Lenninger Tal

Drei Gemeinden künftig unter einem Dach

Fusion Brucken, Ober- und Unterlenningen schließen sich 2018 zur „Evangelischen Julius-von-Jan-Kirchengemeinde, Lenningen“ zusammen. Von Anke Kirsammer

Evangelische-Kirchen
Auch nach der Fusion werden in den Evangelischen Kirchen von Oberlenningen (links), Brucken (Mitte) und Unterlenningen (rechts) Gottesdienste gefeiert. Foto: Jean-Luc Jacques
Dirk Schmidt
Pfarrer Dirk Schmidt. Foto: Thomas Krytzner

Es ist das Ende eines langen Prozesses und markiert gleichzeitig den Beginn eines gemeinsamen Weges: Die evangelischen Kirchengemeinden Ober-, Unterlenningen und Brucken fusionieren. Von 2018 an trägt das Dreiergespann den Namen „Evangelische Julius-von-Jan-Kirchengemeinde, Lenningen“. Die Entscheidung haben die Kirchengemeinderäte am Dienstag gefällt. Der Teckbote hat den Oberlenninger Pfarrer Dirk Schmidt zum Zusammenschluss befragt.

Was sind die Gründe für die Fusion?

Dirk Schmidt: Durch Kirchenaustritte, Wegzüge und den demografischen Wandel sinken die Mitgliederzahlen in den Gemeinden. Zeitgleich gehen wir auf eine große Ruhestandswelle in der Pfarrerschaft zu, die jetzt nicht ausgeglichen werden kann, und mit dem Pfarrplan 2018 wurde beschlossen, dass die halbe Stelle in Brucken wegfällt und die Versorgung durch Unterlenningen erfolgt.

Wie sah die bisherige Kooperation der Gemeinden aus?

Schmidt: Zunächst wurde die Zusammenarbeit der Albtraufgemeinden mit gemeinsamem Konfiunterricht und einem Notprogramm für Gottesdienste und Kasualien in den vergangenen Jahren betrieben, weil mehrere Pfarrstellen gleichzeitig vakant waren. Sie hat sich aber so bewährt, dass daraus intensive und durch das Projekt „Strukturen - Pfarrplan - Immobilien“ der Evangelischen Landeskirche begleitete Beratungen wurden.

War die Einbeziehung der Gemeinden Erkenbrechtsweiler-Hochwang und Schopfloch-Gutenberg Thema?

Die Gemeinde Erkenbrechtsweiler-Hochwang möchte derzeit nicht an tief greifende strukturelle Veränderungen heran. Gleiches gilt für Schopfloch-Gutenberg, die ja erst Anfang des Jahres fusioniert haben. So blieben die drei Talgemeinden übrig. Wir haben geprüft, ob die Fusion nicht ein guter Weg sein könnte, da wir die gewonnene gute Kooperation nicht wieder aufgeben möchten. So entwickelte sich der Gedanke zu unserer Fusion, während wir aber gleichzeitig die bestehende Zusammenarbeit mit den beiden Nachbargemeinden weiterführen wollen.

Stieß diese enge Zusammenarbeit auf ungeteilte Zustimmung?

Mancher begegnete ihr mit Skepsis, und manche Gemeindeglieder wünschten sich schon, dass alles beim Alten bleibt, dass es wieder heißt „mein Kirchturm - mein Pfarrer“. Aber da waren manche Tendenzen schon absehbar, die jetzt immer klarer werden, und wir haben - in Abstimmung mit den Kirchengemeinderäten - dieser anfänglichen Skepsis standgehalten. Dies bewährt sich jetzt ebenso wie das gemeinsame Mühen um einen regelmäßigen und kollegialen Austausch zwischen uns Pfarrern.

Wie war die Stimmung in den Vollversammlungen der einzelnen Gemeinden im Vorfeld?

Vorab konnten die Gemeindeglieder sich informieren, um ihre Anliegen in der Versammlung gut einbringen zu können. Der Schritt zur Fusion wurde insgesamt begrüßt. Eine wiederkehrende Botschaft war: Lieber jetzt aus Überzeugung fusionieren und daraus was Gutes machen, als später dazu verpflichtet zu werden. Die Gemeindeglieder teilen die Auffassung der Kirchengemeinderäte, dass es gut ist, Veränderungen anzugehen und mitzugestalten.

Was erhoffen Sie sich durch die Fusion?

Eine Konzentration in den Aufgaben und eine Entlastung, die auch Freiräume schafft für die Gemeindearbeit, so beispielsweise für die Gottesdienstgestaltung, den Unterricht, die Jugendarbeit und die Seelsorge.

Wie werden die Seelsorgebezirke genau aufgeteilt?

Die neue Gemeinde hat zwei Seelsorgebezirke, wenn Pfarrerin Margarete Oberle in den Ruhestand geht. Der Seelsorgebezirk eins umfasst Brucken und Unterlenningen. Oberlenningen ist der Seelsorgebezirk zwei. Damit verbunden sind zwei Pfarrstellen zu jeweils 100 Prozent. Vor dem Ruhestand von Margarete Oberle gilt noch: drei Pfarrpersonen - drei Orte - drei Seelsorgebezirke.

Wie läuft es mit den sonntäglichen Gottesdiensten weiter?

Der Plan ist, dass wir zum einen ein rollierendes System einführen, in dem an jedem Sonntag immer in zwei Kirchen Gottesdienst gefeiert wird. Zum anderen ist unser Ziel, die besonderen örtlichen Gottesdienste aufrechtzuerhalten, auch wenn die Zahl der Pfarrer sinkt.

Neben dem Gottesdienstplan müssen noch mehr Details geklärt werden. Wie soll der Prozess ablaufen?

Es gilt nun, auf sehr unterschiedlichen Ebenen zu agieren. Es müssen Fragen der Geschäftsführung geklärt werden, wir müssen das Gemeindeleben gut durchdenken und manches mit dem Oberkirchenrat abstimmen. Die beiden Moderatoren, Pfarrer Kraume vom Oberkirchenrat und Pfarrerin Dehlinger von der Gemeindeberatung, arbeiten weiter mit uns zusammen. Eine inzwischen bewährte Steuerungsgruppe bereitet wichtige Entscheidungen vor, die dann in den Kirchengemeinderäten zur Diskussion und Abstimmung gebracht werden.

Und was wünschen Sie sich persönlich von der Fusion?

Dass wir in den Gemeinden weiter so geschwisterlich, respektvoll und auf Augenhöhe unterwegs bleiben, wie wir bisher den Prozess durchlaufen haben. Dieses Klima der großen gegenseitigen Wertschätzung und der gegenseitigen Bereitschaft, einander zu ergänzen, ist ein guter Nährboden, wenn die Gemeinden nun zu einer Gemeinde zusammenwachsen.