Gemeinsam eine Pizza backen - und das in Corona-Zeiten? Kein Problem, wenn man es im Freien macht, und pantomimisch. Beate End sitzt mit mehreren „Nachwuchsbäckern“ im Kindergartenalter vor der Owener Teckhalle. Sie leitet die Kleinen spielerisch an, imaginäre Zutaten in eine gleichermaßen imaginäre Teigschüssel zu schütten. Danach wird gerührt und geknetet. Alle Kinder wellen den unsichtbaren Teig vor sich auf dem Boden aus, belegen ihn mit „Tomaten“, „Salami“ und „Käse“ und schauen dann mehrfach im „Ofen“ nach, was die Pizza denn so macht. Zu essen gibt es anschließend zwar keine Pizza - aber das Programm macht trotzdem allen mächtig Spaß.
Es ist Teil des Kindertanzens, das Beate End vor dem Lockdown regelmäßig in Owen angeboten hat. Die Kinder sollen sich unter ihrer Anleitung bewegen, es handelt sich um eine Art spielerisches Turnen mit Musik. Den ganzen Winter über musste dieses Programm ausfallen. In beheizten Räumen hätte es noch weniger stattfinden dürfen als draußen im Freien. Am gestrigen Sonntag hat Beate End den Frühling genutzt, um sich mit den Familien endlich wieder einmal treffen zu können.
Die Veranstaltung mit Bewegung und Tanz war ordnungsgemäß angemeldet. Alle Hygienevorschriften wurden eingehalten. Die maximale Teilnehmerzahl von 50 wurde nicht überschritten. Die „Ordner“ aus den eigenen Reihen hätte es nicht wirklich gebraucht. Vorschriftsgemäß haben sie dennoch das Einhalten der Regeln überwacht: Was vor etwas mehr als einem Jahr noch jedem absurd erschienen wäre - man hat sich längst daran gewöhnt.
Die Familien waren gestern richtig begeistert, dass es überhaupt wieder zu einem Treffen kam, zur gemeinsamen Bewegung. „Endlich wieder Sport“, hieß es gleich mehrfach. Für Beate End, die zu Beginn des Lockdowns eigentlich gerade ihr Tanzstudio „tanz-end“ in Kirchheim eröffnen wollte, war diese Freude am gemeinsamen Sport ein wichtiger Grund für das Treffen in Owen: „Von vielen Müttern kriege ich die Info, dass ihnen das Kindertanzen fehlt. Sie wünschen sich wieder Sport, Bewegung, Austausch, Treffen und soziale Kontakte.“ Genau das fordert Beate End jetzt auch wieder ein. „Ich finde die Corona-Regeln in Ordnung“, sagt sie und distanziert sich ausdrücklich von Corona-Leugnern. Sie hält auch nichts von Alu-Hüten.
Trotzdem ist es für Beate End nur schwer zu verstehen, dass zehn Kinder morgens in der Kindertagesstätte in der Notbetreuung zusammenkommen, dass aber dieselben Kinder sich nachmittags nicht mehr gemeinsam bei oder mit ihr zum Kindertanzen treffen dürfen. Im Freien ginge das zwar eher, aber auch da dürfen die Kinder, die mitmachen, maximal eine Gruppe von fünf bilden.
Bewegung gibt es für die Kinder deswegen auch am Rand der eigentlichen Veranstaltung. Ein Plastikball ist mit im Spiel und wird ein paar Mal hin- und hergekickt. Daran beteiligt sich sogar einer der Polizisten, die vorsorglich vor Ort sind - um zu überprüfen, dass die Veranstaltung auch der Corona-Verordnung entspricht.
„Bewegung ist sehr wichtig für die Gesundheit“, stellt Beate End fest. Neue Formen wie Training per Video seien kein gleichwertiger Ersatz für Gruppentreffen: „Gemeinsam macht es viel mehr Spaß, als wenn jeder allein vor seinem Laptop sitzt.“
Workout vor der Halle
Den Beweis dafür tritt sie gemeinsam mit den Müttern an, mit denen sie noch vor dem Kindertanzen ein offenes Training nach dem Barre-Konzept gestaltet: „Das ist ein Ganz-Körper-Workout, als Kombination aus Ballett-Elementen, Yoga und Pilates, zu dem normalerweise auch noch Hantel-Training gehört.“ Die Glasfront der Teckhalle ersetzt praktischerweise die Spiegelwand, die es sonst im Tanzstudio gäbe.
Grundsätzlich ist Beate End zwar zuversichtlich, dass es nach Corona weitergeht und dass sie dann auch tatsächlich ihr Studio eröffnen kann. Aber leicht wird es trotzdem nicht: „Ich habe nur knapp 60 Quadratmeter und dürfte deshalb nur für vier Personen etwas anbieten.“ Ähnliche Sorgen trieben Fitnessstudios um: „Wer da nur mit zehn Leuten arbeiten darf, kriegt nicht einmal ansatzweise seine Kosten wieder rein. Wir gehören also zu den Branchen, die übersehen und übergangen werden.“ Das war gestern an der Teckhalle anders: Für Jogger und Spaziergänger war Beate Ends Sportangebot für Mütter und Kinder nicht zu übersehen.