Matthias Ewelt führt eine lange Tradition fort. Er ist Schuhmacher und ist dann gefragt, wenn die Sohle kaputt, der Absatz abgebrochen ist, Schuhe und andere Lederwaren repariert oder angepasst werden müssen. Und er ist auch der Mann für Maßanfertigungen.
Matthias Ewelt war 16 Jahre alt, als er in Braunlage im Betrieb des Vaters mit der dreijährigen Ausbildung begann. Er übernahm die elterliche Schuhmacherei. Mittlerweile sind 35 Jahre ins Land gegangen und er arbeitet in vierter Generation. Während seiner beruflichen Laufbahn, die ihn an viele Arbeitsstätten geführt hat, arbeitete er in verschiedenen Unternehmen der Orthopädieschuhtechnik, ehe er sich in Erkenbrechtsweiler selbstständig machte. Nach einem kurzen Intermezzo in Kirchheim, kehrte er wieder dorthin zurück.
Von der Idee zum Schuh
Am Anfang, wenn ein Schuhwerk entsteht, sind Stift, Papier und Maßband gefragt. Damit werden die Fußumrisse genau aufgezeichnet. Dann wird ein Leisten gesucht, um den herum nach und nach die Schuhe in der gewünschten Form entstehen. Bevor das Material gefunden und zurechtgeschnitten ist, muss festgelegt werden, ob es Sandaletten, Halbschuhe oder Stiefel werden sollen. Die Bestandteile eines Schuhs sind Schaft, Vorderkappe, Brandsohle, Laufsohle, Gelenk, Absatz, Hinterkappe und Futter. „Jeder Schuh ist anders, so wie jeder Fuß anders ist, an den er passen muss“, weiß Matthias Ewelt.
Bis ein Schuh fertigt ist, sind viele Arbeitsschritte nötig. Es wird geschnitten, genäht, geklebt, geschliffen, gestanzt, imprägniert, poliert. Nadel und Faden sind kleine Werkzeuge, mit denen er umgehen können muss. Unterschiedliche Kleber kommen zum Einsatz. Das erfordert genaue Kenntnisse über die verwendeten Materialien. Kraft und Geschick sind gefragt, wenn Nägel in den Leisten geschlagen werden.
Immer wieder holt Matthias Ewelt einen Schuh hervor und beschreibt, worauf es in seinem Beruf ankommt: auf die Qualität seiner Arbeit und die der verwendeten Materialien. „Der Kunde soll schließlich lange etwas von der Reparatur haben.“ Wenn er das so sagt, ist spürbar, mit welcher Leidenschaft er sich seinem Handwerk widmet. „Wenn die Kunden kommen, um ihre Schuhe abzuholen, sich freuen, lächeln und dankbar dafür sind, dann tut mir das gut“, verrät er.
„Der Beruf des Schuhmachers erfordert viel Fingerspitzengefühl, Geduld, Kreativität, Vorstellungsvermögen und ein hohes Maß an handwerklichem Geschick“, erzählt er. Etwa wenn das Innenfutter mit dem Schaft zusammengesteppt und mit dem Bodenteil verbunden wird. Oder wenn fußgerechtes Umarbeiten von Schuhen, Erhöhungen, Einlagen oder Weitungen vorgenommen werden sollen. Und eines braucht der Schuster auch: gute Nerven, denn nicht immer schmeichelt der Geruch der Schuhe der Nase.
Matthias Ewelt arbeitet nicht nur an aktuellen Schuhmodellen. Er restauriert auch historische Schuhe. „Von einer Römersandale war nur noch der Schaft da“, erzählt er, die habe er komplett neu aufgebaut, einen Lederrahmen angebracht und neu besohlt. Die Schwierigkeit dabei: Die alten Materialien von damals gibt es teils nicht mehr.
„Die Erfahrung in meinem Handwerk kommt mit der Zeit, die Routine kommt von selbst“, sagt er und fügt hinzu: „Man sollte sich damit identifizieren können, Spaß daran haben. Nur gut sein reicht nicht.“