Lenninger Tal

Es werde Licht – und gesellig

Tradition Im Owener Geschichtshaus ist die Wintermonate über wieder die Lichtstube geöffnet. Hier treffen sich Frauen, um zu stricken, zu basteln und natürlich, um ein Schwätzle zu halten. Von Iris Häfner

Die Frauen häkeln unter anderem Äpfel für den Messe-Auftritt der Stadt Owen bei der CMT.Foto: Jean-Luc Jacques
Die Frauen häkeln unter anderem Äpfel für den Messe-Auftritt der Stadt Owen bei der CMT.Foto: Jean-Luc Jacques

Lustig und ungezwungen geht es an diesem Abend zu im Geschichtshaus in Owen. Eine nach der anderen trudeln die Frauen ein und packen ihre Taschen und Körbe aus. Zum Vorschein kommen Wollebobbel, Häkel- und Stricknadeln sowie ominöse, aber schön gestaltete Papierstreifen. Die Leckereien für zwischendurch liegen schon auf dem Tisch bereit – die Heinzelmännchen waren anscheinend schon am Werk und haben auf den Tischen Erdnüsse verstreut und Mandarinen verteilt.

Um das Geschichtshaus mit Leben zu füllen, ließen die Frauen die Tradition der Lichtstube, auch Lichtkarz genannt, wieder aufleben. „Männer sind jederzeit willkommen“, sagt Gabriele Horer einladend und herausfordernd. Die Zusammensetzung an den Abenden ist immer unterschiedlich. Die einen kennen sich beispielsweise vom Turnen, die anderen von der Kirche. „Zu mir hat meine Schwester gesagt: Do gosch no“, erzählt die eine, und die andere ergänzt: „Bei mir war‘s die Nachbarin.“ Eine der Frauen fand den Weg in die Lichtstube, weil sie mit ihrem ersten selbst gestrickten Fingerhandschuh nicht weiterkam und Hilfe brauchte – und sie auch bekam. Geselligkeit in der Winterzeit haben sie ihre Treffen überschrieben, die von November bis Februar alle 14 Tage, immer mittwochs von 19.30 bis gegen 21.30 Uhr, stattfinden. Heuer nun im dritten Jahr.

An diesem Abend sollen unter anderem Äpfel für den Messeauftritt der Stadt Owen auf der CMT im Januar gehäkelt werden. Mehrere gewichtige Exemplare liegen schon als Ansichtsmaterial bereit. Sie schillern in allen Farben, der Fantasie kann beim Wolle- und Musterkombinieren freien Lauf gelassen werden. Gefüllt sind sie mit in Feinstrümpfen verpacktem Reis – und der macht die Äpfelchen wesentlich schwerer als die originalen Vitaminpakete. Die Messebesucher sollen damit angelockt und zu einem Wurfspiel animiert werden. Kaum begonnen und ohne Vorlage ist auch schon das „Blättle“ für den Apfel fertig, jetzt muss es nur noch befestigt werden.

Über so viel Engagement freut sich Verena Grötzinger. Die Bürgermeisterin schaut an diesem Abend auch eine Zeit lang vorbei und faltet nebenbei einen Fröbelstern. Dabei handelt es sich um einen dreidimensionalen Papierstern – und jetzt kommen die fein gemusterten Papierstreifen zum Einsatz, die eine der Teilnehmerinnen mitgebracht hat. Vier Streifen werden so gefaltet, dass ein wunderschöner Stern entsteht. Das Ganze ist ziemlich kompliziert, wenn man es zum ersten Mal versucht – nur gut, wenn erfahrene Hände bei dem Durcheinander weiterhelfen. Gleichzeitig nimmt am anderen Ende des Tischs eine Mütze immer mehr Gestalt an, fast fertig wird sie an diesem Abend.

G‘schwätzt wird nebenher natürlich auch, und so entstehen, ganz nebenbei, immer wieder Ideen für neue Projekte. Erinnerungen werden aufgefrischt, beispielsweise über das Einüben des Bändertanzes für den Maientag, das nicht immer eine ungetrübte Freude war, und weil bei Ausflügen das eine odere andere Ungeschick passieren kann, wird eine Geschichte nach kurzer Überlegung erzählt, denn: „Wir sind im Karz, da darf man das.“ Führungen durchs Geschichtshaus selbst sind bei den Lichtstuben-Treffen ebenso im Angebot, wie auch mal ein Spieleabend. Das muss nicht zwingend ein Kartenspiel sein, moderne Brettspiele gehören auch ins Repertoire.

Am Ende räumen alle miteinander auf. Der eine oder andere Tipp wird noch schnell weitergegeben und an Termine erinnert, wie beispielsweise an die Fahrt zur Schwabenausstellung in Stuttgart mit Führung, ehe alle, dick in die Winterjacken eingepackt, sich auf den Heimweg machen.

Die nächsten Termine in der Lichtstube

Die Geselligkeit in der Winterzeit pflegen ist in der Lichtstube im Owener Geschichtshaus noch vier Mal, immer mittwochs von 19.30 bis 21.30 Uhr, möglich: am 11. und 25. Januar sowie am 8. und 22. Februar.