Lenninger Tal

In Owen ist Frauenpower angesagt

Verwaltungsamt Von der Bürgermeisterin bis zur Kämmerin – im Rathaus am Fuße der Teck arbeiten ausschließlich Frauen und harmonieren dabei bestens. Lediglich im technischen Bereich gibt es Männer. Von Petra Pauli

Vier der elf Kolleginnen im Owener Rathaus halten in der Ferienzeit die Stellung: Petra Plescher, Verena Grötzinger, Martina Kos
Vier der elf Kolleginnen im Owener Rathaus halten in der Ferienzeit die Stellung: Petra Plescher, Verena Grötzinger, Martina Kostritza und Annika Staiger (von links). Foto: Ines Rudel

Elf Frauen unter einem Dach - kann das gut gehen? Durchaus. Das Betriebsklima im Owener Rathaus scheint hervorragend zu sein. Einige Mitarbeiterinnen geraten regelrecht ins Schwärmen. „Ich komme einfach gerne hierher. Es ist ein sehr kooperatives Miteinander“, sagt Annika Staiger, die unter anderem für das Hauptamt und die Bauverwaltung zuständig ist. Dass in der Verwaltung des Städtchens mit rund 3450 Einwohnern nur Frauen arbeiten, war nicht immer so. Als Bürgermeisterin Verena Grötzinger vor zwölf Jahren ihr Amt antrat, gab es noch einen Kämmerer. Der ist dann aber in Pension gegangen. Man hätte die Stelle auch wieder mit einem Mann besetzt, sagt Grötzinger. Letztlich konnte von den beiden Bewerbern, die in die letzte Runde kamen, die Frau aber mehr überzeugen. „Sie war menschlich und fachlich einfach die bessere Wahl“, sagt die Bürgermeisterin rückblickend. Mit ihrer Damenmannschaft ist sie sehr zufrieden: „Das funktioniert reibungslos und ist sehr harmonisch“. Mehr Geschlechter-Mischung würde sie trotzdem begrüßen. Besonders stolz ist sie deshalb, dass es in Owen jetzt einen männlichen Erzieher gibt.

„Der Bürgermeister“ schreibt

Auch wenn vom Bürgerservice bis zur Stadtkasse alle Verwaltungsämter im Rathaus weiblich besetzt sind, ist es nicht so, dass die Gemeinde komplett männerfrei ist. Im technischen Bereich sind die Männer unter sich. Hausmeister Uli Leuthold hat in 28 Jahren viele Zusammensetzungen kennengelernt. Für ihn war es eine deutliche Veränderung, als eine Frau zur Bürgermeisterin gewählt wurde. „Ich bin mit dem Vorgänger gut gefahren. Die Ansagen waren irgendwie direkter“, sagt er.

Auch Grötzinger scheut deutliche Worte nicht, charakterisiert ihren Führungsstil aber so, dass sie gemeinsam mit dem Mitarbeiter ein Ergebnis finden will. Dazu gehöre auch mehr Eigenverantwortung. Mittlerweile gefällt es dem Hausmeister aber doch so gut, dass er zwar bereits in Rente ist, aber weiter in Teilzeit im Rathaus arbeitet. Bauhofleiter Martin Däschler hat mit der Frauenpower keine Probleme: „In meinem beruflichen Alltag macht das keinen Unterschied. Letztlich kommt es doch darauf an, mit welchem Typ Mensch man es zu tun hat.“ Bei den Leuten draußen sei eine Rathauschefin viel mehr ein Thema. Zum Beispiel hatten viele darauf gesetzt, dass sich gerade eine Frau mehr für den Blumenschmuck im Stadtbild einsetzen wird. Aber Verena Grötzinger ist eine viel zu pragmatische Person, als dass sie ausgerechnet für pflegeintensive Beete Geld ausgeben würde, das dann anderswo fehlt. Aber das Thema wurde zum Dauerbrenner, und so hat die Rathauschefin jetzt doch eine kleine Blütenoffensive gestartet und ein gut sichtbares Beet anlegen lassen. Die Genderdebatte über die richtige Anrede, ob großes I oder Sternchen, damit kann Grötzinger nichts anfangen. Sie benutzt immer noch die Briefbögen ihres Vorgängers und unterschreibt mit „Der Bürgermeister“.

Öfters gibt es Gegenwind

Dass Frauen oft mehr Gegenwind bekommen, diese Erfahrung kennt sie: „Als Frau muss man fachlich immer einen Tick mehr können als ein Mann“, meint Grötzinger. Auch das Thema Familienplanung sei im Wahlkampf präsent gewesen. Irgendwann war sie es leid, überhaupt darauf einzugehen. „Der Beruf verlangt einem viel ab - egal, ob man Frau oder Mann ist“, sagt die 42-Jährige, die keine Kinder hat.

Dass gerade Frauen auf Frauen anders reagieren, davon kann Petra Plescher ein Lied singen, die im Vollzugsdienst arbeitet und neben Owen auch für Lenningen, Erkenbrechtsweiler und Dettingen zuständig ist. Falsch geparkt oder zu schnell gefahren - sie versucht, möglichst charmant und wortgewandt andere darauf aufmerksam zu machen, dass sie etwas nicht korrekt gemacht haben. „Aber Frauen haben da tatsächlich eher ein Problem mit mir und reagieren oft uneinsichtig“, sagt Plescher.