Lenninger Tal

Kraftvoller Einsatz für die Artenvielfalt

Naturschutz Ehrenamtliche schaffen beim Landschaftspflegetag im Oberen Lenninger Tal die Grundlage für die Vergrößerung der Waldweide. Von Daniela Haußmann

Seit jeher ist das Obere Lenninger Tal für seinen Artenreichtum bekannt. Aus diesem Grund wurde es 1993 unter Schutz gestellt un
Seit jeher ist das Obere Lenninger Tal für seinen Artenreichtum bekannt. Aus diesem Grund wurde es 1993 unter Schutz gestellt und stetig weiterentwickelt.Foto: Daniela Haußmann

Vor 25 Jahren wurde das Obere Lenninger Tal mit seinen Seitentälern unter Schutz gestellt. Seither hat sich in dem rund 593 Hektar großen Gebiet viel getan. Über eine Millionen Euro hat das Landratsamt Esslingen laut seiner Ersten Landesbeamtin, Dr. Marion Leuze-Mohr, seit 1993 in die Pflege und Weiterentwicklung dieses Naturraumes investiert. Für das Naturschutzzentrum Schopflocher Alb (NAZ) Grund genug, das Jubiläum und die erfolgreiche Arbeit mit einem Landschaftspflegetag zu feiern. Der fand am Samstag im Gewann „Lange Steige“ in Schlattstall statt.

Schon 2014 war dort, im östlichen Teil der Forstfläche, eine Waldweide geschaffen worden. Seither wird auf ihr Landschaftspflege mit Rindern betrieben. „Die aktuelle Pflegemaßnahme soll die Weidefläche vergrößern“, informierte Sonja Berger. „Die Lebensräume gefährdeter Tier- und Pflanzenarten lassen sich so weiter verbessern und das charakteristische Landschaftsbild bewahren.“ Heute besteht das Obere Lenninger Tal zu 90 Prozent aus Wald, wie die NAZ-Mitarbeiterin berichtete. Zwischen dem 19. und 21. Jahrhundert hat die Forstfläche dort einen Zuwachs von 13 Prozent erfahren. „Die landwirtschaftliche Nutzung des Waldes war früher die Regel. Lichte und weniger großflächig verteilte Wälder waren die Folge“, klärte Berger auf. „Denn das Vieh verhinderte eine Verbuschung und richtete auch Schäden an bestehenden Bäumen an.“

Auch wenn die Waldweide sukzessive an Bedeutung verlor, so wurde sie auch aufgrund der über längere Zeiträume hinweg wirkenden Schäden irgendwann verboten. Heute entdeckt sie der Naturschutz wieder. An eingezäunten Sonderstandorten, auf denen ein durchdachtes Beweidungsmanagement betrieben wird, lässt sich die Biodiversität nachhaltig steigern. Kritik, dass Rinder mit ihrem Kot Nitrat eintragen, wies die Expertin zurück. „Es wird nicht zugefüttert, die Hinterwälder fressen nur das, was die Fläche hergibt“, betonte die NAZ-Vertreterin. „Ein Eintrag von schädlichen Fremdstoffen ist also ausgeschlossen.“ Dass sich die Schaffung eines lichten Waldes auszahlt, zeigt ihr zufolge die Tatsache, dass im Ostteil zum Beispiel Buschwindröschen oder Schlüsselblumen blühen.

Die rund 50 Freiwilligen, die am Samstag Äste, Stämme und Reisig aus dem Waldstück zogen, trugen mit ihrem Einsatz folglich nicht nur dazu bei, die Fläche offen zu halten. „Der diesjährige Landschaftspflegetag ist insgesamt ein wichtiger Beitrag zur Erhaltung des Naturschutzgebietes“, betonte Anja Beuter vom Regierungspräsidium (RP) Stuttgart. Neben Kalktuff-Beständen, Magerrasenflächen, allerhand Felsvegetation, 25 Quellen und 60 Höhlen, in denen beispielsweise Fledermäuse, aber auch bestimmte Falterarten ein Winterquartier finden, weist das Schutzgebiet eine große Vielfalt an Waldtypen auf. Buchen-, Hangschlucht- und trockene Steppenheide-Wälder sind laut Beuter Bestandteil eines wertvollen Lebensraum-Mosaiks. „Wegen dieser Strukturvielfalt wurde das Obere Lenninger Tal 1993 auch unter Schutz gestellt“, so Anja Beuter.

Der Erhalt und die Entwicklung lichter Wälder, wie im Schlattstaller Gewann „Lange Steige“, liefern einen entscheidenden Beitrag zum Schutz der regionalen Artenvielfalt, wie die RP-Vertreterin ausführte. Berglaubsänger, Elegans-Widderchen oder das laut Sonja Berger nur noch im Oberen Lenninger Tal vorkommende Glückswidderchen profitieren von dem Pflegeeinsatz der freiwilligen Helfer.