Lenninger Tal

Im Paradies fließt kein Honig

Hobby Bernd Epple kümmert sich im Oberlenninger Schmaltal um 20 Bienenvölker. Er ist der einzige Imker im Verein Schmeck die Teck. Doch dieses Jahr ist für ihn kein gutes Jahr. Der Frost machte der Obstblüte den Garaus. Von Anke Kirsammer

Imker Bernd Epple, Oberlenningen, Schmaltalgasse 37,
Foto: Jean-Luc Jacques
Imker Bernd Epple, Oberlenningen, Schmaltalgasse 37,
Foto: Jean-Luc Jacques

Es ist das pure Idyll, in das sich Bernd Epple im Oberlenninger Schmaltal beinahe täglich zurückzieht: Streuobstbäume, so weit das Auge reicht, dazu bis auf das Vogelgezwitscher eine Ruhe, die von keinerlei Motorengeräuschen durchschnitten wird. Hier sammeln 20 Bienenvölker im Frühling Nektar und Pollen in den Blüten von Apfel-, Kirsch-, Zwetschgen-, Mirabellen- und Birnbäumen - normalerweise. Denn es ist für die Imker am Albtrauf kein sonderlich gutes Jahr. Bernd Epples Ertrag entspricht gerade mal einem Drittel der üblichen Ausbeute. Waldhonig konnte er nur wenig ernten, Blütenhonig trotz der optimalen Umgebung gar nicht, weil der Frost der Obstblüte den Garaus machte. „Das bisschen Honig, das es gab, haben die Bienen im Frühjahr selbst verbraucht“, erzählt der 52-Jährige, der in Oberlenningen aufgewachsen ist und mit seiner Familie in Lindorf lebt.

Imkerei in dritter Generation

Seit elf Jahren betreibt Bernd Epple die Imkerei nun in der dritten Generation, einen Totalausfall hat er seitdem noch nie erlebt. Beruhigend betont er: „Nein, der Honig geht trotzdem nicht aus. Ich habe noch welchen aus den letzten Jahren.“ Sind seine Regale voll, geht Bernd Epple gerne auch auf Weihnachtsmärkte. „Viele Kunden freuen sich, wenn sie sehen, wer hinter dem Produkt steht“, so seine Erfahrung. Mehrere Sorten hat er im Angebot, darunter einen Blütenhonig, einen Raps- und Lindenhonig sowie einen Wald- und Tannenhonig. Egal, welchen man sich aufs Brötchen schmiert - cremig ist der süße Brotaufstrich aus dem Hause Epple immer, weil er gerührt in die Gläser mit den bunten Blumendeckeln kommt.

Weil es ihm wichtig ist, regionalen Honig anzubieten, fährt Bernd Epple seine Völker zusammen mit seinem „Scherpa“, wie er seinen Bruder Manfred scherzhaft nennt, nach Krebsstein und Grabenstetten, wenn die Blüte im Tal vorbei ist. Anschließend ziehen die 20 Völker an die Kirchheimer Bürgerseen, damit die Immen dort in den Wald ausschwärmen können.

Imker Bernd Epple, Oberlenningen, Schmaltalgasse 37,
Foto: Jean-Luc Jacques

Großen Wert legt Bernd Epple auf den eigenen Wachskreislauf, um sich keine Pestizide einzuhandeln. Die Varroamilbe bekämpft er ohne Chemie rein biologisch mit Ameisen- und Oxalsäure. Dennoch ist der Honig nicht als Biohonig zertifiziert, obwohl er abgesehen vom Biozucker die Biostandards einhält. „Mir widerstrebt es, diesen Zucker zu kaufen, da es ihn nur sehr teuer von schweizerischen und südafrikanischen Anbietern gibt.“

Mit der Imkerei betreibt der Technische Leiter des Kirchheimer Krankenhauses ein zeitaufwendiges Hobby. Gerade kommt er vom Honigabfüllen, nach dem Gespräch muss er die Bienenkönigin füttern, damit die Honigproduktion auch im nächsten Jahr garantiert ist. Doch bedeutet die Beschäftigung mit den Immen für Bernd Epple einen willkommenen Ausgleich zum Beruf. „Ich mache den Bienenkasten auf, und das Drumherum ist weg“, so beschreibt er einen Reiz des Imkerns mit einer ausladenden Handbewegung. „Es ist toll, wenn man sieht, wie sich ein Volk entwickelt, und wenn man den Honig schleudert.“

2006 stand er plötzlich allein davor

Von klein auf half er seinem Vater bei der Imkerei. Alle Finessen kannte er trotzdem nicht, als er 2006 plötzlich alleine vor seinen Bienenstöcken stand. „Das ist vergleichbar mit dem Autofahren“, sagt er. „Wenn du jahrelang als Beifahrer unterwegs warst und sitzt auf einmal selbst am Steuer, ist das etwas komplett anderes.“ Anerkennend erzählt er, sein Vater habe die Bienenköniginnen von Hand besamt. „Ich bin auf dem Weg dorthin“, meint er bescheiden und fügt stolz hinzu, dieses Jahr sei es ihm gelungen, 27 Königinnen nachzuzüchten. In früheren Jahren - so sein Verdacht - hatten sich hungrige Kohlmeisen die schwarz-gelb geringelten Prachtexemplare schmecken lassen.

Imker Bernd Epple, Oberlenningen, Schmaltalgasse 37, Foto vom Honigschleudern
Foto: Jean-Luc Jacques

Wegen des Schwarmtriebs ist Urlaub an Ostern und Pfingsten nicht drin. „Guckt man da nicht regelmäßig nach den Bienen, machen sie keinen Honig, und sie hängen womöglich im Baum“, erklärt Bernd Epple lachend.

Ein Bienenvolk wirft in einem normalen Jahr rund 30 bis 40 Kilo Honig ab. Reif ist der klebrig-goldene Saft, wenn ein Großteil der Waben verdeckelt ist. Gemäß dem deutschen Imkerbund darf der Wasseranteil nur bei 18 Prozent liegen. „Ich bin bestrebt, ihn niedriger zu bekommen, sonst wird die Lagerung schwierig“, erklärt der Fachmann. Zur Bestimmung hilft dem Imker wie dem Wengerter der Blick durchs Refraktometer.

Verschiedene Läden verkaufen den Honig

Bernd Epple verkauft seinen Honig im Hoflädle Gölz in Nabern, in Kirchheim bei der Metzgerei Hepperle und im Sulzburghofcafé, auf dem Sulzburghof in Unterlennningen, in Oberlenningen bei Edeka Sigel sowie an der Haustür in der Schmaltalgasse 37.

Seit Neuestem ist der Honig auch über eine RegioApp des Bundesverbandes der Regionalbewegung, an der sich der Verein Schmeck die Teck beteiligt, zu beziehen. Eine Menge Informationen dazu gibt es im Internet unter der Adresse www.regioapp.org. ank