Lenninger Tal

Ebay spült Geld in die Kirchenkasse

Aktion Die Renovierung der Kirche in Zainingen wird durch eine Versteigerung finanziert.

Das Fachwerk muss dringend saniert werden.
Das Fachwerk muss dringend saniert werden.

Römerstein. Die evangelische Martinskirche in Zainingen ist ein kunsthistorisches Kleinod im Ort. Doch jetzt haben sich gravierende Schäden gezeigt, die dringend saniert werden müssen. Die Kirchengemeinde rief dazu die Aktion „Rares für Bares“ in Anlehnung an die gleichnamige TV-Sendereihe ins Leben. „Jedermann kann Dinge, die er nicht mehr benötigt, bei uns abgeben“, erklärt Kirchenpflegerin Claudia Götz. Bei „ebay Kleinanzeigen“ werden sie versteigert, der Erlös kommt der Kirchensanierung zugute.

Von Weitem zu sehen ist der 1494 fertigstellte, markante Kirchturm mit einem Fachwerk-Aufsatz. Doch „das Holz ist morsch und weich“, bringt es die Vorsitzende des Kirchengemeinderats, Elfriede Hagmeyer, auf den Punkt. Schnelle Hilfe ist vonnöten, um das Bauwerk zu erhalten. Eine Zeitlang war die Holzkonstruktion vertäfelt, wurde aber in den 1950er-Jahren freigelegt und damit der Witterung ausgesetzt. Die letzte Sanierung erfolgte in den 1980er-Jahren.

Ein weiteres Problem ist der abbröckelnde Putz am Turm. Hier zeigt auch die 1908 unter Leitung von Martin Elsäßer angebaute Vorhalle deutliche Setzungsrisse. „Ein Experte für Holzkonstruktion, der zusammen mit einem Statiker die Schäden ansah, führt die Risse auf lange Trockenperioden zurück, bei denen der Grundwasserspiegel sinkt“, erläutert Kirchenpflegerin Claudia Götz. Bei der Sanierung der Vorhalle wolle man auch gleich eine Rampe für die Barrierefreiheit anlegen.

Obwohl noch kein abschließendes Gutachten vorliegt, sind sich Elfriede Hagmeyer und Claudia Götz sicher, dass die Sanierung nicht ganz billig wird. „Und das, wo in Coronazeiten die Kirchensteuermittelzuweisungen sinken“, sagt die Kirchenpflegerin. „Wir sind vom Oberkirchenrat angehalten, nur das Nötigste zu reparieren. Doch wir glauben, dass die Sanierungen dringend nötig sind.“

Manchmal geschehen kleine Wunder. Als für die Begutachtung des Dachstuhls der Dachboden frei geräumt wurde, fanden sich um die 100 alte Klappstühle aus dem Gemeindehaus. „Wir haben über Ebay probiert, sie zu verkaufen“, so Elfriede Hagmeyer. Es klappte hervorragend. Für 950 Euro gingen die Stühle an eine Kirche in Moldawien. Ein Gemeindemitglied von dort war gerade in der Gegend und nahm die Stühle gleich mit.

Ermutigt sah Daniel Blochinger, der 2020 in den Kirchengemeinderat gewählt wurde nach, was sich sonst noch alles fand. Etwa 100 alte Orgelpfeifen verkauften sich wie von selbst. Die Betonstufen vom Eingang des alten Gemeindehauses gingen als Terrassenplatten bis nach Bochum, die alte Gemeindehaustür passte genau in einen Gartenschuppen in Neu-Ulm.

Daniel Blochinger hatte dann die Idee, in der Gemeinde weitere Schätze zu sammeln und zu verkaufen. „Der Vorrat hier ist unerschöpflich“, stellte er fest. „Vor allem viele ältere Leute freuten sich über den guten Zweck für schöne Sachen, die sie nicht wegwerfen wollten.“ Fahrräder, Gemälde, Kinderspielzeug, kupferne Bettflaschen - vieles wurde gespendet und lagert nun im Holzschuppen des Pfarrhausgartens. Ein Verpackungsteam kümmert sich um Versand oder Abholung. 2000 Euro sind bisher zusammengekommen. Gabriele Böhm