahrweise das Problem sind, nicht mit einer reinen Info- und Aufklärungskampagne erreichen lassen. Daher braucht es Regelungen, die leider auch die Motorradfahrer treffen, die vernünftig unterwegs sind.

Beschweren sich in Lenningen nach wie vor Einwohner über den Motorradlärm?

Es beschweren sich weiterhin Bürger über den Motorradlärm, vor allem am Wochenende, und das auch zu Recht. Die B 465 sowie die Ortsdurchfahrten von Schopfloch und Hochwang verleiten Motorradfahrer auf den wenigen geraden und übersichtlichen Bereichen zu Höchstgeschwindigkeiten. Noch unverschämter und damit auch noch lauter für das gesamte Tal sind sie auf der Hochwanger, der Grabenstetter und der Gutenberger Steige unterwegs. Die aggressiven Fahrer bezwingen die Albaufstiege mit den höchsten Drehzahlen und das möglicherweise auch noch mit einem sogenannten Klappenauspuff, der ein übrigens zulässiger Schallverstärker ist. Durch die Topographie hat jeder Talbewohner dann von der Einfahrt in die Steige bis der Fahrer die Albhochfläche erreicht, etwas von dem Lärm. Das am Wochenende, wenn man denkt, man entkommt endlich der Lärmbelastung durch den Schwerlastverkehr.

Gehen die Forderungen der Initiative weit genug?

Es geht darum, zu fordern, was auch umgesetzt werden kann, wenn es der jeweilige Gesetzgeber tatsächlich will. Daher ist der aktuelle Katalog ein sinnvoller Anfang. Meines Erachtens könnten - abgesehen von der Dauer eines Gesetzgebungsverfahrens - relativ kurzfristig Forderungen erfüllt und zügig Lärm reduziert werden. Dazu gehört, Klappenauspuffanlagen zu verbieten. Sie dienen nur dem „besseren Sound“ einer Maschine. Die Geräuschgrenzwerte der Maschinen gehören deutlich herabgesetzt, und sie müssen auf der Straße nachgewiesen werden. Hier besteht dieselbe Problematik wie beim Dieselskandal. Um Ordnungswidrigkeiten und Straftaten besser verfolgen zu können, sollte das Frontkennzeichen für Motorräder wieder eingeführt werden. Und: Die Strafen bei Manipulationen müssen deutlich erhöht werden. Die Erfahrung zeigt, dass gutes Zureden und der Appell an die Verantwortung wenig fruchten.

Wie von Ihnen bereits erwähnt, ist der Lkw-Lärm in Lenningen ebenfalls ein großes Problem. Sollte die Landesregierung dahingehend ebenfalls aktiv werden und wurde das Problem angesprochen?

Der Lkw-Lärm ist natürlich ebenfalls schwerwiegend belastend. Er gehört aber leider zu einer funktionierenden Wirtschaft dazu, auch wenn ich das, was in den letzten Monaten auf Lenningens Ortsdurchfahrt stattfindet, unerträglich empfinde. Wir haben jedoch diese B 465 vor den Haustüren und bekanntermaßen bringt hier auch ein Durchfahrtsverbot mit Blick auf die Ausnahmen für den Ziel- und Quellverkehr nur wenig. Im Gegensatz zu den Motorradausflüglern findet der Lkw-Verkehr auch zu den Zeiten statt, in denen man damit rechnen muss. Die Motorräder sind jedoch dann unterwegs, wenn sich die Bürger gerne erholen würden. Die Besonderheit bei den Motorrädern ist, dass eine verhältnismäßig kleine Anzahl von Lärmverursachern vielen Betroffenen gegenüber steht. Motorräder haben auch einen bauartbedingten Klang, der sich von anderen Geräuschen in der Umgebung abhebt. Zudem kommt es auf den individuellen Fahrstil an, der den Lärmpegel prägt. Der kleine Teil Fahrer, den nichts schert, sorgt dafür, dass fast jeder Motorradfahrer an den Pranger gestellt wird, auch der sogenannte Silent Rider.

Der Sound wird als aggressiv empfunden

Motorräder haben durch ihre Bauart ein erhebliches Lärm- und Geräuschentwicklungspotenzial. Hinzu kommen legale Umbauten und illegale Manipulationen, die den „Sound“ deutlich ansteigen lassen und dazu beitragen, dass er häufig als „aggressiv“ empfunden wird. Auch die Fahrweise, wie ständiges und starkes Beschleunigen und hochtouriges Fahren lassen den Lärmpegel zusätzlich ansteigen.pm