Lenninger Tal

Elektroflitzer erobern die Alb

Erlebnis Umweltfreundlichen Fahrspaß bieten die Elektrosportwagen „eRod“. Wer damit auf Spritztour gehen möchte, kann die kleinen, leichten Roadster nun in Owen mieten. Von Daniela Haußmann

Mit dem Elektrosportwagen „eRod“ kann man - bei normaler Fahrweise - stundenlang über die Alb düsen. Foto: Daniela Haußmann
Mit dem Elektrosportwagen „eRod“ kann man - bei normaler Fahrweise - stundenlang über die Alb düsen. Foto: Daniela Haußmann

Insekten tanzen über den Grashalmen am Straßenrand, Blumen neigen sich im Wind, und die letzten Sonnenstrahlen des Tages fallen auf die reifen Früchte, die an den Obstbäume hängen. Ruhig gleitet der Elektrosportwagen von Jürgen Reichert über das graue Band der Landstraße von Gutenberg Richtung Lenningen. Der Blick fliegt über Radler und Wanderer, die den Trauf erklimmen wollen. Die Hügel, die in der Ferne den Himmel zu streifen scheinen, kommen schnell näher, während nur das sanfte Surren unter der Motorhaube verrät, dass Reichert fest auf das Gaspedal des kleinen Flitzers drückt.

Nur wenige Hundert Meter hinter Schlattstall zieht der 63-Jährige das Steuer nach links und driftet auf die Steige, die hoch nach Grabenstetten führt. Gerade einmal 30 Zentimeter trennen ihn in der drei Meter langen und 1,62 Meter breiten Elektroflunder vom Asphalt. Mühelos beschleunigt der 600 Kilo schwere Roadster und schießt mit irritierender Leichtigkeit davon. „Und das bei 61 Pferdestärken“, staunt Gerd Bäuerle, der gar nicht mehr aufhört zu grinsen, seit er bei dem Owener Eventveranstalter „MehrLebnis“ in das Fahrzeug gestiegen ist.

Schnell schließt der 52-Jährige zu seinem Arbeitskollegen auf. In der Handvoll Karosserie wirkt die Welt auf einmal ganz anders. Keine Servolenkung, Türen oder Scheiben - ein ungefiltertes Fahrerlebnis: Der Wind weht um die Nase, die Natur ist zum Greifen nah und der Rhythmus der Straße ist zu fühlen. „Mulmig wird es einem in dem Auto nicht“, sagt Gerd Bäuerle. Im Gegenteil. „Geringes Gewicht, kurze Länge, tiefer Schwerpunkt - für Bergstraßen ist das Teil ideal“, findet er.

„Verglichen damit ist mein Touran ein alter Lkw“, sagt Reinfried Kirchner lachend. Er ist die Steigen rings um Teck und Hohenneuffen schon unzählige Male rauf und runter gefahren. „Aber gerade sammle ich ganz neue Eindrücke und Erfahrungen“, verrät der 60-Jährige.

Wenig später rollt die sechsköpfige Gruppe mit ihren vier Elektroroadstern durch Grabenstetten. „Coole Kiste“, rufen ein paar Jugendliche. Eine junge Frau steht am Straßenrand, hält spontan den Daumen raus und hofft, dass sie einer der Fahrer mitnimmt. Doch die rollen an ihr vorbei zum Ort hinaus, wo sich auf dem Weg nach Erkenbrechtsweiler die Landschaft weitet und die Ausflügler mit einem herrlichen Panorama belohnt. Kaum haben sie die Albgemeinde erreicht, geht es im Schatten hoher Bäume und schroffer Felsen schon die nächste Steige hinunter. Am Beurener Freilichtmuseum kommt Svenja Bounin kurz zum Stehen.

Ein konzentrierter Blick nach links, die Straße ist frei, ein Tritt aufs Gaspedal und im nächsten Moment wird der Wagen, der eben noch hinter ihr an der Kreuzung stand, im Spiegel ganz klein. Die 27-Jährige ist die einzige Frau in der Runde. „Das ist schade“, findet die Owenerin, aus deren Sicht eine Spritztour im Elektrosportwagen definitiv nicht nur was für Männer ist. Ihr Vater, Juraguide und Biosphärenbotschafter Dieter Bounin, der die Gruppe zusammen mit Stefan Kadelbach von „MehrLebnis“ über die Alb gelotst hat, schaut am Ende der Tour in die Gesichter der Teilnehmer.

„Wenn alle von Anfang bis Ende lächeln, dann muss es ja ein tolles Erlebnis gewesen sein“, meint der 59-Jährige. „Auf jeden Fall eines, das man nicht so schnell vergisst“, fügt Stefan Kadelbach hinzu. Zurück in Owen gleiten die Roadster, die der Verkehrsfachschule Kirchheim gehören, auf den Hof des 38-Jährigen. Der ein oder andere wäre sicher noch gerne weitergefahren. Aber aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Gerd Bäuerle und Reinfried Kirchner wollen auf jeden Fall ihre Frauen zu einer Spritztour ohne Guide und Arbeitskollegen überreden.