Lenninger Tal

Leicht, schnell und nachhaltig

Holzbau Der nachwachsende Rohstoff Holz überzeugt mit kurzen Bauzeiten, hoher ­Energieeffizienz, optimalem Wohnklima und positiver Ökobilanz. Von Daniela Haußmann

Leicht, 
schnell und nachhaltig
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schnell und nachhaltig

Die Steinzeit ist vorbei. Davon ist Achim Rebmann überzeugt. Der Zimmermannsmeister und Unternehmer blickt vom obersten Stockwerk seines Hauses, das er in Owen gerade baut, hinunter auf die Straße. Wo sonst unzählige Kieslaster und Betonmischer zum Bauplatz rumpeln würden, um tonnenschweres Gesteinsmaterial anzuliefern, steht ein einziger Sattelschlepper der die Holzwände für sein Mehrfamilienhaus anliefert.

„Gerade einmal vier Lkw-Ladungen und fünf Tage Bauzeit sind“, laut Rebmann, „nötig gewesen, bis der Rohbau zusammen mit den Kellerinnenwänden stand.“ Bei einem Gebäude aus Beton ziehen dafür rund drei Wochen ins Land. „Vo­rausgesetzt das Wetter macht mit“, weiß der Unternehmer. Bis alle Arbeiten abgeschlossen sind, werden rund sechs Monate vergehen. Damit lässt sich Achim Rebmanns Traum vom Wohnen etwa vier bis sechs Wochen schneller realisieren als beim konventionellen Hausbau. Hinzu kommt: „Holz ist ein leichter Baustoff. Das spart schon beim Transport Kraftstoff und CO2.“

Während herkömmliche Baustellen im Winter oft verwaist sind, wächst ein Holzhaus in der Werkstatt einer Zimmerei, die die Bauteile vorfertigt. Ohne Probleme könnte Achim Rebmann die Wände, die er mit dem Kran übers Gerüst hebt, auch bei Frost aufstellen. Kaum sind die Massivholzbauteile in Position, genügen ein paar Schrauben und sie sind dauerhaft fixiert. Die Motorsäge heult laut auf. Ein Schnitt rechts, ein Schnitt links – der Transportsteg, der die Holzkonstruktion auf dem Frachtweg vor Erschütterungsschäden bewahrt, fällt polternd aus dem Türrahmen. Feuchtigkeit bereitet Achim Rebmann kein Kopfzerbrechen. „Die Luft, die uns umgibt, ist nie absolut trocken“, berichtet der Häuslebauer. „Holz enthält zahlreiche winzige Hohlräume, durch die es eine gewisse Menge Feuchtigkeit aus der Umgebung aufnimmt.“

Dank dieser Eigenschaft sorgen Wände, Decken und Fußböden aus Naturholz für ein stabileres Raumklima als konventionelle Baustoffe. „Das Hohlraumsystem entzieht der Luft Feuchtigkeit und leitet sie ins Freie ab oder in andere Zimmer um“, erläutert Rebmann. „Schimmelbildung und eine Schädigung der Bausubstanz, sind deshalb selbst in Küche oder Bad nicht zu befürchten.“ Ein Effekt, der dem Experten zufolge auch bei sommerlichen Hitzegraden im Gebäude ein Wohlfühlklima schafft. Zudem zeichnet sich Holz durch seine geringe Wärmeleitfähigkeit aus. In Kombination mit den winzigen Poren passt sich das Material in der kalten Jahreszeit optimal der Innentemperatur an.

„Wärme wird gespeichert und ihr Verlust unterbunden“, betont Achim Rebmann und gibt zu bedenken: „Energieeinsparungen sind in aller Munde. Ein Holzhaus hilft dabei und reduziert gleichzeitig Heizkosten.“ Anders bei Häusern, die beispielsweise aus Stein oder Beton gebaut sind. „Je niedriger die baustoffbedingte Oberflächentemperatur von Wänden, Decken und Fußböden ausfällt, desto wärmer muss die Raumluft sein, damit die gleiche Behaglichkeit wie bei Holz erzielt wird.“ Während die meisten Menschen beim Gedanken an die alternative im Wohnbau in punkto Brandschutz ein mulmiges Gefühl beschleicht, winkt Achim Rebmann ab. Er baut mit Holz, weil es sicher ist.

Der über lange Epochen der Menschheitsgeschichte verwendete und bewährte Baustoff besteht aus Zellen, in denen unter anderem Wasser ist. Wenn es Feuer fängt tritt Wasserdampf aus. „Es bildet sich eine Kohleschicht auf der Oberfläche, die isolierend wirkt“, erklärt der Zimmermannsmeister. „Indem das Holz an der Außenseite verkohlt, wird die weitere Sauerstoffzufuhr in das Holzinnere unterbunden – das Feuer erlischt, sofern nicht ständig weiter Energie zugeführt wird.“ Durch diese physikalische Eigenschaft behält eine Gebäudetragkonstruktion aus Holz auch unter hohen Temperaturen lange ihre Festigkeit.

Darüber hinaus ist Holz ein nachwachsender Rohstoff. Während in Steinbrüchen und Kiesgruben unter hohem Landschaftsverbrauch Bodenschätze für die Bauindustrie gewonnen werden, lässt sich mit Holz laut Rebmann deutlich ressourcenschonender bauen: „Der ökologische Fußabdruck fällt deutlich geringer aus.“ Für den Owener ist daher nicht Stein, sondern Holz der Baustoff der Zukunft.

„Ein Holzbalken hält bei einem Brand länger Stand als ein ungeschützter Stahlträger.

Achim Rebmann

Zimmermeister und Unternehmer

Akkuschrauber, Motorsäge und Hammer - viel mehr ist für den Bau eines Holzhauses nicht nötig.Fotos: Daniela Haußmann
Akkuschrauber, Motorsäge und Hammer - viel mehr ist für den Bau eines Holzhauses nicht nötig.Fotos: Daniela Haußmann