Lenninger Tal

Lenninger wandeln auf Luthers Spuren

Kirche Reise der Kirchengemeinde Brucken nach Magdeburg und ins Mansfelder Land. Neben den Spuren Martin Luthers, standen auch geschichtliche, kunsthistorische und architektonische Punkte auf dem Programm.

Die Sankt-Thomas-Kirche in Pretzien hat ein Pfarrer zu DDR-Zeiten mit seiner Frau und anderen Gemeindegliedern vor dem Verfall g
Die Sankt-Thomas-Kirche in Pretzien hat ein Pfarrer zu DDR-Zeiten mit seiner Frau und anderen Gemeindegliedern vor dem Verfall gerettet.Foto: privat

Die Kirchengemeinde Brucken hat im Namen der Albtraufgemeinden und des Kirchenbezirks zu einer Reise eingeladen. Ziel war Magdeburg und das Mansfelder Land. Die Reisegruppe mit 86 Teilnehmenden sollte aber nicht nur auf den Spuren Martin Luthers wandeln. Entsprechend vielfältig war das Programm gestaltet.

Die erste Station war die „Arche Nebra“ im Unstrut-Tal, dem Fundort der bronzezeitlichen Himmelsscheibe. Bereits vor 3 600 Jahren hat sie eine Vorstellung vom Kosmos entwickelt, die neu war. Vollmond, Sichelmond und Pleijaden sind in Gold auf der Scheibe zu sehen.

An jedem Tag gab es im „Wort für den Tag“ eine Besinnung, die von Reiseteilnehmern gestaltet und musikalisch vom mitgereisten Organisten Thomas Gruel begleitet wurde. Am ersten Reisetag fand die Besinnung in der Gemeinde- und Autobahnkirche in Brumby statt, einer Autobahnkirche mit besonderem Charakter: die barocke Kirche wird durch eine Holzdecke mit 92 Bildern zu biblischen Themen geschmückt.

Der Gottesdienst am Reformationstag im Magdeburger Dom eröffnete die Veranstaltungen zum 500. Jubiläum der Reformation. Bei der anschließenden Domführung beeindruckte die Geschlossenheit diese monumentalen Bauwerks der Gotik, das unter Kaiser Otto I. 955 begonnen wurde. Zwei künstlerische Darstellungen vermitteln einen besonderen Eindruck: Die Figurengruppe der klugen und törichten Jungfrauen in der Paradiesvorhalle und das von Ernst Barlach 1929 geschaffene „Heldenmal“ zum Andenken an die Opfer des Ersten Weltkrieges. Nachdem es 1933 entfernt worden war, wurde es 1956 an seine frühere Stelle zurückgebracht. Nach dem Besuch einer Ausstellung zum Reformator Jan Hus im Landtag von Sachsen-Anhalt bekam die Gruppe einen Überblick über die 805 gegründete Stadt Magdeburg, die 1945 fast vollständig zerstört wurde. Der folgende Tag stand ganz im Zeichen Martin Luthers. Beim Besuch seines Elternhauses und des zugehörigen Museums in Mansfeld wurde ein umfassender Einblick in den Alltag der Familie Luther gegeben.

Die Lutherstätten in Eisleben markieren Luthers Lebensanfang und sein Lebensende. In der Kirche Sankt Petri-Pauli wurde er 1483 getauft. Die renovierte, ganz in Weiß gehaltene Kirche ist heute zum „Zentrum Taufe“ geworden. Die Taufe als ein zentrales Element der Theologie Luthers wird dort verdeutlicht. Das Museum im Sterbehaus Luthers – er starb hier 1546 – dokumentiert die Umstände seines Todes.

Am folgenden Tag stand die Besichtigung des Kloster Jerichow und der Stadt Tangermünde auf dem Programm. Das 1144 gegründete Kloster Jerichow ist eine in Backsteinarchitektur ausgeführte romanische Klosteranlage. Das Schicksal von Grete Minde prägt die Geschichte der Stadt Travemünde mit. Der Rat der Stadt hatte ihr unter Folter das Geständnis abgezwungen, für den verheerenden Stadtbrand von 1617 verantwortlich zu sein. Sie wurde 1619 auf dem Scheiterhaufen brutal hingerichtet. Theodor Fontane machte sie zur Titelfigur seiner Novelle „Grete Minde“. Auf der Fahrt nach Dessau am Donnerstag erlebte die Gruppe in dem kleinen Ort Pretzien einen engagierten Pfarrer im Ruhestand. In der Zeit der DDR hatte er zusammen mit seiner Frau als Restauratorin kostbare Fresken aus dem Jahr 1230 freigelegt und mit Gemeindegliedern das Kirchengebäude der Sankt-Thomas-Kirche vor dem Verfall gerettet. In Dessau besichtigte dann die Reisegruppe das von Martin Gropius 1925/26 erbaute Schulgebäude des Bauhauses und erfuhr wichtige Elemente der Bauhaus-Architektur: Einfachheit, Funktionalität und Offenheit.

Bei der Rückfahrt wurde noch eine wichtige Lutherstätte besucht: das sächsische Torgau an der Elbe. Die Schlosskirche im Schloss Hartenfels ist der erste evangelische Kirchenbau – die Kanzel steht in der Mittel des Kirchenraumes. Johann Walter legte hier mit Luther die Grundlagen für die evangelische Kirchenmusik. In der nahen Stadtkirche Sankt Marien ist Luthers Ehefrau Katharina von Bora bestattet. Sie starb am 1552 in Torgau, nachdem sie auf dem Weg von Wittenberg verunglückt war. Durch die perfekten Vorbereitungen des Vorbereitungsteams um Pfarrerin Margret Oberle erlebte die begeisterte Reisegruppe eine Reise mit vielen Informationen, Eindrücken und Begegnungen.pm