Lenninger Tal
Fit für die digitale Welt

Kurs Im Smartphone-Treff wird Seniorinnen und Senioren der Umgang mit dem handlichen Computer erklärt. Ehrenamtliche der Vereine „Aktives Helfen“ und „Unser Netz“ organisieren das Angebot. Von Anke Kirsammer 

Online das Ticket fürs Freibad kaufen, einen Impftermin buchen und den Nachweis aufs Handy laden – mit der Corona-Pandemie hat die Digitalisierung Fahrt aufgenommen. Nicht selten stellt das vor allem ältere Menschen vor schier unüberwindbare Hürden. Mit dem „Smartphone Treff“ bieten „Aktives Helfen Erkenbrechtsweiler“ und „Unser Netz“, der Verein zur Koordination sozialer Aufgaben in Lenningen und Owen, Hilfe an.

„Ich weiß jetzt, wie man etwas in den Status schickt“, sagt Gisela Holder erfreut. WhatsApp hat die Seniorin schon länger auf dem Smartphone und gerne Bilder im Status anderer angeschaut. Den einfachen Kniff, Bekannte oder Verwandte an eigenen Erlebnissen teilhaben zu lassen, hatte sie jedoch noch nicht raus. Es ist die dritte von vier Einheiten des Smartphone-Treffs im Bürgerhaus im Unterlenninger Bahnhof. Wie jedes Mal führt einer der Ehrenamtlichen in das Thema ein. Ausführlich  stellt Dietmar Muser an diesem Tag WhatsApp vor. Eindringlich bittet er die Teilnehmerinnen und Teilnehmer darum, alle ihr Kontakte sauber in ihr Smartphone einzupflegen, damit auch der „Nachrichtendienst, der viel kann“, darauf Zugriff hat. Wie verschickt man Sprachnachrichten oder Fotos, und was ist der Unterschied zwischen einer Gruppe und einem Broadcast? Auch die Bedeutung der grauen und blauen Häkchen in den Chats bekommen die Frauen und Männer erklärt. „Das ist eine tolle Sache: Im Gegensatz zur E-Mail kann ich hier sehen, ob mein Gegenüber meine Nachricht bekommen beziehungsweise gelesen hat“, erklärt Dietmar Muser. Und es geht hinein in die Einstellungen. Wer darf was von mir sehen?, lautet eine der Fragen, die dort individuell beantwortet werden können. Ob Apple oder Android, das Einrichten des Profils, Telefonkosten – im Schnelldurchlauf bekommen die Seniorinnen und Senioren, die teilweise weit über 80 sind, WhatsApp vorgestellt.

 

Die Ehrenamtlichen sind so geduldig.
Regina Schlecht
Die 87-jährige Teilnehmerin freut sich, dass der Kurs zustande gekommen ist.

 

Für viele ist der Nachrichtendienst Neuland. Das Smartphone wird bislang anderweitig genutzt. „Ich schaue, wie das Wetter wird und telefoniere damit“, sagt etwa Wolfgang Guse. Regina Schlecht nutzt es ebenfalls gern für Anrufe, weil sie dafür kein Hörgerät benötigt. „Es ist ganz toll, dass der Kurs zustande gekommen ist“, sagt die 87-jährige. „Und die sind so geduldig“, schiebt sie anerkennend hinterher, während ringsum eifrig auf den kleinen Bildschirmen getippt und gewischt wird. Das Lob gilt den Ehrenamtlichen Dietmar Muser, Werner Schulmeyer, Matthias Jäke und dem Koordinator Werner Huber, die sich spontan bereit erklärt hatten, ihr Wissen weiter zu geben. Großteils fachfremd, fühlen sie sich durch den eigenen Umgang mit dem Smartphone sattelfest genug, um den Seniorinnen und Senioren zu zeigen, wie sich die Mini-Computer sinnvoll einsetzen lassen.

So eignen sich die handlichen Geräte auch gut als Fotoapparat. „Die beste Kamera ist die, die man gerade dabei hat“, betont Werner Schulmeyer in seinem Abriss, mit dem er den Spätnachmittag beschließt. Zu den zehn Tipps fürs perfekte Foto gehört etwa, den Digitalzoom zu vermeiden, auf den „Goldenen Schnitt“ zu achten und die Bilder zu bearbeiten. Abgerundet wird dieses Thema mit einem Video beim nächsten Treffen.            

 

 

 

    Ergebnis einer Befragung

Der Smartphone-Kurs wird angeboten, weil ältere Menschen den Wunsch geäußert hatten, fit gemacht zu werden für die digitale Welt. Das war ein Ergebnis von Befragungen im Rahmen des Projekts „Quartier 2020“, beziehungsweise „2030“ des Sozialministeriums Baden-Württemberg, an dem sich der Landkreis Esslingen und zahlreiche Kommunen beteiligen, darunter die Gemeinde Erkenbrechtsweiler. Herangetragen wurde das Anliegen auch an die Verantwortlichen des Vereins „Unser Netz“, der soziale Aufgaben in Lenningen und Owen koordiniert, und dessen „Männerstammtisch“.

Initiiert durch Gabriele Riecker vom „Netz“ und Andrea Ruoff von „Aktives Helfen“, findet der Treff mit jeweils zwölf Teilnehmerinnen und Teilnehmern im Bürgerhaus Erkenbrechtsweiler und im Bahnhof Unterlenningen statt. Gestartet wurde mit Grundlagen zur Bedienung eines Smartphones. Beim zweiten Treffen ging es um die Adresspflege. Nach „Whatsapp“ im dritten Teil steht zum Abschluss Google Maps auf dem Programm. Vorstellbar ist, das Angebot zu wiederholen. ank