Gleich an zwei Stellen steht im März im Lenninger Rathaus ein Wechsel an, der auch für die Bürger sichtbar sein wird: Die Chefin des Bauverwaltungsamts, Erika Biedermann-Keck, und Hauptamtsleiter Günther Kern gehen Ende Februar in den Ruhestand. 39 beziehungsweise 43 Jahre waren sie in Lenningen tätig. Mit den beiden Eckpfeilern der Verwaltung verabschiedet sich geballte Kompetenz. Wie lange die beiden Fachleute der Kommune treu geblieben waren, machte Bürgermeister Michael Schlecht im Gemeinderat an der Summe von über 80 Jahren deutlich. „Manche von Ihnen waren noch gar nicht geboren, als die beiden bei uns angefangen haben“, sagte er mit Blick auf einige junge Mitglieder des Gremiums.
Das trifft auf das „Urgestein“ Kurt Hiller nicht zu: Der Hochwanger, der seit 27 Jahren im Gemeinderat sitzt, kennt Erika Biedermann-Keck bereits seit der Schule. 1980 wurden er und seine Frau von Günther Kern getraut. Daran kann sich der Standesbeamte zwar nicht mehr erinnern, an manch verqualmte Sitzung im Ratssaal in seinen Anfangsjahren dagegen schon. Manches Mal sei es da hoch hergegangen. „Eine so gute, so vertrauensvolle und sachliche Zusammenarbeit wie mit Ihnen kann man sich nur wünschen“, sagte der scheidende Hauptamtsleiter an das Ratsgremium gewandt und lobte das Team, mit dem er zusammengearbeitet hatte. Und er betonte: „Die Bandbreite der Aufgaben, die ich täglich erledigen durfte, hat mir immer Freude gemacht.“
Michael Schlecht warf ebenfalls einen Blick zurück: Ende 1977 war Günther Kern zur Gemeinde gekommen. Seitdem leitete er nicht nur das Haupt-, sondern auch das Ordnungsamt. Wie lange der Amtsantritt her ist, zeigt sich auch daran, „dass er noch weiß, was Lochkarten sind“, so Michael Schlecht. Neben den klassischen Aufgaben kümmerte sich Günther Kern viele Jahre auch um die Belange von Kindergärten und Schulkindbetreuung und erstellte jährlich die immer aufwendigere Planung für die Einrichtungen. „Es ist für Sie sicher ein schöner Schlusspunkt, dass das Kinderhaus aufs Gleis gesetzt werden konnte“, sagte Michael Schlecht. Er erinnerte an Tür- und Angelgespräche mit dem Kollegen, der sein Büro auf der anderen Seite des Sekretariats hatte. Er sei nicht nur für ihn ein wichtiger Ansprechpartner gewesen, sondern auch für die Erzieherinnen und den Personalrat. „Sie haben immer geguckt, dass wir eine Lösung hinbekommen“, bescheinigte er Günther Kern. „Ich konnte mich darauf verlassen, dass Sie Ihre Arbeit professionell, kompetent und gut umsetzen.“
Sein grünes Parteibuch habe während der Arbeit zwar keine Rolle gespielt, morgens und nach Feierabend setzte Günther Kern dagegen Zeichen: Denn tagtäglich strampelte er von Kirchheim zu seinem Arbeitsplatz. „Die Hagelkörner mussten schon Tennisballgröße gehabt haben, um Sie vom Fahrradfahren abzuhalten“, sagte Michael Schlecht schmunzelnd.
Erika Biedermann-Keck war im Dezember 1981 frisch von der Fachhochschule ins Lenninger Rathaus gekommen. Gerhard Schneider war damals schon 25 Jahre Bürgermeister - erst von Oberlenningen und ab 1975 von ganz Lenningen. „Mit ihm hatten Sie einen guten Mentor“, so Michael Schlecht. Zu ihrer Laufbahn gehörten auch viele Jahre als „Gemeindeamtmann“ - eine der Kuriositäten, die der Rathauschef bei der Verabschiedung aufdeckte.
Als er 1999 das Zepter in der Verwaltung übernahm, trug Erika Biedermann-Keck dazu bei, dass er zügig Einblick in das Baugeschehen bekam. Die Ausschusssitzungen habe sie immer top vorbereitet. Gleiches galt für Bebauungspläne, Flächennutzungspläne und Grundstücksangelegenheiten. „Sie haben Ihre Arbeit über all die Jahre hervorragend gemacht“, attestierte ihr der „Chef“. „Ich versichere Ihnen, die Planer haben gefürchtet, mit Ihnen über ihre Vorschläge zu diskutieren.“ Im Vordergrund habe stets das Interesse der Gemeinde gestanden. „Es ging Ihnen immer darum, die Bürger fair zu behandeln. Name, Straße und Ortsteil spielten da nie eine Rolle“, so Michael Schlecht. Dass sie gehe, bedeute für die Gemeinde einen großen Einschnitt. „Ich hoffe, ich hinterlasse nicht eine zu autoritäre Spur“, sagte Erika Biedermann-Keck augenzwinkernd. Sie lobte den fairen Umgang im Rathaus und betonte: „Mir hat die Arbeit große Freude bereitet.“