Lenninger Tal

Geopark-Siegel steht auf dem Spiel

Auszeichnung Der UNESCO-Geopark der Alb ist in Gefahr. Das Landratsamt und die Geopark-Geschäftsstelle wollen das Schlimmste abwenden. Von Daniela Haußmann

Foto: Daniela Haussmann
Foto: Daniela Haussmann

Alle vier Jahre muss der Geopark Schwäbische Alb beweisen, dass er sein UNESCO-Siegel verdient hat. Anfang 2018 zeigten Gutachter der Organisation den Verantwortlichen die „Gelbe Karte“. Mehr Personal, eindeutigere Beschilderungen, mehr internationale Partnerschaften und Finanzmittel - die Liste mit Forderungen ist lang.

In nur zwei Jahren muss der Geopark die angemahnten Verbesserungen auf den Weg bringen. „Ein sehr kurzes Zeitfenster“, betont Tanja Gems. Doch die Tourismusförderin vom Landratsamt Esslingen bleibt optimistisch. Schließlich hat die 6 800 Quadratkilometer große Parkfläche, die sich über zehn Landkreise erstreckt, jede Menge geologische und archäologische Besonderheiten zu bieten.

Rund 50 davon befinden sich allein im Kreis Esslingen. Die sollen nun durch das Anbringen von Beschilderungen und einem Wanderführer für verschiedenste Zielgruppen sichtbar werden. Gleichzeitig will Tanja Gems die geologischen Hauptattraktionen in einer Broschüre zusammenfassen und mit anderen interessanten Ausflugszielen in einem Gesamtpaket vermarkten. „Das trägt natürlich auch innerhalb des Landkreises zur Bewusstseinsbildung bei.“ Laut Gems weiß nicht jeder, dass es im Kreisgebiet zwei nationale Geotope gibt: das Randecker Maar und der Holzmadener Posidonienschiefer. Ob Höhlen, Quellen, Fossilienfundstellen oder Steinbrüche - es gibt eine ganze Reihe geologischer Juwele.

Alles hängt am Geld

„Genau das muss publik werden“, findet Tanja Gems. Immerhin hat der Park laut seinem Geschäftsführer, Siegfried Roth, im Kreis ein Pilotprojekt zur Entwicklung von Besucherlenkung und Geotop-Management gestartet. Wobei Tanja Gems betont, dass alle zehn Kreise an einem Strang ziehen, um das Siegel zu verteidigen. Doch alles steht und fällt mit dem lieben Geld. Siegfried Roth freut sich zwar, dass Ende 2018 im Kirchheimer GO-Verlag der erwähnte Wanderführer erscheint. Dass das Projekt überhaupt zustande kam, ist dem Geologen Dr. Roland Krämer und dem Geografen Reiner Enkelmann zu verdanken. Beide schreiben das Buch ehrenamtlich.

Einige der zehn Landkreise verfügen über eine Lenkungsgruppe, die Veranstaltungen, Führungen, Projekte, Info- und Bildungsangebote initiiert und realisiert. Im Kreis Esslingen wird diese Einrichtung zu 80 Prozent vom Ehrenamt getragen. „Andere Landratsämter sind aufgrund der guten Erfahrungen dabei, ebenfalls eine Lenkungsgruppe ins Leben zu rufen“, so Siegfried Roth. „Schließlich lebt der Geopark von den vielen Menschen, die sich mit ihren Interessen, Neigungen und Ideen einbringen.“ Auch der Einrichtungsleiter hat Ideen. Was für ihn auf der Alb noch fehlt, ist ein Museum über den Schwäbischen Vulkanismus. Aber auch dafür braucht es Geld.

Demnächst wird es eine Versammlung mit den Kreisen geben. Die finanzieren den Park mit rund 142 000 Euro jährlich, während das Land gerade einmal 25 000 Euro beisteuert, die projektgebunden sind und für drei Jahre gewährt werden. 2015 erhielt die Schwäbische Alb ihr UNESCO-Siegel. Bereits früher mahnten die Gutachter Verbesserungen an. Warum also ist das Land nicht schon früher in die Förderung eingestiegen? „Dass entsprechende Gespräche nie stattgefunden haben, war ein Fehler, wie wir heute wissen “, gesteht Siegfried Roth, der damals noch nicht Geschäftsführer war.

2015 folgte die Auszeichnung als UNESCO Global Geopark. Ein Zertifikat, vom dem laut Roth nicht nur die Alb, sondern der ganzen Südwesten profitiert. „Aktuell bewirbt sich das Nördlinger Ries für die Auszeichnung“, sagt der Geschäftsführer. „Es wäre schon ein herber Schlag für Baden-Württemberg, wenn das Ries 2020 das Siegel erhält, und die Alb es im gleichen Jahr aberkannt bekommt.“ Rund 150 000 Euro zusätzlich benötigt der Geopark. „Falls es zu einer Beitragserhöhung durch die Kreise kommt, fließt das Geld in die Finanzierung von zwei Personalstellen“, erklärt Roth, der trotzdem hofft, dass die Landesregierung dauerhaft Fördermittel bereitstellt.

Info UNESCO-Global-Geoparks sind Gebiete mit geologischen Stätten und Landschaften von internationaler geowissenschaftlicher Bedeutung. Es gibt 140 in 38 Ländern, 6 in Deutschland: Bergstraße-Odenwald, Harz-Braunschweiger Land-Ostfalen, Schwäbische Alb, TERRA.vita, Vulkaneifel sowie der deutsch-polnische Geopark Muskauer Faltenbogen/Łuk Mużakowa. Wer den hiesigen Geopark unterstützen will, spendet auf die Kontonummer IBAN DE73 6405 0000 0100 0378 94.