Lenninger Tal

HGV Teck checkt die Lage bei den örtlichen Firmen

Die Tourismus- und Wirtschaftsförderin Eileen Gerstner, Katrin Hartmann von der Firma Hartmann und die HGV-Vorsitzende Claudia N
Die Tourismus- und Wirtschaftsförderin Eileen Gerstner, Katrin Hartmann von der Firma Hartmann und die HGV-Vorsitzende Claudia Nothwang unterhielten sich über die aktuelle Situation. Foto: Tom Bässler

Lenningen. Claudia Nothwang, die Vorsitzende des HGV Teck, hat gemeinsam mit Wirtschaftsförderin Eileen Gerstner in den vergangenen Wochen mehrere Unternehmen im gesamten Lenninger Tal besucht, um sich dort nach der wirtschaftlichen Stimmungslage zu erkundigen. Sowohl Mitglieder als auch sonstige Firmen aus dem Dienstleistungsbereich, dem produzierenden Gewerbe sowie Handwerker und Einzelhändler gaben einen Einblick in ihre aktuelle Situation.

„Die Bilanz ist teilweise mehr als ernüchternd. Da fehlen mir jegliche Worte, um die Leute aus ihrem Tief herauszuholen“, so Claudia Nothwang. Sie fordert die Politik auf, endlich da zu handeln, wo noch keine Gelder ausgezahlt wurden, denn den Unternehmen gehe nun wirklich die Luft aus. Laut Aussagen der Versicherungsagenturen im Lenninger Tal hätten viele von ihrer gekündigten Altersvorsorge heruntergelebt, und nun würden nach einem Jahr noch die Banken anklopfen, weil Stundungen auslaufen. „Dass dieses Jahr ohne Umsatz und Einkommen an Arbeitsleben hinten drangehängt wird und die Unternehmer ihre Pläne bereits geändert haben, ist auch klar“, weiß die HGV-Vorsitzende, die bei ihren Gesprächen immer wieder erlebt hat, dass viele der Klein- und mittelständischen Unternehmen das Vertrauen in die Politik verloren haben. „Es herrscht große Frus­tration“, resümiert Eileen Gerst­ner. Weil sie mehr als 30 Jahre stets pünktlich Steuern und soziale Abgaben gezahlt hätten, Arbeitgeber, Ausbildungsunternehmen und ebenso vielschichtig sozial engagiert seien, könnten es viele nicht nachvollziehen, warum es statt klarer Entscheidungen nur Salamitaktik gibt. Auch mit den Vorschriften und Verordnungen haderten viele. Geradezu motiviert und diszipliniert haben viele in die Hygiene investiert, um jetzt immer noch in den eigenen verschlossenen Räumen zu sitzen. Und das, ohne einen einzigen Euro Umsatz generieren zu können. Hätte man Leute aus der Praxis als Berater in den jeweiligen Unternehmen herangezogen, wäre es mit Sicherheit zu sinnvolleren Lösungen gekommen, die nicht existenzzerstörend sind - so die Meinungen vieler Einzelhändler. „Die Unternehmen sind in dieser Pandemie auf die Hilfe der Regierung angewiesen und leiden zunehmend an den Vorschriften der öffentlichen Hand“, betont Claudia Nothwang. Eine Abwälzung auf die Kommunen sei falsch. Diese seien schon genug eingespannt, um Kindergärten, Schulen und öffentliche Einrichtungen coronakonform wöchentlich neu zu organisieren.

Gegenseitiger Respekt, Toleranz und Akzeptanz im Umgang mit dem Virus fordert Mario Kraushaar aus Erkenbrechtsweiler als Arbeitgeber in seinem Unternehmen, aber auch in der Gesellschaft. Dass jeder mit dem Thema Covid anders umgeht, sei völlig in Ordnung. Dennoch dürfe sich deswegen die Gesellschaft nicht spalten, so Kraushaar. Er nahm beispielsweise die bürokratischen Hürden auf sich und beantragte für seine Mitarbeiterin Kurzarbeit. Da sie sich an ihrem Arbeitsplatz nicht anstecken wollte, Homeoffice im produzierenden Gewerbe aber nicht möglich ist, war das die Lösung. Auch hier bestehe laut mehrerer Steuerberater Handlungsbedarf. Kleinere Unternehmen seien mit diesen Formularen überfordert und benötigten dabei ebenso Unterstützung wie für das Beantragen von Fördergeldern. Zudem würden viele Lücken im System aufgedeckt, denn Versäumnisse wie schlechtes Internet, Zwänge durch den Datenschutz, Abhängigkeiten von Lieferketten und Lobbyismus würden nun ans Licht kommen.

Unterm Strich fehle eine lang­fris­tige Strategie und ein roter Faden, wie man aus dem Lockdown rauskommt und künftig mit solchen Pandemien umgeht. „Fakt ist, der Einschlag vieler Insolvenzen wird kommen“, ist sich der HGV sicher. Corona werde die Landkarte neu schreiben. „So wird es dann auch wieder neue Wirtschaftsfelder für die Zukunft geben“, lautet das Resümee von Claudia Nothwang und Eileen Gerstner. pm