Die Mitarbeiter des Jugendtreffs Café Olé am Lenninger Schulzentrum müssen aufgrund der Corona-Pandemie noch kreativer sein als sonst: Snacks werden seit ein paar Wochen über den Balkonkiosk – einen an einem Seil hängenden Eimer – verteilt, regelmäßige Online-Challenges fordern die Jugendlichen heraus, und auch das gemeinsame Chillen ist nur virtuell möglich.
„Drinnen dürfen wir seit Dezember lediglich Einzelgespräche führen“, sagt der Mitarbeiter Felix Schlienz. Erlaubt ist das auch nur, wenn ein sozialpädagogischer Bedarf erkennbar ist. Wegen der anstehenden Prüfungen nutzen zurzeit besonders Schülerinnen und Schüler der Abschlussjahrgänge das Angebot. „Wer zu Hause nicht so viel Unterstützung hat, ist deutlich abgehängter als vor Corona“, hat der pädagogische Mitarbeiter festgestellt. Durch die Mithilfe in der Notbetreuung und bei der Aufsicht in den Pausen ist er ohnehin in Kontakt mit den Kindern und Jugendlichen. Bei Bedarf setzt er sich jetzt auch mal mit einer Schülerin oder einem Schüler hin, um Matheaufgaben zu lösen. Besonders nach dem ersten Lockdown hatte Felix Schlienz bemerkt, dass es manchen Kindern und Jugendlichen nicht so gut ging und sie sich durch die eingeschränkten Kontakte verändert hatten. Die Beziehung fußt auf Spaß. „Durch das gemeinsame Zocken und Chillen ist eine Vertrauensbasis da. So können wir auch gut helfen“, erklärt er. Mit der sogenannten „aufsuchenden Arbeit“ geht der Jugendtreff neuerdings ebenfalls ganz neue Wege: Wenn eine Jugendliche oder ein Jugendlicher das möchte, fahren Lisa Mezger oder Felix Schlienz nach draußen. „Wir treffen uns dann beispielsweise zu einem Spaziergang“, so die Leiterin des Jugendhauses.
Viele Angebote laufen jetzt online. Gemeinsam werden Videos erstellt, und es wird über eine Plattform gespielt. „Oft quatschen wir auch einfach nur“, erzählt Felix Schlienz. Im Winter waren teils bis zu 25 Kinder gleichzeitig zugeschaltet.
Eine Herausforderung waren im vergangenen Jahr die ständig geänderten Regeln. Mal durften die Kinder klassenweise kommen, dann nur eine Person auf zehn Quadratmeter. Im September wurde Outdoor-Kino geboten. Dazu hat das Café Olé Feuerkörbe gekauft. Auch sonst gab es viele Aktivitäten unter freiem Himmel: So beispielsweise Bogenschießen, Dart, Wikinger Schach, Boccia, Federball oder Frisbee. Um trotz des nötigen Abstands Spiele wie „Jungle Speed“ machen zu können, wurden die benötigten Karten größer kopiert und laminiert. Bei „Speedcup“ wiederum stapelten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer statt kleiner Becher eben Eimer.
Noch mehr als sonst stehen die Jugendtreffs in Kontakt zueinander, dazu gehört auch ein reger Ideenaustausch. So kann man sich in den Räumen des Café Olé wie in anderen Jugendhäusern donnerstags bis sonntags für zweieinhalb Stunden einmieten. Während das Angebot in städtischen Einrichtungen überrannt wird, ist die Nachfrage in Lenningen eher verhalten. Felix Schlienz‘ Erklärung leuchtet ein: „Die Leute können hier rausgehen und haben mehr Möglichkeiten als in der Stadt.“
Die Beschränkungen, das Hin und Her zwischen Homeschooling, geöffneten Schulen und Wechselunterricht belasten viele Jugendliche. Manche vermissen auch das regelmäßige Training im Sportverein. „Den Stammgästen fehlt es, mit uns abzuhängen und jemanden zum Reden zu haben, besonders wenn die Eltern nicht da sind“, so Lisa Mezger, und sie bedauert: „Es ist schade, dass wir sie nicht auffangen können. Es ist ruhig im Jugendhaus.“ Viel weniger als sonst lasse sich zurzeit spontan machen. „Wir müssen viel mehr vorbereiten und organisieren als sonst.“
Spannende Angebote im Kinderferienprogramm
Spannend werden wie im vergangenen Jahr die Sommerferien. Traditionell beteiligt sich das Café Olé mit zahlreichen Angeboten am Kinderferienprogramm der Gemeinde. „Im letzten Sommer wurden wir überrannt“, so die Sozialpädagogin. Um dennoch vielen Kindern etwas bieten zu können, gab es corona-konforme Angebote und mehrere Programmpunkte an einem Tag. Ähnliches ist für dieses Jahr geplant: Batiken, das Basteln von Schmuck, ein Beauty-Tag und das Zimmern von Palettenmöbeln sind bereits gesetzt.
Das Café Olé kann man mieten
Wie andere Jugendtreffs des Kreisjugendrings Esslingen (KJR) kann das Wohnzimmer des Café Olé an der Oberlenninger Tobelstraße von Mitgliedern eines Haushalts derzeit gemietet werden. Möglich ist das donnerstags bis sonntags für jeweils zweieinhalb Stunden. Genutzt werden können während dieser Zeit sämtliche Spiele, der Billardtisch, Spielkonsolen und alle Angebote im Garten.
Für das kommende Schuljahr sucht das Café Olé Jugendliche, die ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) im Jugendhaus absolvieren möchten. Von September an gibt es eine volle Stelle im Jugendtreff und eine Kombi-Stelle für Jugendhaus und Grundschule. Zu den Aufgaben im Café Olé gehören die Arbeit mit Jugendlichen, das Organisieren und Begleiten von Events sowie die Mithilfe im Haushalt und bei handwerklichen Tätigkeiten. Bewerber sollten zwischen 16 und 26 Jahre alt, spontan und kreativ sein. Insgesamt bietet der Kreisjugendring im gesamten Landkreis Esslingen in verschiedenen Bereichen 160 FSJ-Stellen an. ank
Nähere Infos gibt es unter der Nummer 0 70 26/9 10 11 76 oder per E-Mail unter lisa.mezger@kjr-esslingen.de