Lenninger Tal

Familien müssen auf die Alb fahren

Betreuung Lenningen richtet im Kindergarten in Hochwang eine zweite Gruppe ein. Die Lösung soll helfen, den Bedarf im Tal zu decken. Von Anke Kirsammer

Der KIndergarten in Hochwang wird ausgebaut. Im Herbst sollen hier Ganztagskinder unterkommen.
Der KIndergarten in Hochwang wird ausgebaut. Im Herbst sollen hier Ganztagskinder unterkommen. Foto: Jean-Luc Jacques

Was noch vor ein paar Jahren undenkbar schien, wird nun Realität: Eltern, die in Lenningen im Tal wohnen und ihre Kinder in einer Ganztagsgruppe unterbringen möchten, sind künftig teilweise gezwungen, ihren Nachwuchs nach Hochwang zu fahren. Einstimmig ist der Gemeinderat dem Vorschlag der Verwaltung gefolgt, dort eine entsprechende Gruppe einzurichten.

Schon seit geraumer Zeit werden in Lenningen unter Hochdruck Betreuungsplätze geschaffen. „Wir haben erheblichen Nachholbedarf“, räumt Bürgermeister Michael Schlecht ein. Läuft alles glatt, könnte die Gruppe in Hochwang im Herbst öffnen. „Kinder, die fürs kommende Kindergartenjahr angemeldet sind, bringen wir sonst nicht unter“, sagt Hauptamtsleiter Günther Kern.

Auch wenn viele Eltern ihre Sprösslinge lieber in Ober-, Unterlenningen oder Brucken in den Kindergarten schicken würden, geht Michael Schlecht davon aus, dass Familien aus dem Tal das Angebot auf der Alb nutzen werden. Gemeinderätin Alice Kurz hatte darauf hingewiesen, Eltern seien auf dem Weg zur Arbeit im Stress. Betreuungsmöglichkeiten würden deshalb eher talabwärts gesucht. Sie regte an, für die Regelbetreuung einen weiteren Naturkindergarten aufzumachen, um in den Gebäuden Platz für Ganztagsangebote zu schaffen. Laut Michael Schlecht hält die Gemeinde schon nach einem Standort für einen zweiten Naturkindi Ausschau, eine Regelgruppe lasse sich aber nicht so einfach in eine Ganztagsgruppe umwandeln. „Ich habe großes Verständnis für Eltern, die in Hektik sind: Fünf Kilometer den Berg hoch und wieder runter zu fahren, ist aber machbar“, meint er. Rückendeckung bekam er von Gretel Jaudas. Eltern, die beispielsweise in Kirchheim auf dem Milcherberg wohnten, seien auch bereit, für ein spezielles Betreuungs-angebot quer durch die Stadt zu fahren, betonte sie.

Gemeinderat Karl Boßler befürchtet, dass die Ganztagsgruppe vor allem für Kinder aus Erkenbrechtsweiler gebaut wird, und er vermisst die große Lösung: „In einem Jahr sitzen wir wieder hier.“ Auch Michael Schlecht hält nach wie vor einen größeren Neubau in der Oberlenninger Ortsmitte für notwendig. Im März hatte sich das Ratsgremium hinter verschlossenen Türen über das weitere Vorgehen Gedanken machen wollen. Wegen der Corona-Pandemie fiel die Klausur jedoch aus.

Der Umbau kostet 45 000 Euro

Einst großzügig als zweigruppiger Kindergarten gebaut, bietet das Gebäude in Hochwang ausreichend Platz, um dort relativ günstig zusätzlich zur bestehenden Gruppe eine Ganztagsgruppe einzurichten.

Die Investitionskosten belaufen sich auf rund 45 000 Euro. Nötig ist der Einbau einer Küche. Zudem braucht es kleinere Ergänzungen wie den Umbau der Garderobe. Die jährlichen Personalkosten beziffert die Gemeinde mit rund 120 000 Euro.

Das endgültige Okay des Gesundheitsamts steht noch aus, grundsätzliche Bedenken haben aber weder diese Behörde noch das Landesjugendamt. Aufgrund der vorhandenen sanitären Einrichtungen geht die Verwaltung davon aus, dass in dem Kindergarten insgesamt 40 Mädchen und Jungen betreut werden könnten. Die 25 Plätze der bestehenden Gruppe sind derzeit voll belegt. Zum Ende des Kindergartenjahres 2021 sind derzeit 23 Kinder für die Gruppe angemeldet.

Bedarf gibt es bei den Ganztagsgruppen im Kindergarten Unterlenningen und im Kindergarten Regenbogen in Oberlenningen. Dort übersteigen die Anmeldungen die Plätze.

Die Kommunalentwicklung LBBW ging in ihrer Bedarfsplanung für die Kindertageseinrichtungen im November davon aus, dass bis zum Ende des Kindergartenjahrs 2024/25 in Lenningen 68 Ganztagsplätze fehlen.

Der Hochwanger Gemeinderat Kurt Hiller freut sich darüber, dass in das Gebäude wieder mehr Leben einzieht. Auf seine Anregung hin wird jetzt geprüft, ob sich der Schlafraum dort einrichten ließe, wo momentan Spielgeräte für draußen gelagert sind. Für sie bräuchte es dann eine Hütte im Garten.ank