Lenninger Tal

Hoch hinaus in der Natur

Sport Längst haben Kletterer die Schwäbische Alb für sich entdeckt. Die Zahl der Unfälle ist überschaubar. Trotzdem gibt die Bergwacht Tipps zur Prävention. Von Daniela Haußmann

Klettern ist die ideale Verbindung aus Sport und Natur. Wichtig ist es auch, auf Sicherheit zu achten.Foto: Daniela Haußmann
Klettern ist die ideale Verbindung aus Sport und Natur. Wichtig ist es auch, auf Sicherheit zu achten. Foto: Daniela Haußmann

Klettern hat sich längst vom Nischen- zum Breitensport entwickelt - nicht nur in alpinen Gebieten. Die Alb hat zwar keine schwindelnden Höhen zu bieten, aber dafür ein vielfältiges Angebot, das unterschiedlichen Ansprüchen gerecht wird. Zwischen den Streuobstwiesen im Tal und der obersten Traufkante liegen 200 bis 300 Meter, die hier und da mit Kletterfelsen aufwarten, die es im Bereich der Schopflocher Alb auf rund 60 Meter bringen.

Von leichten Schwierigkeitsgraden bis zu tüfteligen Wandkraxeleien für versierte Techniker hat das Mittelgebirge aus Sicht von Ralph Schuster, dem stellvertretenden Leiter der DRK-Bergwacht Bereitschaft Stuttgart für Anfänger und Fortgeschrittene einiges zu bieten. Jedes Wochenende stehen er und seine Kameraden in Schopfloch bereit, um Menschen in Not zu helfen - das gilt auch bei Kletterunfällen. „Zehn bis 15 von ihnen ereignen sich pro Jahr in unserem Zuständigkeitsgebiet“, berichtet Bergretterin Dr. Annette Schreier-Deibler. Gemessen an der Gesamtzahl der Kletterausflügler und -plätze machen die Zwischenfälle allerdings nur einen geringen Prozentsatz aus.

Trotzdem ist jeder Unfall einer zu viel. Ein Helm kann nicht nur vor leichten Verletzungen schützen, sondern schwere unter Umständen auch abmildern. Schließlich können sich Gesteinsstücke oder -brocken lösen und he­runterfallen. Kletterern, die allein die Wand hinaufsteigen, empfiehlt er vor Tourenantritt Angehörige oder Freunde zu informieren, welche Wand sie erklimmen wollen und wie lange der Ausflug voraussichtlich dauern wird. „Denn nicht überall auf der Schwäbischen Alb ist ein guter Empfang gewährleistet, der das Absetzen eines Notrufs unter der 112 problemlos möglich macht“, gibt Ralph Schuster zu bedenken.

Wer sich in der Halle die ersten Sporen erklettert hat, will irgendwann die Kombination von Sport und Naturerlebnis am echten Fels genießen. Der Umstieg bringt viel Neues. „Fix installierte Sicherungsseile sucht der Anfänger im Freien vergebens, was er findet, sind Sicherungshaken“, erläutert Ralph Schuster. „In Kletterhallen liegen standardisierte Bedingungen vor, wie zum Beispiel normierte Hakenabstände.“ Doch draußen ist alles „naturbelassen“. Genauso wie der Betreiber seine Hallenwand pflegt, hält auch der Deutsche Alpenverein die Klettergärten auf der Alb in Schuss. Trotzdem rät Ralph Schuster davon ab, sich draußen blind darauf zu verlassen, dass beispielsweise alle Haken sicher verankert sind. Mehr noch als in der Halle sei beim Felsklettern Eigenverantwortung gefragt.

Bei den von der DRK-Bergwacht Bereitschaft Stuttgart jährlich registrierten Unfällen sticht keine Gruppen besonders hervor, wie Annette Schreier-Deibler betont. „Auch einem erfahrenen Kletterer kann einmal ein Fehler unterlaufen“, sagt die Medizinerin.

Im Zweifelsfall sehen vier Augen mehr als zwei. „Sicherlich ist es nicht verkehrt, nach dem Anlegen die eigene Ausrüstung durch den Partner nochmals prüfen zu lassen“, empfiehlt Ralph Schuster. „Beim Umstieg von der Halle auf den Fels sind natürlich auch Kenntnisse und Routine im Umgang mit dem Equipment unerlässlich. Gleiches gilt für das Anbringen zusätzlicher, eigener Zwischensicherungen.“ Außerdem sei es ratsam, zumindest ein Seil in doppelter Länge der Route zu verwenden. „Wer mehrere Seile verwendet, sollte beim Seilwechsel einen Knoten ins Ende des auslaufenden Seils machen, um beim Abseilen ein Durchrutschen zu verhindern.“

Wer erstmals im Freien kraxelt, ist nach Expertenmeinung in den Händen erfahrener Leute gut aufgehoben, die ihm in der Anfangsphase beratend zur Seite stehen. Aber auch ein Kletterkurs, der vom Deutschen Alpenverein für Felsneulinge angeboten wird, kann beim sicheren Einstieg in den Natursport helfen.