Lenninger Tal

Die Welt ein bisschen besser machen

Der Rotary Club Kirchheim-Nürtingen feiert sein 50-jähriges Bestehen mit Festakt und Podiumsdiskussion

Seit 50 Jahren ist die rotarische Idee fest im Altkreis Nürtingen verankert: Im Oktober 1965 war der Rotary Club Kirchheim-Nürtingen gegründet worden. Grund genug für den Club, bei einer Jubiläumsfeier in Nürtingen auf ein halbes Jahrhundert zurückzublicken. Aber auch die nächsten 50 Jahre haben die Rotarier bereits fest im Blick.

Die Teilnehmer der Diskussionsrunde zum Thema „Quo vadis, Rotary?“ (von links): Ulrich Gottlieb (Präsident des RC Kirchheim-Nürt
Die Teilnehmer der Diskussionsrunde zum Thema „Quo vadis, Rotary?“ (von links): Ulrich Gottlieb (Präsident des RC Kirchheim-Nürtingen), Poliobeauftragter Hans Pfarr, Moderatorin Silke Gmeiner, Wolfgang Kramer (Governor des Distrikts 1830) und Juliane Langguth (Distriktsprecherin Rotaract).Foto: Mohammed Kanah

Nürtingen. Ulrich Gottlieb, Präsident des Rotary Clubs Kirchheim-Nürtingen im Jubiläumsjahr, sagte mit leichtem Augenzwinkern, dass es Rotary gelungen sei, eine „imaginäre Rivalität“ zwischen Nürtingen und Kirchheim zu überwinden. Damit hat Rotary also auch im Altkreis Nürtingen verwirklicht, was Ulrich Gottlieb zufolge zu den beiden wichtigsten Säulen gehört: gute Taten zu vollbringen und Freundschaften zu pflegen.

Als Beispiel für die guten Taten nannte er ein wichtiges Ziel von Rotary International: „Alles zu tun, um Polio auf der Welt auszurotten.“ Die Freundschaft wiederum halten die Rotarier vom Club Kirchheim-Nürtingen nicht nur untereinander hoch, sondern auch im Austausch mit Partnerclubs – sei es der Patenclub aus Esslingen, der Nachbarclub Nürtingen-Kirchheim oder auch der Partnerclub Ingwiller – Bouxwiller – La Petite-Pierre im nördlichen Elsass.

Einen Rückblick auf das Club- Leben der vergangenen 50 Jahre gab es in Form einer Multimedia-Schau, die Ulrich Heermann gestaltet hatte und die etliche Grußworte mitlieferte. So wünschte Bernd Haußels, der Präsident des Esslinger Clubs, den „Kirchheim-Nürtingern“ auch weiterhin „eine vitale und kreative Club-Gemeinschaft“, mit Diskussionen, die trotz aller Leidenschaft immer auch vom Miteinander geprägt sind. Landrat Heinz Eininger, selbst Mitglied im Club, stellte fest: „Vieles, was wir uns mit öffentlichen Mitteln nicht leisten können, wird von unserem Club getan.“ Besonders hervorheben wollte er die tatkräftige Mithilfe beim Landschaftspflegetag auf der Alb: „Wir legen da selbst Hand an, was auch dem rotarischen Zusammenhalt dient.“

Ein weiteres Beispiel für die Harmonie innerhalb der „Club-Familie“ gab es im Lauf des Abends gleich mehrfach auf der Bühne: Unter der Leitung von Eve Marie und Joachim Ulbrich stellte der Club die Musiker, die den Abend festlich begleiteten.

Im zweiten Teil leitete SWR-Moderatorin Silke Gmeiner eine Podi­umsdiskussion, die sich mit dem Ausblick auf die nächsten 50 Jahre befasste. Der Governor des Distrikts 1830, Wolfgang Kramer vom Rotary Club Pforzheim-Schlossberg, sieht die Rotarier auf der ganzen Welt gefordert im sozialen Engagement. Ein wichtiges Stichwort ist dabei die „Humanität“.Das bezog er auch auf die aktuelle Flüchtlingsthematik: „Die Humanität darf es nicht zulassen, diese Menschen auszugrenzen.“ Dennoch fügte er hinzu, dass Flüchtlinge lediglich für eine gewisse Zeit in einem anderen Land Zuflucht finden: „Und es ist wichtig, dass sie irgendwann zurückkehren, denn sonst bluten ihre Herkunftsländer aus.“

Ulrich Gottlieb sprach in diesem Zusammenhang konkrete Projekte seines Clubs an: Man habe das Café-Mobil des Kreisdiakonieverbands mitfinanziert, sich an einem Tag der Begegnung beteiligt, und auch der Fotograf, den der Club für seinen Jubiläumsabend engagiert hatte, Mohammed Kanah, ist ein syrischer Flüchtling. Als Grund für sein Engagement bei Rotary hob Ulrich Gottlieb außer der Freundschaft auch das Ziel hervor, persönlich dazu beizutragen, dass die Welt ein kleines bisschen besser wird. Zum Zeitaufwand des rotarischen Engagements stellte er fest: „Für die Sachen, die einem wichtig sind, hat man auch Zeit.“

Hans Pfarr, den die Moderatorin als „Mister Polio“ vorstellte, sieht im erfolgreichen Kampf gegen die Kinderlähmung die „Blaupause“ für die nächsten 50 Jahre. Es gehe darum, ein Ziel zu haben und es nie aus den Blick zu verlieren. Nur so sei es gelungen, Polio fast gänzlich auszurotten: „Statt in 125 Ländern, wie noch vor 30 Jahren, gibt es diese Krankheit heute nur noch in zwei Ländern auf der Welt.“ Ein ganz klares Ziel hat Hans Pfarr auch bezüglich der Altersstruktur bei Rotary: „Es sollte da keine Altersgrenze geben. Wir können nicht warten, bis alle Vorstandsmitglieder sind.“

Das ist auch der Standpunkt von Juliane Langguth, Distriktsprecherin von Rotaract, der rotarischen Jugendorganisation. Der Übergang von Ro­taract zu Rotary erfolge nicht automatisch. Deshalb wäre es gut, wenn Rotary Clubs auch jüngere Leute aufnehmen würden, denn „wenn das nicht geschieht, gehen die Rotracter eben zu anderen Service-Clubs.“ Diese Abwanderung zu verhindern, ist sicher eine der wichtigsten Aufgaben für die nächsten 50 Jahre, auch in Kirchheim und Nürtingen.