Lenninger Tal

Golfen auf Schwäbisch

Trendsport Im Rahmen des Projekts „Platzwechsel“ wurde der Hohenbol bei Owen kurzzeitig in einen Disc-Golfplatz verwandelt. Die Teilnehmer waren von der Golf-Variante durchweg begeistert. Von Daniela Haußmann

Kraft, Konzentration und Geschicklichkeit: Disc-Golf fordert den Spielern einiges ab.Foto: Daniela Haußmann
Kraft, Konzentration und Geschicklichkeit: Disc-Golf fordert den Spielern einiges ab.Foto: Daniela Haußmann

Ein Sport, wie für Schwaben gemacht: Disc-Golf. Wenn mit Frisbees auf einem Parcours auf Körbe gezielt wird, trifft Spaß und Spiel für kleines Geld auf Wissenschaft und Tüftlergeist. Ob Aerodynamik, Drehmoment, Neigungswinkel oder Frisbee-Eigenschaften - Dieter Bounin merkt schnell: „Das hat mit Physik zu tun.“ Der Landschaftsführer holt weit aus. Schließlich soll die flache Scheibe mit ordentlichem Drall über die Wiese auf dem Owener Hohenbol Richtung Korb fliegen. Kaum hat Bounin die Frisbee losgelassen, trägt sie ein kräftiger Windstoß den Hang hinunter. Vom Korb, den der Landschaftsführer treffen oder dem er zumindest näher kommen wollte, ist die Scheibe nun gut 200 Meter entfernt.

Anlass für die einmalige Disc-Golf-Aktion auf dem Hohenbol ist das bundesweite Kooperationsprojekt „Platzwechsel“, das Menschen zwischen 20 und 40 Jahren für mehr Bewegung begeistern soll. „Die BKK Scheufelen hat die Kampagne in Kooperation mit lokalen Partnern, wie der Gemeindeverwaltung und den Vereinen angestoßen“, berichtet Dieter Bounin. „So kam die Idee mit dem Disc-Golf auf.“ Von der ist nicht nur der Landschaftsführer begeistert. 14 Teilnehmer aus Owen und Brucken haben sich zu der Aktion angemeldet, die Bewegung und Natur mit hohem Erlebnischarakter verbindet. Während Bounin seine Scheibe mit mehreren Würfen erst wieder in Korbnähe spielen muss, läuft es bei Nico Hofmann besser. Kein Wunder - der Owener spielt schon länger passioniert Disc-Golf.

Zu dem Sport kam er über einen Arbeitskollegen, der sich einen Korb baute, den er mit möglichst wenig Würfen zu treffen versuchte. Hofmann probierte es daraufhin selbst. „Seither bin ich dabei“, erzählt er. Der Rechtshänder neigt die Außenkante seiner gelben Disc zum Boden, als er sie mit viel Schwung abwirft. Was beim herkömmlichen Golf die Eisen sind, sind für Nico Hofmann die Discs, die in verschiedene Distanzklassen unterteilt sind. Mit dem Frisbee-Werfen aus Kindheitstagen hat das nicht mehr viel zu tun.

Wer einen Korb versenken, einen Annäherungswurf machen oder mittlere Distanzen überwinden will, greift laut Uwe Moßig zum Putter-Disc. „Der fliegt sehr langsam und geradlinig“, klärt der Sprecher des Disc-Golfclubs Achalm auf. Der Club gehört zum Schwäbischen Albverein in Eningen und betreibt dort einen Disc-Golfplatz, der jedermann offensteht. Dort lassen sich auch Frisbees, wie zum Beispiel eine Midrange-Disc leihen. Mit dem Allrounder unter den Wurfscheiben können Distanzen von 60 bis 70 Metern erreicht werden. „Das Besondere an ihnen: Sie lassen sich sowohl sanft und langsam auf kürzere Ziele spielen als auch härter“, führt Uwe Moßig weiter aus. „Werfer, die lange Distanzen überwinden wollen, greifen zum Driver.“ Das sind flache, aerodynamische Discs, die auf hohe Geschwindigkeiten ausgelegt sind. Mit so einer Scheibe wurden bereits 338 Meter geworfen - Weltrekord.

Alex und Clemens jedenfalls sind begeistert. Die beiden 12-Jährigen versuchen zum ersten Mal, Discs „einzulochen“. Uwe Moßig hat für sie sieben Körbe im Abstand von 50 bis 100 Metern aufgestellt. Bevor sie ihre Midrange-Scheibe über die Wiese werfen, machen sich Alex und Clemens einen Plan für die beste Flugbahn. Die Beschaffenheit des Parcours spielt dabei genauso eine Rolle, wie der Windeinfluss. „Das ist interessant und macht richtig Spaß“, findet Alex. „Die Teilnehmer, die den Sport schon länger betreiben, kommen teilweise auf echt verblüffende Lösungen, wie man beispielsweise um Bäume herumfliegt“, hat Clemens beobachtet. Die beiden Schüler jedenfalls haben Feuer gefangen und wollen das bei nächster Gelegenheit wiederholen.

Vom Kuchenblech zur Disc

William Russell Frisbie, Bäcker in Bridgeport, Connecticut, eröffnete 1871 seine „Frisbie Pie Company“. Die verkaufte ihre Kuchen auf runden Blechen, mit dem Schriftzug „Frisbie“. Der Legende nach sollen sich in der Tortenfabrik Arbeiter die leeren Bleche zugeworfen haben. Das griffen Yale-Studenten auf, die beim Spiel mit dem Ausruf „Frisbie“ vor dem heranfliegenden Blech warnten. So verbreitete sich der Ausruf in verschiedenen Schreibweisen als Bezeichnung für die Wurfscheibe. Anschließend entwarfen Tüftler die ersten Discs und Plastikmodelle, die ab 1957 in Massenproduktion gingen. dh