Lenninger Tal

Irische Klänge sorgen für Gänsehaut

Konzert Gudrun Walther und Jürgen Treyz spielen im Lenninger „CaféLe“ und begeistern ihr Publikum zum Muttertag mit keltischer und deutscher Musiktradition. Von Thomas Krytzner

Gudrun Walther betörte mit ihrer Stimme.Foto: Thomas Krytzner
Gudrun Walther betörte mit ihrer Stimme.Foto: Thomas Krytzner

Der Muttertag fordert die Söhne und Töchter jedes Jahr erneut heraus: Was schenkt man Mama zum Ehrentag? Der Verein der engagierten Bürger in Lenningen hatte einen unterhaltsamen Vorschlag: erst Kuchen und Kaffee im CaféLe, danach zum Konzert von Gudrun Walther und Jürgen Treyz im gleichen Gebäude an der Bahnhofstraße. Über 50 Gäste erlebten ein sehr persönliches Muttertagskonzert der beiden Virtuosen.

Gudrun Walther und Jürgen Treyz sind Gründungsmitglieder der weltweit bekannten Band „Cara“ und zählen zu den erfolgreichsten Folkmusikern in Deutschland. Dass die beiden den Brückenschlag zwischen der keltischen und deutschen Musiktradition etablieren, zeigten sie mit ihrem Programm. Dabei ist Programm für die beiden Vollblutmusiker schon fast einschränkend. Sie nehmen sich die Freiheit, jedes Konzert individuell und nach Lust und Laune zu gestalten. Das Publikum fühlt sich dabei wie auf einer Entdeckungsreise zu den eigenen Wurzeln. So auch in Lenningen.

Wer passend zum Muttertag etwa Lobeshymnen erwartet hat, wurde eines Besseren belehrt. Allerdings waren Frauen das Hauptthema. Gleich zu Beginn kündete Gudrun Walther eine Piratengeschichte mit irischem Hintergrund an: Eine entführte junge Frau betört mit ihrem Gesang ihre Peiniger und versetzt sie in Tiefschlaf. Dadurch kann sie das Ruder buchstäblich an sich reißen und die Weiterreise bestimmen.

Betörend war die Stimme der Musikerin allemal, aber keineswegs einschläfernd. Vielmehr waren die Zuhörer im Bann der keltischen Klänge von Violine und Gitarre gefangen. Aus diesem sollten sie aber jäh gerissen werden, da es nun gruselig wurde. Gudrun Walther sprach zwar von einer Ballade, die einem Gedicht von Gottfried August Bürger folgt. Die Geschichte um Lenore entstand 1773 und erzählt von ihrem Geliebten, der verschwand und als Geist zurückkam, um sie mit in den Tod zu holen. Gudrun Walther dazu: „Damals gab es statt Tatort im Fernsehen halt Gruselgeschichten.“ Die Gänsehaut war nicht nur spürbar, sondern auch sichtbar im Publikum. Grund dafür mag sicherlich die schauerliche Erzählung gewesen sein, aber auch die berührende Stimme und die sanften Klänge der Gitarre.

Jürgen Treyz beendete die musikalische Geisterstunde: „Nach der Tragik wechseln wir zur Tanzmusik aus Deutschland.“ Im westfälischen Münster gibt es eine historische Sammlung handschriftlicher Menuette, die den Weg in die Unterhaltungsmusik fanden. Allerdings, so Treyz, hätten diese Lieder keine Titel, sondern nur Nummern. Das Konzert der beiden Vollblutmusiker war gespickt von einem Wechselbad der Gefühle. Mitreißende Lieder folgten auf anrührende Klänge. Aber immer war das Persönliche der beiden Virtuosen spürbar. So auch ein Stück, das Gudrun Walther speziell zur Taufe ihrer Patentochter geschrieben hatte. Das Publikum erlebte im CaféLe abwechslungsreiche und hochstehende Musik, die musikalische Erinnerungen an den Muttertag bescherte.