Lenninger Tal

Jugendlichen geht ein Licht auf

Achtklässler der Lenninger Karl-Erhard-Scheufelen-Schule setzen sich mit MINT-Berufen auseinander

Verblüffende Technik zum Anfassen gab es am gestrigen Mittwoch für Achtklässler der Lenninger Werkrealschule. Zwei Mitarbeiterinnen des Programms Coaching4Future stellten den Schülern Berufe aus dem naturwissenschaftlich-technischen Bereich vor und hatten jede Menge Exponate mitgebracht, die die Jugendlichen staunen ließen.

Ausprobieren erwünscht: Die Chemikerin Dr. Nadine Eckstein (links) und die Biologin Cathrin Brinkmann haben den Lenninger Werkre
Ausprobieren erwünscht: Die Chemikerin Dr. Nadine Eckstein (links) und die Biologin Cathrin Brinkmann haben den Lenninger Werkrealschülern spannende Exponate aus dem naturwissenschaftlich-technischen Bereich mitgebracht. Mut beweist ein Achtklässler, über dessen Kopf ein Wasserbecher mit einem Superabsorber umgestülpt wird. Fotos: Jean-Luc Jacques

Lenningen. Manches erinnert an Zauberei: Eifrig spritzt ein Schüler ein T-Shirt auf der Innenseite nass. Umgedreht ist davon bis auf ein paar kleine dunkle Flecken nichts zu sehen. „Technik muss nicht immer offensichtlich sein“, sagt Cathrin Brinkmann, wissenschaftliche Mitarbeiterin von Coaching4Future, bevor sie das Geheimnis um das doppelt gewebte Baumwoll-Shirt lüftet, das Textillaboranten entwickelt haben. Mithilfe des altersgerechten Programms erfahren die Achtklässler der Lenninger Werkrealschule, welche Berufsgruppen hinter so mancher Hightech-Lösung stecken.

Mehrfach ernten die wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen ­Cathrin Brinkmann und Dr. Nadine Eckstein verdutzte Blicke von den Jugendlichen. So beim Test mit dem Superabsorber, der in Babywindeln in Sekundenschnelle große Mengen an Flüssigkeit aufsaugt und bei der Demonstration im Klassenzimmer bombenfest im umgedrehten Becher sitzt. Besonders cool finden die Schüler die Verpackung einer Flasche, die – mit einem Drucksensor und einer kleinen Batterie ausgestattet – auf Knopfdruck blau leuchtet.

Das multimediale Vortragsprogramm lädt die Jugendlichen zum Mitmachen ein: Ob der „Soccet“, ein Fußballkraftwerk mit eingebautem Generator, der nach ausgiebigem Spiel ein aufgestecktes Licht zum Leuchten bringt, oder die weiche Knete, die durch einen Schlag steinhart wird und deshalb Motorradfahrern Schutz bei Stürzen bietet – die Mischung aus Wissenschaft und Unterhaltung kommt bei den Jugendlichen an. Und so lassen sie sich nicht zweimal bitten, als sie ermuntert werden, die Exponate unter die Lupe zu nehmen und Versuche zu machen.

Spätestens seit gestern wissen die Lenninger Achtklässler der Werkrealschule, dass „MINT-Berufe“ nichts mit Pfefferminz zu tun haben. Vielmehr stecken darin die Disziplinen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik. Cathrin Brinkmann macht den Schülern, die meist noch nicht genau sagen können, was sie einmal werden wollen, Mut: „Schaut zusammen mit euren Eltern ein bisschen genauer hin und überlegt, was ihr für Stärken und Interessen habt.“ Das könne beispielsweise sein, Spaß daran zu haben, ein Mofa wieder in Gang zu bringen oder ein Fahrrad zu reparieren. Nahegelegt bekommen die Jugendlichen im Alter von 13 bis 15 Jahren auch, Praktika zu machen, um zu sehen, welcher Beruf ihnen gefällt, ob die Größe des Betriebs zu ihnen passt und sie die Kollegen mögen.

In einem humorvollen Videoclip begegnen den Jugendlichen Fußballstars, Schauspieler und Sänger. Doch sie werden dazu animiert, dahinterzugucken, zu überlegen, welche Berufe es braucht, um die entsprechende Kleidung oder Sportgeräte herzustellen. Die Jungen und Mädchen machen sich über den Lotus-Effekt eines wasserabweisenden Stoffes Gedanken und denken darüber nach, welche Faser ein Handschuh wohl enthalten muss, um einen Touchscreen bedienen zu können.

„Arbeit“, „Ausbildung“ – die Vorstellungen der Jugendlichen, was sich hinter Coaching4Future und den „MINT-Berufen“ verbirgt, waren zu Beginn des Unterrichts nur vage. Als es in die Pause geht, ist so manchem Schüler nicht nur beim Kicken mit dem Fußballkraftwerk ein Licht aufgegangen.

Bei dem Programm Coaching4Future kooperiert die Baden-Württemberg-Stiftung mit Südwestmetall und der Bundesagentur für Arbeit. Ziel ist, den Jugendlichen berufliche Perspektiven im naturwissenschaftlich-technischen Bereich zu eröffnen.