Lenninger Tal

Ehrenamtlicher Einsatz für die Artenvielfalt

Naturschutz Über 60 freiwillige Helfer greifen beim siebten Landschaftspflegetag im Schopflocher Moor zu Schaufel, Rechen und Spitzhacke. Von Sabrina Kreuzer

Mit Schaufel und Spitzhacke waren die freiwilligen Helfer beim Landschaftspflegetag im Schopflocher Moor im Einsatz.Foto: Sabrin
Mit Schaufel und Spitzhacke waren die freiwilligen Helfer beim Landschaftspflegetag im Schopflocher Moor im Einsatz.  Foto: Sabrina Kreuzer

Es ist ein sonniger Samstagvormittag, an dem sich eine große Menschenschar vor dem Gasthof „Albengel“ bei Schopfloch tummelt. Eigentlich ein perfekter Tag für Gartenarbeit, Einkäufe oder einen Spaziergang. Doch die über 60 Menschen, die sich hier eingefunden haben, haben etwas anderes im Sinn: Sie sind hier zum siebten Landschaftspflegetag im Schopflocher Moor - eine Aktion des Schwäbischen Albvereins, des Naturschutzzentrums Schopflocher Alb und des Regierungspräsidiums Stuttgart. Mit von der Partie sind auch der Lenninger Bürgermeister Michael Schlecht, der Präsident des Schwäbischen Albvereins Hans-Ulrich Rauchfuß, Landrat Heinz Eininger und Staatssekretär Andre Baumann.

Es ist ein ernstes Thema, die Landschaft auf der Alb zu pflegen und intakt zu halten. „Das Schopflocher Moor ist das einzige größere Moor auf der Alb und das haben wir in den letzten Jahrzehnten beständig weiterentwickelt“, sagt Eininger. Auch Staatssekretär Baumann ist sich der Wichtigkeit dieses Stückchens Erde bewusst: „Wir bewegen uns in einer Naturlandschaft, die durch Menschenhand entstanden ist.“ Bereits 1942 wurde das Moor unter Naturschutz gestellt, nachdem es Ende des 18. Jahrhunderts durch Entwässerung und Torfabbau zu einem Großteil zerstört worden war. Trotzdem hat sich das Moor in den vergangenen fünfzig Jahren stark verändert: Die Absenkung des Wasserspiegels führte stellenweise zu einem trockenen Boden, und der Wald breitet sich immer mehr aus.

Damit die vielfältigen Flora und Fauna erhalten bleibt, ist die Landschaftspflege erforderlich. „Wir tun das alles für unsere Heimat“, motiviert Hans-Ulrich Rauchfuß die zahlreichen Helfer. Doch diese sind bereits hoch motiviert, denn sie wissen, dass ihr Einsatz vonnöten ist. Die Helfer werden in Gruppen eingeteilt und arbeiten in verschiedenen Teilen des Moors. Die Hauptaufgaben sind die Gehölzpflege und Nacharbeiten an eingebauten Schwellen. „Wenn die Eichendielen im Wasser stehen, halten sie Jahrzehnte lang“, erklärt Sonja Berger vom Naturschutzzentrum Schopflocher Alb, „nur wenn Luft dran kommt, setzt die Holzverwitterung ein.“ Da die Torfüberwallung stellenweise zusammengesackt ist, droht das Holz blank zu liegen. Um zu verhindern, dass die Schwellen kaputt gehen, müssen sie erneut mit Torf überdeckt werden.

Ein Teil der Pflege besteht auch darin, einzelne Bäume zu fällen, um mehr Sonnenplätze zu schaffen. Die magere Flächenlandwiese und viele Bodenpflanzen bekommen sonst zu wenig Licht ab. „Wenn man nichts dagegen macht, schreitet der Wald immer weiter voran und das Licht für andere Pflanzen fehlt“, sagt Richard Haußmann. Er ist Gaunaturschutzwart des Schwäbischen Albvereins Neuffen. „Viele Leute verstehen nicht, dass es auch zum Naturschutz gehört, Bäume zu holzen, um anderen Pflanzen zu helfen“, klärt er auf.

Neben der Ortsgruppe Neuffen, sind auch Mitglieder des schwäbischen Albvereins aus Neckartailfingen vor Ort. „Wir sind heute Morgen eine Stunde mit dem Auto hierher gefahren“, sagt Manfred Witar. Doch für ihn lohnt sich die Fahrt, denn er arbeitet gerne in der Natur. „Unsere Nachkommen sollen die Natur hier so sehen, wie es früher einmal war“, findet Witar, „wenn man hier nichts macht, gibt es das Moor nicht mehr lange.“

Martin Wyrwich aus Deizisau hat das erste Mal mit seinem großen Sohn an einem Landschaftspflegetag teilgenommen. „Damals war er Junior-Ranger, aber mittlerweile kommt er nicht mehr mit“, sagt er. Seine Frau, sein jüngerer Sohn und er sehen den Naturschutz als eine wichtige Aufgabe an: „Die Leute konsumieren nur noch und kümmern sich gar nicht mehr.“

Zu den vielen Helfern gehört auch Uto Muto. Sie ist mit einigen Leuten der Behindertenförderung Linsenhofen im Moor. Sie freut sich, dass der Albverein an sie denkt und sie somit die Möglichkeit hat, mit einigen Bewohnern an solchen Aktionen teilzunehmen. „Es fehlt uns oft an Ideen, was man tun kann, um die Leute auszulasten. Und nach einem Landschaftspflegetag sind immer alle ganz erschöpft und freuen sich, etwas getan zu haben.“

Staatssekretär Andre Baumann weiß den Einsatz der vielen Helfer zu schätzen: „Danke, dass sie uns das Wertvollste überhaupt schenken: Ihre Lebenszeit und ihr Engagement.“