Lenninger Tal

Durchs Kulturland

Auf dem Albsteig vom Hörnle über die Teck nach Owen und weiter zum Hohenneuffen

Der Albsteig, bekannt als Schwäbische Alb Nordrandweg, ist ein echter Klassiker unter den Fernwanderwegen: Er ist der Hauptwanderweg 1 (HW1) des Schwäbischen Albvereins. Heutiger Startpunkt ist der Wanderparkplatz Hörnle bei der Burg Teck. Von hier aus geht es über elf Kilometer nach Owen bis zum Hohenneuffen.

In stimmungsvollen Alleen läuft sich‘s besonders gut. Schilder weisen den Weg.Fotos: Judith Reischl
In stimmungsvollen Alleen läuft sich‘s besonders gut. Schilder weisen den Weg.Fotos: Judith Reischl

Owen. Am Wanderparkplatz Hörnle ist der Startpunkt der vierten Etappe der Wanderserie zum Albsteig. Dazu geht es erst mal den breiten, geschotterten Forstweg bergan, bis rechts ein Pavillon steht. Dort geht der Wanderweg ab – bitte auf das Wanderzeichen roter Pfeil auf weißem Grund achten. Durch den Wald geht es nun bergab, immer dem Wanderzeichen nach. Hier, abseits vom Trubel des Ausflugsziels Burg Teck könnte man schon fast die Owener Zwerge huschen sehen – jedenfalls in stillen, vielleicht auch etwas nebligen Morgenstunden.

Der Weg führt aus dem Wald hi­naus in einer Lindenallee bergab – hier summt es überall. An der Straßenkreuzung angekommen, überquert der Wanderweg bei einer Schutzhütte den Zufahrtsweg zur Teck, und führt links durch Streuobstwiesen nach Owen hinab. Durch den Ort führen Aufkleber des Wanderzeichens, die meist an Straßenschilder oder -laternen angebracht sind.

Am Bahnhof vorbei geht der Weg wieder aus Owen hinaus, durch offene Landschaft und Streuobstwiesen, vorbei am Vulkanschlot „Bölle“. Nun ist die „Bassgeige“ erreicht: es wird schattiger. Der Pfad führt im Wald steil zur Hochfläche des Berges „Bassgeige“ hinauf und links am Trauf entlang – 330 Höhenmeter hat der Wanderer nun in den Beinen. Doch die Aussicht am Brucker Fels auf 727 Meter versöhnt mit der Anstrengung. Auch hier ist es wieder wichtig, sich am Wanderzeichen zu orientieren – hier oben kreuzen sich viele Pfade, wer in Gedanken versunken wandert, verliert den Weg schneller als gedacht.

Der Albsteig verlässt den Wald auf einem Wiesenpfad und führt am „Heidengraben“ vorbei. Dieser Graben war ein im 1. Jahrhundert vor Christus genutztes keltisches Oppidum, das auf der Vorderen Alb auf den Gemarkungen Grabenstetten, Erkenbrechtsweiler und Hülben lag. Mit einer Gesamtfläche von 1 662 Hektar ist der Heidengraben nicht nur die größte bekannte keltische Befestigungsanlage Deutschlands – ein sogenanntes „Oppidum“ – sondern auch eine der größten in ganz Europa.

Der Albsteig aber führt nun nach Erkenbrechtsweiler, durch den Ort hindurch, und über Wiesen und Felder den Albtrauf hinauf. Von der Hangkante bieten sich immer wieder schöne Aussichtspunkte. Bald lässt sich der Endpunkt dieser Etappe erkennen: die Burg Hohenneuffen, genauer der Parkplatz.

Die nächste und letzte Etappe führt vom Hohenneuffen durch Hülben bis ins Tal nach Bad Urach auf circa zehn Kilometern. Trotz guter Beschilderung ist es generell wichtig und richtig, sich mit geeignetem Kartenmaterial auszustatten.

Die Zwerge von Owen

Wer den Albsteig erwandert, abseits der Hauptausflugsziele oder zur späten beziehungsweise frühen Stunde, kann die besondere Stimmung am Albtrauf spüren: Zwischen den alten Buchen steigen Nebel hi­nauf, in Felsspalten, Mauerresten von Ruinen, hinter der nächsten Wegbiegung im Moos – sah man da nicht etwas huschen? Der Sage nach wohnten einst im Wald zwischen Owen und Beuren viele Zwerge. Häufig wird den Zwergen übermenschliche Kraft und Macht nachgesagt. Sie gelten als schlau und zauberkundig, bisweilen listig, geizig und tückisch, meist aber als hilfreich, und werden in Märchen und Sagen als bärtige Männchen mit Zipfelmütze dargestellt. So auch in der Sage der „Zwerge von Owen“: Es waren lustige Gesellen, immer zu Scherz und Schabernack bereit, und wenn man unterwegs war, konnte man erwarten, einem Zwerglein zu begegnen, das sich kichernd im Gebüsch versteckte, das mit Tannenzapfen nach einem warf oder das lustig seine Zipfelmütze schwenkte. Sie hatten allerhand Streiche im Kopf, die kleinen Burschen, aber sie halfen auch gerne. In ihrem Wald kannten sie sich aus, wussten Bescheid über die Heilkraft der Pflanzen und verstanden es, Salben und Tränklein zu bereiten, die alle Gebrechen und Krankheiten verschwinden ließen. Wenn ein Arzt nicht mehr wusste, was er tun sollte, sagte er: „Geh zu den Zwergen im Owener Wald.“ Deshalb kamen die Menschen von weither, um bei den Kleinen Hilfe zu suchen. Aber von einem Tag auf den anderen war das kleine Volk verschwunden; niemand hatte sie wegziehen sehen, von niemandem hatten sie sich verabschiedet. Hatte man sie beleidigt oder gekränkt? Es wird erzählt, dass nur ein alter Zwerg geblieben war, das „lederne Männlein“. So wurde er genannt, weil sein zerfurchtes Gesicht aussah wie altes Leder. Und vielleicht, wenn man noch heute im Wald „Juhu“ ruft, und aus der Ferne ein Echo hört, dann war das das „lederne Männle“, das Antwort gegeben hat. jr