Lenninger Tal

Genussvolle Reise durchs „Paradies“

Brennerei Vitus Rommel produziert Brände, Liköre und Weine aus Streuobst. In der neuen Schaubrennerei können die Besucher in gemütlicher Atmosphäre den Weg von der Maische zum Destillat verfolgen. Von Anke Kirsammer

Vitus Rommel Brennerei Likör Schnaps Streuobst Maische Alkohol Wirtschaft Biosphäre
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Vitus Rommel lässt seinen goldfarbenen Quittenlikör in das stilvolle, tulpenförmige Glas rinnen. „Riechen Sie mal“, sagt der Brenner. In die Nase steigt ein überraschend kräftiges, fruchtiges Bukett. 20 verschiedene hochprozentige Produkte von A wie Apfelbrand bis Z wie Zwetschgenlikör gewinnt Vitus Rommel aus den in Lenningen und Beuren gelegenen Streuobstwiesen der Familie. „Rommel - Genuss im Glas“, so nennt sich die Brennerei, die der 52-Jährige im Nebenerwerb betreibt. Dass der Betrieb den Namen zu Recht trägt, beweisen die Bronze-, Silber- und Goldmedaillen, die der Unterlenninger für seine edlen Tropfen gleich zu anfangs eingeheimst hat. Inzwischen beteiligt er sich nicht mehr an Prämierungen. „Die höchste Auszeichnung ist, wenn es dem Kunden schmeckt“, erklärt er nüchtern.

Der Genuss beginnt im Betrieb von Vitus Rommel und seiner Ehefrau Martina nicht erst mit dem Erschnuppern der edlen Aromen, sondern bereits beim Betreten der neuen Schaubrennerei in der Unterlenninger Mühlstraße. Klare Linien dominieren die Einrichtung, die der bei Festool arbeitende Schreinermeister selbst gezimmert hat. Die Verkaufsregale, an deren naturbelassenen Kanten der Holzwurm Spuren hinterlassen hat, sind mit Öl „angefeuerte“ Bretter aus Obstgehölzen. „Zwetschge steht auf Zwetschge, Kirsche auf Kirsche“, sagt Vitus Rommel. Fast zwei Jahre hat er in den Umbau der ehemaligen Garage und die Erweiterung des Ladens investiert, in dem sich modernes Design und Tradition gegenseitig befruchten. Hingucker sind antike Raritäten wie ein uralter Fasslochbohrer, Sägen und Hobel, eine Nussmühle aus Uromas Zeiten, zu Teelichthaltern umfunktionierte knorrige Fassdauben und hölzerne Heugabeln, die als Garderobe fungieren. Das i-Tüpfelchen setzen dem Laden selbst gebaute Lampen aus Flaschen auf. „Ich wollte schon immer eine coole Schaubrennerei“, sagt der umtriebige Unterlenninger dazu. Die Entscheidung eines Sohnes, in das Vorhaben einzusteigen, hat die Eltern beflügelt, denn Felix Rommel ist ausgebildeter Edelbrandsommelier. Bei Bedarf kann er die Besucher auch auf Englisch mit auf „die Reise durch den Obstgarten in flüssiger Form“ nehmen.

Mit dem Wunsch, die Früchte, die auf den 800 Bäumen der Schwiegereltern wuchsen, zu verwerten, fing vor bald 20 Jahren alles an. Vitus Rommel investierte in eine Brennanlage aus Kupfer, die heute noch das Herz des Betriebes darstellt. Bald war die Idee geboren, den Kunden zu zeigen, wie die Wässer entstehen. „Wir haben uns dem Schaubrennen verschrieben“, sagt Vitus Rommel. Die Besucher können die Maische probieren, die ausschließlich aus vollreifem, sauberem Obst hergestellt wird. Sie erleben das rund dreistündige Brennen, lernen den Unterschied zwischen Vor-, Mittel- und Nachlauf und dürfen selbst den „Geist von dr Sulzburg“ schmecken, der als Aquarell auch die Rommelschen Flaschen ziert. Die Führungen beginnen mit feineren Aromen von „Klaren“ aus Kernobst und enden mit einem samtig-fruchtigen Pfirsichlikör. Parallel zur Brennblase wird der Holzbackofen vor der Tür angeheizt, um den Besuchergruppen zur flüssigen Kost auch leckere Gerichte zu servieren.

Vermehrt setzt der Betrieb, in dem drei Generationen auf den Wiesen und in der Brennerei mit anpacken, auf alte Sorten. Der Obstbaumpfleger Vitus Rommel hat Gewürzluiken und die als Zibarten bekannten Urzwetschgen gepflanzt. Neben den Destillaten von Boskop und Berlepsch fließen beispielsweise auch Brände von Nägeles- und Palmischbirnen in seine Flaschen. Klassiker wie der „Williams“ fehlen ebenso wenig wie je ein Birnen- und ein Apfelbrand „aus dem Biosphärengebiet“. Immer wieder probiert Vitus Rommel Neues aus: Seinen Goldpermener baut er im Eichenfass aus, das Kirschwasser lässt er in Maulbeerfässern reifen und erntet so ein edles Produkt mit Marzipan- beziehungsweise Bittermandeltönen. Verschiedene Apfel- und Kirschweine runden das Sortiment ab.

„Anfangs haben wir die Etiketten mit Window Color selbst gemalt“, erinnert sich Martina Rommel lachend. Doch mit der Nachfrage stieg die Professionalität. Heute trägt der Chef das rote Logo nicht nur auf dem Hemd, sondern es ziert auch Flaschen und Gläser, der Betrieb ist Mitglied in den Vereinen „Schmeck die Teck“ sowie im „Schwäbischen Streuobstparadies“. Die neue Schaubrennerei ist damit nicht nur für das Lenninger Tal eine Bereicherung.

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