Lenninger Tal

Ein stiller Mann, hoch über den Dächern

Flüchtlinge Abdul Basil arbeitet als Zimmerer-Gehilfe bei Achim Rebmann und ist fast schon zum Familienmitglied geworden. Er ist einer der drei Asylsuchenden, die in Owener Betrieben Anstellung gefunden haben. Von Iris Häfner

Zum nahezu unentbehrlichen Helfer wurde Abdul Basil für die Zimmerer.  Foto: Jean-Luc Jacques
Zum nahezu unentbehrlichen Helfer wurde Abdul Basil für die Zimmerer. Foto: Jean-Luc Jacques

Der 27-jährige Abdul Basil kommt aus Nigeria. Er ist der Dritte im Bunde, der als Flüchtling in Owen zumindest vorübergehend Arbeit gefunden hat. Abdul ist ein sehr ruhiger, schweigsamer Mensch, was nicht unbedingt mit seinen fehlenden Deutschkenntnissen zusammenhängt. Seit rund zwei Jahren ist er hier. Über Libyen, Karlsruhe und Mannheim kam er im Januar 2016 nach Owen. Dort wohnte er meist mit sechs weiteren Männern in einer Unterkunft, als einziger Moslem. „Das war not easy“, sagt er. Nicht leicht war für ihn auch der Ramadan. Seit rund einem Jahr arbeitet er in der Zimmerei von Achim Rebmann. „Er war immer da, auch bei 35 oder 40 Grad. Aber wir haben uns schon überlegt, wie wir das machen und ob wir ihn aufs Dach raufschicken können. Aber ihn vier Wochen freistellen geht nicht - und letztendlich muss er es auch selbst wissen“, sagt Achim Rebmann. Im Sommer ist um 6 Uhr Arbeitsbeginn, Feierabend gegen 16.30 Uhr. Je nach Baustelle und Arbeitsaufkommen kann es aber auch mal 18 Uhr werden. Montagabends nimmt Abdul bei einem ehrenamtlichen Flüchtlingshelfer Deutschunterricht. „Aber dann ist er natürlich von der Arbeit schon richtig müde“, hat Achim Rebmann Verständnis für den eher schleppenden Fortschritt des Sprachschatzes. „Aber das ist besser als nix“, zeigt sich der Chef pragmatisch.

Während der Probezeit hat er sich „gut und geschickt“ angestellt, einer Anstellung stand deshalb nichts im Wege. „Er ist ein netter Mensch, deshalb haben wir gesagt: Wir versuchen es mal. Das haben wir auch mit den Mitarbeitern besprochen“, erzählt der Zimmerer. Bis 2020 hat Abdul die Genehmigung, in Deutschland zu leben und zu arbeiten, worüber sowohl er als auch sein Arbeitgeber sehr froh ist. Aufgewachsen ist er in einem Dorf und war nach der Schule im Straßenverkauf tätig. Nach Abduls Erzählungen geht sein Chef davon aus, dass er dort „irgendwas zwischen Schreiner und Zimmermann“ war.

Abdul mag die deutsche Kultur und die Leute, „weil sie so freundlich sind“. Er kocht selbst, so weiß er, dass garantiert kein Schweinefleisch drin ist. Den Kartoffelsalat hat er schon fest in sein Repertoire aufgenommen. Dieses Gemüse samt Rezept hat er auf dem Lauterhof bei Familie Munk kennengelernt, wo er bei der Kartoffelernte und den Hühnern geholfen hat. „Abdul arbeitet, seit er hier ist. Ich bin mit Munks befreundet - so kam Abdul auch zu uns“, sagt Achim Rebmann. „Abdul ist eigentlich ein Wirtschaftsflüchtling. Er bekommt keine Unterstützung, er verdient seinen Unterhalt selbst“, sagt der Owener Zimmermann. Er zeigt sich etwas ratlos, ob der Vorgehensweise der Ämter. Er findet es „im Grunde komisch“, dass einem Steine in den Weg geworfen werden, wenn jemand arbeiten will und eine Stelle hat. „Man sollte jeden Einzelnen unter die Lupe nehmen und dann entscheiden“, sagt er. Achim Rebmann ist froh, dass es mit der Aufenthaltsgenehmigung geklappt hat. „Ich wäre traurig gewesen, wenn er weggeschickt worden wäre. Er passt gut ins Team - und er will nie Urlaub“, wundert sich der Chef. Über den findet Abdul nur lobende Worte: „Nice man, as Bruder, good people“, schließt er gleich die ganze Familie mit ein. Damit Abdul ausgeschlafen zur Arbeit kommen kann, baut der Zimmerer gerade die Einliegerwohnung aus. „Das war zwar geplant - aber nicht schon jetzt“, sagt Achim Rebmann.