Lenningen. Am Wochenende ging in Gutenberg das Kirchenfest zum runden Jahrestag über die Bühne. Pfarrerin Frida Rothe zeigte sich stolz. Denn: Hoher Besuch aus der evangelischen Kirchenführung in Baden-Württemberg hatte sich angekündigt. Landesbischof Dr. Otmar July ließ es sich nicht nehmen und folgte der Einladung zum Geburtstag. Nach drei Tagen Synode in Straßburg „war dieser Sonntag ein willkommener Lichtblick“.
Als um 10 Uhr die beiden Glocken zum Festgottesdienst riefen, waren die Kirchenbänke bereits gut gefüllt. Einige mussten auf die Empore ausweichen. Frida Rothe begrüßte mit froher Botschaft die vielen Gäste aus den Kirchengemeinden am Albtrauf. Die Pfarrerin verriet, dass der erste Gottesdienst in der Nikolauskirche bereits am 3. Dezember 1865 gehalten wurde, an diesem Tag sogar noch ohne Dach. Die Aufrichtung folgte erst später im Dezember des gleichen Jahres und im Januar 1866 kamen die Dachdecker.
Landesbischof Dr. Otmar July zeigte sich von der Beschaulichkeit des Ortes Gutenberg beeindruckt. Er erinnerte sich in seiner Rede an einen Besuch in Bayern. Beim Originalschauplatz der Fernsehserie „Die Kirche bleibt im Dorf“ traf er Schauspieler und Bürger. Der Kirchenchef schmunzelte: „In veränderter Form passt dieser Filmtitel auch für Gutenberg.“ Er blickte in seiner Predigt in die Vergangenheit, betrachtete die Gegenwart und orientierte sich an der Zukunft. „Die Veränderungen an der Nikolauskirche sind wie Parallelen zum Lebenskreislauf des Menschen zu sehen.“ Vieles kann umgestaltet werden, manches muss neu gebaut werden. Der Landesbischof verglich die Gottesdienstbesucher mit der Mauer der Nikolauskirche. „In diesen Mauern werden wir lebendig.“ Er forderte die Gäste auf, sich als lebendige Steine im Kirchengebilde zu sehen. Gutenberg mache es ja schon vor: Ein sehr agiler Frauenkreis, der Besucherdienst und die Kinderkirche halten die Kirchgemeinde am Leben. „Die lebendigen Steine bauen die Kirche immer wieder neu.“ July ist für künftige Veränderungsprozesse guter Hoffnung. Er nannte zum Abschluss seiner Predigt die drei Wegebilder des Herrn: Erinnerung, Vergegenwärtigung und Sendung.
Eine Premiere gab‘s beim anschließenden Fest auf dem Kirchplatz: Nicht, wie gewohnt, der gemischte Braten mit Spätzle und Soß‘ standen auf der Speisekarte, sondern diverse orientalische Spezialitäten. Vier Syrer vom AK Asyl hatten gekocht und sorgten in Gutenberg für ein ungewohntes Geschmackserlebnis. Den Festgästen schien‘s zu gefallen, und die Stimmung war sehr ausgelassen. Nicht zuletzt trugen strahlend blauer Himmel und sommerliche Temperaturen dazu bei, dass die Nikolauskirche in Gutenberg eine würdige Geburtstagsfeier bekam.