Nichts wie raus. Dieses Motto schreiben sich immer mehr Menschen auf die Fahnen und ziehen durch Feld, Wald und Flur. Bewegung an der frischen Luft ist Vorsorgemedizin gegen Zivilisationskrankheiten in bestem Sinne, wie wissenschaftliche Studien belegen. Dem setzt Marcus Becker noch eins drauf: Er hat den rund sechs Kilometer langen „Mehrgenerationenrundweg Etzenberg“ in Hülben mit neun verschiedenen Übungsgeräten am Wegrand konzipiert.
Marcus Becker, 1981 in Merseburg in der ehemaligen DDR geboren, gewann 2003 bei den Wildkanuslalom-Weltmeisterschaften in Augsburg - seine damalige Heimatstadt - den Titel. Ein Jahr später holte er sich in Athen im Zweier-Canadier die Silbermedaille bei Olympia. Nach vielen Jahren Leistungssport hat er 2013 dieses Kapitel beendet und ist der Liebe wegen nach Owen gezogen.
„Bewegung und Sport sind wesentliche Bestandteile meines Lebens und werden es auch bleiben“, sagt der 38-Jährige. Er studierte Sportwissenschaft in Halle und Berlin, in der Hauptstadt machte er seinen Master. Der Urlaub 2015 in Schweden inspirierte ihn, sich intensiv mit Outdoor-Fitness auseinanderzusetzen. Das Ergebnis: Er gründete die Firma „begreen“ in Owen, um in Deutschland das Thema populär zu machen. „Ich möchte Menschen aller Altersgruppen nach draußen bringen und für eine breite Masse ein Angebot anbieten“, sagt er. In Skandinavien sind solche Outdoor-Fitness-Parks etabliert, hierzulande gibt es sie seiner Ansicht nach viel zu wenig. „Wir werden alle älter. Immer mehr Menschen leiden an Burn-out, haben Probleme mit den Bandscheiben und anderes mehr. Mit wenig finanziellem Aufwand können für alle öffentlich zugänglich Trainingsgeräte aufgestellt werden. Wer etwa 40 000 Euro investiert, hat was Gutes“, sagt er und lobt Hülben als vorbildliche Gemeinde.
Das Projekt wurde dort in Zusammenarbeit von der Kommune und dem Arbeitskreis Gesunde Gemeinde erarbeitet. Ermöglicht wurde es auch dank der europäischen Mittel des Förderprogramms „Leader“ - der Zuschuss beläuft sich auf knapp 17 000 Euro. „Mit dem Rundweg wird ein Beitrag zum Erhalt der Lebensqualität und des Wohlergehens der Bürger geleistet“, freut sich Hülbens Bürgermeister Siegmund Ganser über das gelungene Vorhaben, das jetzt offiziell eingeweiht wurde. Damit ist auf sechs Kilometern Länge ein neuer Treffpunkt in Hülben entstanden, der Raum bietet für Freizeitaktivitäten und Begegnungen. „Die kostenfrei zugänglichen Stationen mit Übungsgeräten sind dafür geeignet, den gesamten Körper zu trainieren. Das trägt zur Gesundheitsvorsorge bei“, sagt der Schultes.
Geplant hat das Ganze Marcus Becker mit Leidenschaft und geballtem Wissen. „Wie in Schweden will ich die Leute nach draußen bringen - und zwar alle Altersklassen. Opa und Oma können das mit ihren Enkeln genauso machen wie sportbegeisterte Gruppen“, sagt der Owener. Er hat den Rundkurs nach sportwissenschaftlichen Kriterien geplant. „Jeder Muskel kommt einmal dran. Es ist ein körperlich ganzheitliches Training“, sagt er. Ambitionierte Sportler kommen genauso auf ihre Kosten wie diejenigen, die es leichter angehen lassen. „Man arbeitet mit dem eigenen Körpergewicht. Je nachdem, wie oft man den Vorgang wiederholt, wird es anspruchsvoller“, erläutert Marcus Becker. In Skandinavien treffen sich Gruppen, um sich auf solchen Parcours fit zu halten. „Da findet soziale Interaktion statt, die Menschen verbringen dort Zeit miteinander“, konnte er beobachten. Auch Menschen mit Behinderung können die Geräte nutzen. „Auf der Strecke findet Inklusion statt“, sagt der Sportwissenschaftler.