Lenninger Tal

Kerzenschein und Regenguss

Einkaufsnacht Gewerbetreibende und Privatleute locken bei „Owen leuchtet – Einkaufen und Kultur“ trotz des Schmuddelwetters Jung und Alt in die Stadt. Von Sabine Ackermann

Gebannt verfolgen die Besucher die Feuerjonglage von Jens Coers.Foto: Sabine Ackermann
Gebannt verfolgen die Besucher die Feuerjonglage von Jens Coers.Foto: Sabine Ackermann

Klack, klack, klack, gemächlich traben Memory und Rosi die Straße entlang. Immer wieder „kuschelt“ der Wallach mit „seinem“ alten Mädchen, denn Rosi ist mit stolzen 14 Jahren immerhin drei Jahre älter als Memory. Schwarzwälder Kaltblut nennt sich die Pferderasse, die zu zweit den Planwagen von Werner Schnerring durch bisweilen enge historische Gassen ziehen. Nachdem der Laternenumzug des Kindergartens Bahnhofsstraße buchstäblich ins Wasser fiel, genießen nun der fünfjährige Jonas und sein drei Jahre jüngerer Bruder Felix den Ausflug. Nass glitzert der Asphalt im Licht der Straßenlampen, noch sind es nur wenige Menschen, die dem ungemütlichen Schmuddelwetter trotzen. „Doch „Owen leuchtet“ sei ja schließlich nur einmal im Jahr. Da muss man‘s nehmen wie‘s kommt, lautet die Devise der unerschrockenen Städter, die wie Thomas Hauff ganz offensichtlich das Beste daraus machen. Die Stimmung ist gut, stellt auch der Nachtwächter bei seinem Glühwein-Zwischenstopp vor dem Blumenladen fest. Mittlerweile nähert sich die Kutschfahrt ihrem Ende. „Hott“, sagt Werner Schnerring ganz ruhig, als er etwa dreißig Meter entfernt ein entgegenkommendes Auto sieht und vorausschauend seine zwei PS in eine Parkbucht lenkt. Nach dem kurzen Zwischenstopp heißt es „Hütsch“ und die Rundreise geht weiter. Seit unglaublichen 74 Jahren sitzt der vom Haldenhof kommende Landwirt auf dem Kutschbock. Fährt er ansonsten zu Hochzeiten oder Geburtstagen, habe ihn zum ersten Mal der Handels- und Gewerbeverein als „besondere Attraktion“ angeheuert, verrät der 84-jährige aus Beuren-Balzholz. Und der HGV Owen mit seiner ersten Vorsitzenden Claudia Nothwang zeigt sich abermals familienorientiert und kinderfreundlich, so wartet an Stationen wie dem Stadtarchiv ein buntes Mitmachprogramm für die jüngsten Besucher.

Inzwischen hat der Regen zwar etwas nachgelassen, doch die Kälte kriecht langsam durch den Körper. Durchgefroren? Kein Problem, an vielen Stellen laden Punsch oder Glühwein sowie Stärkungen wie Crêpes, Holzofendätscher oder Waffeln zu einem Schwätzchen ein. Schön, dass nicht nur öffentliche Gebäude und viele Schaufenster erleuchtet sind, sondern zusätzlich etliche Privathäuser allerlei Lichtquellen wie Windlichter, Kerzen oder Fackeln auf Fenstersims, Hauseingängen oder Hofeinfahren drapiert haben. Als imposantestes Gebäude grüßt die Burg Teck leuchtend von ihrem Berg herunter. Ganz offensichtlich – so wie sich Owen in Schale wirft – daran erkennt man gleich die gute und stimmige Gemeinschaft einer Kleinstadt. Das weiß unter anderem Dietmar Nilli aus Zell unterm Aichelberg. Mit seiner Frau Sonja besucht er wieder mal seinen alten Heimatort. „Wir wollen unbedingt zur Mühlenführung, hoffentlich sehen wir da, wie aus Getreide Mehl entsteht“, verraten dagegen Regine Fleischer und Bettina Jaus. Beide kommen aus Kirchheim und haben beim Studieren des Flyers außerdem noch die Stadtführung bei Kerzenschein sowie die Feuerjonglage im Auge. Ob diese Programmpunkte wohl stattfinden? Zumindest bei der letzten Attraktion hatte Petrus beim zweiten Anlauf ein Einsehen, es bleibt weitgehend trocken. Und die Zuschauer werden fürs Warten belohnt – Jens Coers aus Reutlingen sorgt buchstäblich für heiße Minuten.

Richtig was los ist freilich in den Geschäften und bei den privaten Anbietern in ihren Garagen. „Alle Sterne sind selbst- und handgemacht, die Anleitung hab ich aus dem Internet“, verrät der zwölfjährige Yanick Feller und seine ein Jahr jüngere Schwester Katrin ergänzt: „Von mir sind die Weihnachtskarten.“ Auch Gabi Zühles Kinder Florian, Tina und Rico waren fleißig, haben allerlei Schönes gebastelt. Ob erste Geschenke kaufen, wie den Kalender vom Alt-Owen-Förderkreis, einfach nur mal gucken oder aufwärmen, Gründe für einen Bummel durch Owen gab es zu Genüge.