Egal ob im Supermarkt, in der Drogerie, beim Kauf von Textilien oder an der Tankstelle: Auf Schritt und Tritt begegnen einem Aufkleber der Lenninger Firma Ero-Etikett. Die „Bäbber“ kleben auf Müslitüten, genauso wie auf Avocados, Bananen, Weichspülern und Motorenölen. Firmennamen möchte der Geschäftsführer Oliver Klingler mit Blick auf die Konkurrenz nicht in der Zeitung lesen, ebenso wenig genaue Umsatzzahlen. Dabei muss sich das Unternehmen, das 1968 als Garagenfirma in Oberlenningen startete, beileibe nicht verstecken. Mit 63 Beschäftigten liegt der Umsatz längst im zweistelligen Millionenbereich.
45 Leute bedienen die Maschinen, die in Höchstgeschwindigkeit unzählige Kleber stanzen, drucken oder wunschgemäß ausrichten. Der Rest sind Verwaltungsmitarbeiter. „Da sind wir immer noch sehr schmal aufgestellt“, sagt Oliver Klingler. Vieles hat er in der Firma zur Chefsache erklärt. Seit 21 Jahren gehört er dem Unternehmen an. Eine technische und eine kaufmännische Ausbildung in der Tasche, startete er seine Karriere bei Ero-Etikett in der Kalkulation. Bereits nach einem Jahr wechselte er in den Vertrieb, wurde bald darauf dessen Leiter und bekam Prokura verliehen. Seitdem das Unternehmen an die belgische Asteria Group übergegangen ist, wurde ihm die Geschäftsführung von Ero-Etikett übertragen. „Wir arbeiten sehr kundenorientiert und gehen nach außen, um neue Aufträge zu bekommen. Das ist das Wichtigste für die Firma“, sagt der 45-Jährige.
Die Kunden sind überwiegend Mittelständler im Umkreis von 350 Kilometern. Einen Teil betreut er nach wie vor selbst. „Geschafft hat man’s, wenn sie von sich aus zu dir kommen“, sagt er. Das gelingt offenbar mehr und mehr und hat für den Geschäftsmann mit extremem Fleiß zu tun.
gern zur Arbeit kommen.
Dass das Unternehmen, das seit Jahrzehnten in Oberlenningen angesiedelt ist, sehr gut durch die Corona-Krise kommt, mag auch an dieser Einstellung liegen. Ein anderer Grund leuchtet auf Anhieb ein: „Wir konnten immer liefern“, sagt der Geschäftsführer kurz und bündig. Denn anders als manche Mitbewerber hat Ero-Etikett seine Lagerhaltung nie aufgegeben. – Ein großer Vorteil in Zeiten, in denen der Nachschub allerorten stockt. „Wer eine Werbeaktion plant, denkt oft zuletzt daran, dass er für das Produkt Etiketten braucht“, sagt er. Wenn’s pressiert, sind seine Leute zur Stelle.
Dafür benötigt es eine enorme Flexibilität der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. „Sie stehen zu 150 Prozent hinter dem Unternehmen“, betont Oliver Klingler. Die Zufriedenheit drückt sich für ihn auch darin aus, dass viele seit Jahrzehnten dabei sind. „Jeder soll da arbeiten, wo es ihm am meisten Spaß macht“, so lautet das Credo des bodenständigen Teamplayers. – Er selbst ist ein eingefleischter Mannschaftssportler, kickte beim VfL Kirchheim in der Oberliga. Noch heute bekommt er leuchtende Augen, wenn er an das DFB-Pokalspiel gegen Hannover 96 vor 18 Jahren denkt, bei dem sich der VfL mit einem 0:3 achtbar geschlagen hatte.
Und wie bei der Erzählung zu dem außergewöhnlichen Pokalfight ein gewisser Stolz aufblitzt, schwingt der auch bei der Vorstellung der Firma mit. „Wer sich nicht mit Etiketten beschäftigt, denkt vielleicht, ‚die paar Bäbberle‘ “, sagt der Dettinger, der in Lenningen aufgewachsen ist. Dabei stecke viel Know-how dahinter. Ob als Multilayer in mehreren Lagen, als Leporello, Blattware, links oder rechts ausgerichtet, „Kopf“ oder „Fuß“ voraus – die jeweilige Anforderung muss bei der Produktion mit bedacht werden. Flaschen werden im Liegen etikettiert, Kanister im Stehen, Tüten wiederum unbefüllt. Entsprechend unterschiedlich verlassen die Aufkleber den Hersteller im Gewerbegebiet „Oberer Sand“.
Die Firma bildet aus
Wie andere Firmen, tut sich Ero-Etikett zurzeit schwer, gute Leute zu bekommen. „Das ist eine Katastrophe“, sagt Oliver Klingler. Wer bei ihm in der Produktion einsteigen möchte, muss bereit sein, im Drei-Schicht-Betrieb zu arbeiten. Gesorgt wird auch für den eigenen Unternehmens-Nachwuchs: Ausgebildet werden Flexodrucker, Industriekaufleute und Mediengestalter.
Wert legt der energiegeladene Geschäftsführer auf eine flache Hierarchie. „Die Nähe zu meinen Mitarbeitern und der vernünftige Umgang mit ihnen sind mir wichtig“, betont der einstige Fußballtrainer. „Ich kommuniziere mit jedem und versuche mit den Leuten eine enge Bindung aufzubauen. Jeder soll gern zur Arbeit kommen.“ Er selbst sitzt mittendrin. Dort, wo es pulsiert. „Ich muss wissen, was am Markt passiert“, erklärt er. „Zusammen Gas geben“, so heißt das Motto. Das hat bisher funktioniert und Wachstum in einer aufstrebenden Branche gebracht. Den Turbo will er zusammen mit seiner eingespielten „Mannschaft“ auch im neuen Jahr zünden.
Die Geschichte der Firma begann in einer Garage
Gegründet wurde die Firma Ero-Etikett im Jahr 1968 in Lenningen von Joachim und Klara Fuhr als kleine Garagenfirma. Mittlerweile zählt Ero-Etikett 63 Beschäftigte. Sie arbeiten im Drei-Schicht Betrieb.
Hergestellt werden Etiketten für die Lebensmittelbranche, die Chemieindustrie, andere Industriezweige und Logistik. Gefertigt werden auch Etiketten aus Recyclingmaterial beziehungsweise nachhaltig produzierten Materialien.
Vor einem Jahr hat die Asteria Group mit Sitz in Belgien die Firma übernommen. Zu der Gruppe gehören insgesamt rund 20 Unternehmen aus ganz Europa, die Etiketten beziehungsweise Verpackungen herstellen. ank