Lenninger Tal

Einfamilienhaus für den Waldkauz

Naturschutz Auch in der Natur gibt es ­Wohnungsnot. Weil der Waldkauz mit ­anderen Vögeln um geräumige Spechthöhlen konkurriert, bekommt er neue Nistkästen.

Der Waldkauz brütet in Baumhöhlen oder in großen Nistkästen.Foto: Landratsamt Esslingen
Der Waldkauz brütet in Baumhöhlen oder in großen Nistkästen.Foto: Landratsamt Esslingen

Der Vogel des Jahres, der Waldkauz, soll es in Lenningen künftig leichter haben, Nachwuchs großzuziehen. 20 Nistkästen der Größe XXL sind im Forstrevier Lenningen aufgehängt worden. Damit soll die Auswahl an Nistmöglichkeiten vergrößert werden. Im März, wenn die Balz ihren Höhepunkt erreicht und das Brutgeschäft beginnt, ist der dämmerungs- und nachtaktive Vogel häufig zu hören. Der lang gezogene Ruf ist vielen Menschen bekannt.

Der Waldkauz wurde zum Vogel des Jahres 2017 gewählt, um für den Erhalt alter Bäume mit Großhöhlen im Wald oder in Parks zu werben. Vor allem verlassene Höhlen des Schwarzspechts sind bevorzugte Refugien der Waldkäuze. Damit ist es im Landkreis Esslingen sehr gut bestellt: Überdurchschnittliche 2,2 Höhlen gibt es je 100 Hektar Wald. Das hat eine Kartierung von Höhlenbäumen des Schwarzspechtes auf Staatswaldflächen im Kreis ergeben.

Doch trotz dieser überdurchschnittlichen Ausstattung ist die Nachfrage nach übergroßen Höhlen meist größer als das Angebot. Dem sollen die neuen Kästen abhelfen. Die endgültige Entscheidung darüber, ob eine Wohnung akzeptabel ist oder nicht, obliegt übrigens dem Kauzweibchen. Dem Lenninger Förster Alexander Klein sind mehrere Brutplätze des Waldkauzes im Lenninger Revier bekannt. Weil die Vögel sehr standortstreu sind und ein einmal erobertes Revier gewöhnlich für den Rest des Lebens genutzt wird, trifft er immer wieder auf „alte Bekannte“.

Neben einem passenden Nistplatz ist das Nahrungsangebot für den Waldkauz von Bedeutung. In guten Mäusejahren stehen die kleinen Nager ganz oben auf dem Speiseplan. Im nahezu lautlosen Suchflug entlang von Waldrändern oder Wegen machen sich die Käuze auf die Jagd. Den schneearmen Wintern der vergangenen Jahre folgten jeweils gute Mäusejahre, so dass der Tisch vergleichsweise gut gedeckt war. Zwei bis vier Eier liegen normalerweise in einem Waldkauznest. Stolze fünf Eier werden derzeit in einem Kasten bei Dettingen ausgebrütet. Dort erlaubt eine abdeckbare Plexiglasscheibe hin und wieder einen Blick auf den Stand des aktuellen Brutgeschäftes.

Junge Waldkäuze verlassen in einem Alter von etwa 30 Tagen die Bruthöhle. Beim Sprung aus der Höhe fallen sie auf den Waldboden, von wo sie dann auf einen Ast hochklettern. Dort werden sie als sogenannte „Ästlinge“ noch etwa bis zum 100. Lebenstag von den Eltern versorgt und rigoros verteidigt. Die Ästlinge sind perfekt getarnt und nur schwer zu erkennen. Umso mehr freut sich der Forstwirt und erfahrenen Ornithologe Edwin Votteler, dass es ihm schon mehrmals gelang, Jungvögel fotografisch festzuhalten.

Ob in die neu aufgehängten Kästen im Revier Lenningen tatsächlich Waldkäuze einziehen, bleibt abzuwarten, denn auch Hohltaube und Kleiber lieben die geräumigen Wohnungen.pm