Lenninger Tal

Erleuchtet startet Owen in den Winter

Einkaufen Kulinarische und kulturelle Angebote während der langen Verkaufsnacht lockten viele Besucher in das Städtchen unter der Teck. Im Stadtarchiv gab‘s ein Mitmachprogramm für Kinder. Von Sabrina Kreuzer

Actionreich ging es bei den Aufführungen von Jens Coers in der Schießhüttestraße zu. Die Feuertricks des Jongleurs ließen den Zu
Actionreich ging es bei den Aufführungen von Jens Coers in der Schießhüttestraße zu. Die Feuertricks des Jongleurs ließen den Zuschauern den Atem stocken. Foto: Sabrina Kreuzer

Die Glocke des Nachtwächters hallt durch das dunkle Städtchen. Was einst ein Zeichen dafür war, dass Sicherheit und Ordnung herrscht, ist heute die Einladung zum Geselligsein. Die Straßen füllen sich, Gelächter und Stimmengewirr dringen durch die Dunkelheit. Vor vielen Häusern brennen kegelförmige Lichter, der Geruch kulinarischer Köstlichkeiten kommt auf. „Owen leuchtet - Einkaufen und Kultur“ am Freitagabend war ein voller Erfolg.

Auch wenn das Wetter nicht immer gnädig war, kamen die Besucher aus Owen und Umgebung. „Bist du auch hier?“, hallt es mehrmals durch das Städtle. Bei Punsch und einer Wurst vom Grill oder einem Holzofenbrot mit Raclettekäse lässt es sich besonders angenehm plaudern. Zum sechsten Mal veranstaltete der städtische Handels- und Gewerbeverein die Verkaufsnacht. Ziel ist es, die Einzelhändler aus der Herzogstadt unter der Teck vorzustellen. Über 20 Geschäfte öffneten ihre Türen. Neben der Möglichkeit, bis 22 Uhr einzukaufen und sich beraten zu lassen, lockte jedes davon noch mit einer kleinen Besonderheit: Es gab kulinarische Leckereien und Getränke aus dem Biosphärengebiet. Heißer Eierlikör, Kinderpunsch oder Glühwein wärmten die Besucher wieder auf, die aufgrund des immer wieder einsetzenden Regens ein wenig fröstelten.

Damit die Erwachsenen gemütlich einkaufen konnten, bot das Stadtarchiv ein Mitmachprogramm für die Kleinen an: Die Herstellung von Lippenbalsam aus Bienenwachs und Duftölen. Im Obergeschoss tummelten sich die Kleinsten bis hin zu Teenagern. Während sie darauf warteten, dass ihre Kreationen trockneten, schauten sich viele in den Ausstellungsräumen um. Besonders das Modell der Stadt von 1828 begeisterte. „Guck mal, da wohnen wir“, hörte man Kinderstimmen rufen. Auch die Möglichkeit, Sagen rund um die Teck anzuhören, wurde gerne angenommen.

Wer sich gerne die Stadt anschauen, aber nicht selbst laufen wollte, stieg am Amtsplatz auf die zwei PS starke Kutsche auf. Der Kutscher vom Haldenhof und sein Gespann kamen besonders bei Familien mit kleinen Kindern gut an. Actionreich ging es bei den Aufführungen von Jens Coers zu. Jede volle Stunde zeigte der Jongleur Feuertricks, die den Zuschauern den Atem stocken ließen.

Eine Stadtführung im Kerzenschein und zu Fuß bot Friedlinde Kazmaier an. Auch wenn sich nicht viele Heimatkunde-Interessierte zusammenfanden, freute sie sich: „Ich biete das jetzt zum sechsten Mal an. Die meisten Owener, die eine Stadtführung interessiert, haben schon in den letzten Jahren mitgemacht.“ Teilweise sind ihre Touren komplett ausgebucht. „Aber auch im kleinen Rahmen schauen wir hinter die Kulissen“, sagt die Dettingerin, die seit über 30 Jahren in Owen lebt. Ihre Reise durch die Teckstadt führt über den Friedhof, die Marienkirche, an der kleinen Lauter entlang, durch die Badstraße bis zur Bernhardskapelle. Sie erzählt von König Wilhelm II., dem letzten König Württembergs, und seiner Zugfahrt durch das Lenninger Tal, warum Owen nicht „Auen“ geschrieben wird, von den Nonnen, die früher im Kloster lebten oder den Herzogen von der Teck: Einmal quer durch die Geschichte der kleinen Stadt am Fuße der Teck, die sich trotz ihrer „Größe“ als Stadt bezeichnen darf. „Das haben wir den Herzogen zu verdanken“, erklärt Friedlinde Kazmaier. „Momentan haben wir Dokumente von der Stadtgründung 1261. Vermutlich ist Owen aber noch etwas älter.“