Lenninger Tal

Kleine Fliege, große Sorgen

Obstbauern im Lenninger Tal fürchten um ihre Ernte – Vergangenes Jahr massive Verluste

Vergangene Saison ist die Kirschessigfliege das erste Mal in der Region rund um die Teck aufgetaucht und wurde zum Schrecken der Obstbauern. Jetzt geht das Bangen um die Ernte von vorne los.

Seit vergangenem Jahr gibt es einen neuen Schädling in der Region: Die Kirschessigfliege aus Asien labt sich nicht nur mit Vorli
Seit vergangenem Jahr gibt es einen neuen Schädling in der Region: Die Kirschessigfliege aus Asien labt sich nicht nur mit Vorliebe an leckeren Kirschen sondern an sämtlichem Obst. Das macht sie so tückisch, denn befallene Früchte sind verdorben.Foto: Jean-Luc Jacques

Owen. Michael Veith hat schon Becherfallen aufgestellt. Er will vorbereitet sein, wenn die Kirschessigfliege auftaucht. Die Erfahrungen vom vergangenen Jahr zeigen: Ist sie einmal da, muss man schnell handeln. „Im letzten Jahr hatten wir massive Ausfälle bei der Ernte“, erklärt der Obstbauer aus Owen, denn die Fliege fliegt nicht nur auf Kirschen. Auch anderes Weichobst ist ihr ein willkommenes Ziel. „Bei der letztjährigen Ernte haben wir mehr als fünfzig Prozent der Pflaumen deswegen verloren“, sagt Michael Veith. Bei den Kirschen seien sie gerade noch mal mit einem blauen Auge davongekommen.

In dieser Saison gibt es zwar noch keine großen Probleme mit dem Insekt, doch die Obstbauern hocken schon in ihren Startlöchern – diesmal besser gerüstet als letztes Mal. Es gibt zwar nicht viele Möglichkeiten, wie sie ihre Pflanzen gegen die Plage schützen können, doch zu ihrem Glück wurde dieses Jahr ein Pflanzenschutzmittel „für besondere Fälle“ gegen die Kirschessigfliege genehmigt. Eine andere Möglichkeit ist es, die Bäume mit Netzen zu bespannen.

Sobald Michael Veith in seinen Becherfallen eine Fliege entdeckt, kommt das Schutzmittel zum Einsatz. So will er ein Desaster wie im letzten Jahr vermeiden. Es gilt, schnell zu sein, betont er, denn die Kirschessigfliege vermehre sich schnell: „Rein rechnerisch kann eine Fliege in einer Saison bis zu 800 Millionen Nachkommen erzeugen“, erklärt der 50-Jährige. Der kurze Generationenzyklus macht den Schädling besonders tückisch.

Die Fliege kommt ursprünglich aus Asien und wurde erst vor ein paar Jahren auch in Europa entdeckt. Im Gegensatz zu den heimischen Fruchtfliegen durchbohrt sie auch gesunde, beinahe reife Früchte, um ihre Eier darin abzulegen und stellt die Obstbauern so auf eine harte Probe. Ein Ende der Plage ist noch längst nicht in Sicht: Das Problem ist, dass die Kirschessigfliege hierzulande keine natürlichen Feinde hat. „Unsere Streuobstwiesen sind das reinste Paradies für sie“, sagt Michael Veith. In den nächsten Wochen heißt es für die Obstbauern im Lenninger Tal abwarten – noch stehen ihnen drei Wochen Kirschernte bevor. „Von der Kirschessigfliege sind hier wirklich alle Kirschbauern betroffen. Und alle hoffen, dass sie dieses Jahr verschont bleiben“, so Michael Veith.