Lenninger Tal

Hier liegen Tod und Geburt eng beieinander

Idyll Hinter dem Bruckener Friedhof steht eine Krippe der Familie Gneiting. Viele Gruppen besuchen das selbst gezimmerte Schmuckstück. Von Thomas Krytzner

Heidrun Gneiting und ihr Sohn David freuen sich, dass die selbst gezimmerte Krippe so gut ankommt.
Heidrun Gneiting und ihr Sohn David freuen sich, dass die selbst gezimmerte Krippe so gut ankommt.
Für die neue Höhle am Haus hat Sohn David viel Zeit investiert - vor allem für Radtouren in den Wald. Die Materialien für die Kr
Für die neue Höhle am Haus hat Sohn David viel Zeit investiert - vor allem für Radtouren in den Wald. Die Materialien für die Krippe sammelt die Familien aus Brucken seit Monaten. Fotos: Thomas Krytzner

Seit zehn Jahren schon beschäftigt sich Heidrun Gneiting mit ihrer Krippe direkt an ihrem Haus in Brucken. Vor zwei Jahren schenkte ihr der Ehegatte das Holz, das eigentlich als Brennholz gedacht war. „Zu Beginn haben wir Maria und Josef ausgesägt und danach kam immer mehr dazu.“ In diesem Jahr hat sich auch der dreizehnjährige Sohn David am Krippenbau beteiligt. „Da gab es einen dicken, gekrümmten Ast, den ich im Garten des Opas schon länger im Auge hatte“, verrät Heidrun Gneiting. Da der Ast auf der Wiese abgesägt wurde, ließ sie sich ihn direkt in den Vorgarten liefern. David hat dann Steine, Moos und Holz aus dem nahen Wald besorgt. „Da war ich in meiner Freizeit oft mit dem Fahrrad unterwegs, um die Materialien zu sammeln“, erklärt er. Die Gestaltung der Höhle an der Krippe hat David auch gleich übernommen. Seitdem ist er Feuer und Flamme.

Geht es um die Krippe, ist die ganze Familie involviert. Das kommt nicht von ungefähr. Heidrun Gneitings Schwiegervater gehört die Zimmerei Holzbau Gneiting im Ort. „Das ist ein Vorteil für uns. Wir können die groben Sachen direkt im Betrieb sägen gehen und bekommen nützliche Tipps von den Holzexperten“, sagt sie. Die Feinarbeit werde dann zu Hause erledigt. Das beginnt mit dem Suchen und Kopieren der Schablonen für die überdimensionalen Figuren. „Im Copy-Shop in Kirchheim wissen sie, wenn wir kommen, gibt es was Größeres“, sagt die Handwerkerin.

Halbes Jahr Bauzeit

Der Bau der Krippe nimmt ein halbes Jahr in Anspruch. Die Vorbereitung und Planung beginnt schon im Juli. Ab Anfang November beginnen Heidrun und David mit dem Aufbau. In der Schule wissen alle von Davids handwerklichem Geschick. Immer wieder zur Weihnachtszeit schenkt er den Lehrern selbst gebastelte Weihnachtsmotive. „Die Ideen holen wir uns immer im Erzgebirge“, verrät der Schüler.

Jedes Jahr fährt die Familie nach Seiffen, einem Spielzeugdorf in Sachsen. „Dort ist nahezu alles aus Holz, und es gibt sogar ein Holzmuseum“, ergänzt Mama Heidrun. Während andere Kinder die Winterzeit zum Skifahren und Rodeln nutzen, geht David mit seiner Familie lieber auf die Pirsch nach neuen Gestaltungsideen für die Krippe. „Mathe und Technik sind meine Lieblingsfächer“, erklärt der 13-Jährige. Vor allem das Basteln mit Holz hat es ihm angetan, und kürzlich hat er mit seinem Vater ein Schneeschild für den Traktor konstruiert. Nun wartet er sehnsüchtig, dass der Schnee endlich liegen bleibt, damit er in der Teckstraße räumen kann.

Zu der großen Krippe kommen viele Besucher aus dem Dorf und der Nachbarschaft. Heidrun Raichle, eine Anwohnerin, spaziert in der Bruckener Teckstraße vorbei und ist begeistert: „Jetzt wollte ich doch mal schauen, wie die Krippe in diesem Jahr aussieht.“ Die über 80-Jährige bestaunt die liebevollen Details und vor allem die neue Höhle. David freut sich, seinen Stolz über die Arbeit merkt man dem Jungen an. „Immer wieder kommen Kirchgänger und Gruppen vorbei und schauen sich unser Schmuckstück an“, betont Heidrun Gneiting. Selbst der Kindergarten mache jährlich einen Ausflug hinter den Friedhof. Für David steht fest: „Mein Beruf wird mit Holzarbeit zu tun haben, aber erst steht jetzt noch das Abitur bevor.“ Bis die geplante Ausbildung beginnt, will er weiterhin bei der Gestaltung der Krippe helfen.