Lenninger Tal
Im Archiv geblättert: Beim Blumenpflücken abgestürzt?

Unglück Vor 60 Jahren kamen in der Nähe des Oberlenninger Wielandsteins zwei Feuerwehrleute aus Uhlbach ums Leben. Der Teckbote berichtete darüber. Auch Alkohol könnte im Spiel gewesen sein. Von Anke Kirsammer

Eine künstlerisch gestaltete Gedenktafel erinnert an ein tragisches Unglück, das sich am heutigen 20. Mai zum 60. Mal jährt: „Unseren Kameraden Hans und Bernhard – Freiwillige Feuerwehr Uhlbach“ ist da unter zwei verschlungenen Kreuzen zu lesen. Ob jemals ans Tageslicht kam, was an jenem Sonntag genau passierte? Am Tag nach dem Unfall titelte der Teckbote reißerisch: „Vor den Augen der Angehörigen abgestürzt.“ Dem Bericht zufolge handelte es sich bei den beiden Männern um Angehörige der Freiwilligen Feuerwehr aus Stuttgart-Uhlbach. Zusammen mit ihren Frauen hatten sie eine Wanderung auf der Alb unternommen. Ziel waren auch die Wielandsteine bei Oberlenningen. Die Männer im Alter von 30 und 32 Jahren waren demnach auf einen Felsvorsprung gestiegen und vor den Augen ihrer Angehörigen etwa 20 Meter in die Tiefe gestürzt. Eine sofort herbeigerufene Ärztin konnte nur noch den Tod feststellen. Im Einsatz war auch die Bergwacht.

Es gab nur eine Augenzeugin

Unter der Überschrift „Wie es zum Todessturz gekommen ist“ findet sich das Ergebnis der Ermittlungen bereits am Freitag, 25. Mai 1962, im Teckboten: Umgekommen sind zwei Weingärtner, der 32 Jahre alte Hans Weber und dessen 30-jähriger Schwager Bernhard Nanz. Gemäß der Cannstatter Zeitung, auf die sich der Artikel beruft, gab es lediglich eine „Augenzeugin des Dramas“.

Offenbar ereignete sich das Unglück am Sonntag gegen 17 Uhr. Sieben Wanderer bildeten die Nachhut des Ausflugs mit 34 Teilnehmern. Unter den Nachzüglern war „Frau S.“ aus Uhlbach. Ihren Erzählungen zufolge setzte sich Hans Weber auf eine kleine Aussichtsplatte am Abhang. Die Aufforderung, sich zu beeilen, ignorierte er. Der 32-Jährige blieb sitzen und pflückte Blumen. Den Strauß wollte er seiner Frau mitbringen, die bereits weitergegangen war. Nach einigen Minuten kam Bernhard Nanz dazu. Auch er ließ sich nicht davon abbringen, sich hinzusetzen. Angeblich soll er gesagt haben: „Ich will da sein, wo mein Schwager ist.“

 

Ich will da sein, wo mein Schwager ist.
Bernhard Nanz
Einer der beiden Feuerwehrleute vor dem Absturz

 

Dann sei alles sehr rasch gegangen. Hans Weber stand auf und lehnte sich an den Ast eines Baumes. Der Ast brach, und Hans Weber stürzte mit dem Kopf voraus in die Schlucht. Die Zeugin rief um Hilfe und schaute in die Richtung, in die die Nachzügler gegangen waren. Kurz darauf hasteten zwei Männer den Weg zurück und wollten wissen, was passiert war. Als sie schrie „Hans ist abgestürzt“, erkundigten sie sich nach Bernhard Nanz. Frau S. drehte sich um, erst in diesem Augenblick sah sie, dass auch er nicht mehr auf dem Felsen saß. Die beiden Toten fand man in einem Meter Abstand voneinander.

Keine Hilfeschreie

Weil keiner der beiden Verunglückten einen Hilfeschrei abgegeben hatte, wurde angenommen, dass die Abgestürzten sofort tot gewesen sein mussten. Beide hatten einen Schädelbasis- und einen Genickbruch erlitten. Völlig ungeklärt ist, warum Bernhard Nanz abstürzte. Gemutmaßt wurde darüber, dass er wegen eines Schocks das Bewusstsein verlor oder seinem Schwager helfen wollte und dabei das Gleichgewicht verlor.

Eine ganz andere Version des Unglücks findet sich indes in einem Hüttenbuch auf der Alb: Dort schreibt ein inzwischen verstorbener Oberlenninger, einige Uhlbacher Feuerwehrkameraden hätten auf ihrem Ausflug in Schopfloch wohl beim „Löschen mit Bier“ etwas übertrieben. Der Absturz beim „Wannenfelsen“ sei die Folge einer Rauferei gewesen.